Lothar Matthäus übt Kritik an der Spielweise des FC Bayern und verweist auf das Auftreten von Tabellenführer Leverkusen und Trainer Xabi Alonso. Thomas Tuchels Aussagen bei einem Fanclubtreffen hält der Sky Experte für normal, für Jürgen Klopp hat er einen Bundestrainer-Plan.
Der FC Bayern hat nach dem 3:2-Sieg in Augsburg sieben Punkte mehr als nach dem 19. Spieltag der vergangenen Saison. Mir geht es aber nicht um die Ausbeute, sondern vor allem um die Art und Weise, wie die Bayern diese Punkte in der Bundesliga holen.
Warum bekommt es Leverkusen hin, auch wenn sie am Samstag gegen Mönchengladbach 0:0 gespielt haben, weiterhin attraktiven Fußball zu spielen, und der FC Bayern nicht?
Es geht um die Art und Weise, diese Dominanz, diese Leichtigkeit, die Ideen des Trainers, es geht nicht nur um Punkte. Und von denen hat Leverkusen übrigens immer noch zwei mehr.
Andere Mannschaften haben auch Verletzte
Bayern München klagt über die vielen Ausfälle, aber andere Mannschaften haben auch Verletzte.
Bei Leverkusen fehlen auch mehrere Spieler, einige sind beim Afrika-Cup, Boniface und Palacios sind verletzt, aber niemand beklagt sich. Der einzige Verein, der jammert, ist Bayern München. Xabi Alonso in Leverkusen macht es nicht.
Bei Bayer 04 sehe ich, dass der Trainer den anderen Spielern, die in der Vorrunde hinten dran waren, vertraut. Dass er auch im Meisterschaftskampf einen Torwart wechselt. Xabi Alonso nimmt die ganze Mannschaft mit, um das geht es!
Wenn mehrere Verletzte auf der gleichen Position spielen, wird es natürlich eng, vielleicht verteilt sich das bei anderen Klubs etwas mehr. Doch die Bayern haben nach wie vor Spieler in ihrem Kader, die auf der Ersatzbank sitzen, aber normalerweise Nationalspieler sind. Wenn man Thomas Müller in der 89. Minute einwechseln kann, dann muss der Kader doch gut sein.
Sacha Boey wird Bayern guttun
Für die rechte Abwehrseite wurde Sacha Boey verpflichtet. Er ist auf jeden Fall eine Verstärkung. Ich habe ihn in der Champions League gesehen, er bringt viel Energie mit, Offensivgeist, Geschwindigkeit, Bissigkeit, eine Überzeugung.
Er tut Bayern gut. Obwohl man sehr viel Geld hingelegt hat für einen Spieler von Galatasaray Istanbul, ist es ein Transfer, der für mich Sinn ergibt.
Transfers sind nicht Sache des Trainers
Thomas Tuchel wollte ursprünglich mit Kieran Trippier noch einen Spieler aus der Premier League holen. Während seiner Zeit in England hat er dort wahrscheinlich viele Spieler kennengelernt, die er von der Mentalität und Qualität her als echte Verstärkungen für den FC Bayern sieht. Aber Transfers sind bei Bayern München nicht Sache des Trainers.
Sonst bräuchte man Entscheidungsträger wie Christoph Freund oder Max Eberl nicht, wenn Tuchel die Transfers machen würde. In England ist der Trainer auch als Teammanager dafür zuständig, die Mannschaft zusammenzustellen. Thomas Tuchel weiß, dass es in Deutschland anders ist.
Tuchels Aussagen finde ich in Ordnung
Auf einem Fanclubtreffen hat Tuchel über seine Erfahrungen im Ausland gesprochen und gesagt, dass er sich vorstellen könnte, irgendwann auch mal in Spanien zu trainieren. Er ist gefragt worden und hat eine ehrliche Antwort gegeben, und ich finde diese Antwort in Ordnung. Soll ein Thomas Tuchel sagen, er bleibt lebenslang bei Bayern München? Er ist noch keine 80 Jahre alt, er ist erst 50. Als ich bei Inter Mailand gespielt habe, habe ich auch gesagt, ich könnte mir vorstellen, irgendwann einmal in Spanien zu spielen.
Neuer weiß, was Klopp geleistet hat
Auch Manuel Neuers Antwort auf die Frage, ob Jürgen Klopp irgendwann ein potenzieller Kandidat für den Posten des Bayern-Trainers sei ("Ich glaube nicht, dass der FC Bayern etwas dagegen hat"), ist für mich ganz normal. Der Fußball ist schnelllebig, Klopp ist ein super Trainer, der bei Bayern München schon häufiger auf der Liste stand. Auch Neuer weiß, was Klopp geleistet hat, welche Qualität er hat und welche Energie er einer Mannschaft geben kann. Klopp ist erst 56 und vielleicht könnte es für ihn irgendwann die Möglichkeit geben, Bayern München zu trainieren.
Klopp hat angekündigt, eine Pause zu machen und ein Jahr lang nicht als Vereins- oder Nationaltrainer arbeiten zu wollen. Ich war selbst Nationaltrainer, der Job ist schon etwas ruhiger. Wenn er aber wirklich ein Jahr lang nichts machen will, findet man auch eine Übergangslösung.
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