Die Vertragsgespräche mit einigen Leistungsträgern bleiben das große Thema rund um den FC Bayern. Viele fragen sich: Warum dauert es so lange? In seiner Kolumne nennt Sky Experte Lothar Matthäus die Gründe.
Dass der FC Bayern mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und auch Joshua Kimmich verlängern will, ist klar. Deswegen verhandelt man. Wie ich die Situation einschätze, liegt das Zögern nicht allein an wirtschaftlichen Aspekten.
Die Verträge, die Musiala und Davies vor einigen Jahren unterschrieben haben, sind nicht mehr zeitgemäß. Man hat erkannt, dass sie nicht nur Leistungsträger, sondern in ihrem Alter schon Unterschiedsspieler sind. Das wollen ihre Managements auch zahlenmäßig gewürdigt sehen.
Den Spielern geht es um die Perspektive
Von außen wird das vielleicht häufig falsch gesehen und gesagt: "Die denken doch alle nur ans Geld". Nein.
Die Spieler kennen ihren Marktwert, aber sie fragen sich: Was plant der FC Bayern in den nächsten Jahren? Kann ich meine sportlichen Ziele erreichen?
Für Musiala und Kimmich lege ich die Hand ins Feuer, dass es ihnen nicht hauptsächlich ums Geld geht, sondern auch um die Perspektive im Verein, was die Qualität der Mannschaft betrifft. Musiala wäre natürlich froh, wenn Kimmich bleibt und Kimmich wäre froh, wenn Musiala bleibt. Sie wissen, was sie aneinander haben. Da gehört ein Alphonso Davies genauso dazu.
Kimmich ist - Gott sei Dank wieder - der Kopf der Mannschaft. Der FC Bayern profitiert davon, dass er in ihm einen Spieler mit den Leaderqualitäten hat, die man vielleicht bei Borussia Dortmund vermisst.
Kimmich und Musiala haben keinen Druck
Aber Kimmich, Musiala und Davies wollen wissen, wie der Verein plant. Sie haben keinen Druck. Bei Kimmich steht eher der FC Bayern unter Druck, dass der Spieler nicht ablösefrei geht. Kimmich möchte vom Verein wissen, wie der Stand bei den anderen Spielern ist. Er muss nicht den ersten Schritt machen und hoffen, dass Musiala nachzieht.
Dass Manuel Neuer und Thomas Müller ihre Karrieren beim FC Bayern beenden, davon bin ich überzeugt. Sie werden den Verein nicht mehr wechseln und ihre Karrieren in München beenden.
Drei Fragezeichen auf den Flügeln
Was die Situation auf den Flügelpositionen betrifft, habe ich vor einigen Wochen schon gesagt, dass ich drei Kandidaten sehe, die aus unterschiedlichen Gründen im Verein hinterfragt werden. Das sind Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sane.
Ich gehe davon aus, dass versucht wird, mit zweien dieser drei Spieler im Sommer eine Lösung zu finden. Weil man etwas auffrischen will, wie zuletzt mit Michael Olise, der ein neues Gesicht ist und frischen Wind reingebracht hat. Bayern ist mit einigen Profis in Kontakt, welche die Nachfolge dieser Spieler antreten könnten, die in den vergangenen sechs, sieben Jahren viel dazu beigetragen haben, dass der FC Bayern so erfolgreich war.
Sane macht gar nicht mehr den Unterschied aus
Leroy Sane gibt mir aktuell nicht das Gefühl, dass er diese Leichtigkeit hat, die er für sein Spiel braucht. Ich beobachte bei ihm wieder eine ganz andere Körpersprache. Diese Unzufriedenheit, dieses Meckern, diese Handbewegungen sind nicht das, was ich von ihm erwarte.
Sane gibt mir zurzeit nicht die Argumente zu sagen, dass er den Unterschied ausmacht. Er macht gar nicht mehr den Unterschied aus, nicht einmal in jedem dritten Spiel. Er ist momentan mehr ein Mitläufer und nicht mehr der Unterschiedsspieler, der er aufgrund seines Talents sein müsste und deswegen wird er es schwer haben.
Er hat einen hochdotierten Vertrag und steht unter Beobachtung. Dass er diesen Vertrag nicht mehr bekommt, ist klar kommuniziert worden, aber andererseits weiß man um seine Fähigkeiten und es würde dem FC Bayern wehtun, wenn man ihn - wie auch andere - ablösefrei ziehen lassen müsste.
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