Lothar Matthäus thematisiert in seiner Kolumne die jüngsten Aussagen von Uli Hoeneß zum FC Bayern. Der Sky Experte schätzt zudem die Personalsituation der Münchner ein und erklärt, auf welche Spieler er setzen würde.
Ich habe die Aussagen von Uli Hoeneß vom Wochenende mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen.
Uli hat mich in den letzten Jahren häufig für das, was ich über den FC Bayern gesagt habe, kritisiert und attackiert. Mit seiner Rede beim Vereinsjubiläum in Seligenporten hat er mich bestätigt.
Uli hat Revue passieren lassen, was in den vergangenen Jahren falsch gelaufen ist. Darin sind wir uns unisono einig. Es ist schön, mitzubekommen, dass Uli und ich uns endlich einmal einig sind, wenn auch zeitversetzt.
Hoeneß ist zwar der Macher, aber nicht mehr der Chef des FC Bayern
Uli hat den FC Bayern über fast fünf Jahrzehnte geprägt. Es steht ihm zu, ein Machtwort zu sprechen, aber warum immer nach außen? Wenn ich in verantwortlicher Position wäre, würde ich sagen:
"Hey, lass mich doch arbeiten! Uli, komm zu mir, sag' mir, was ich machen kann. Wenn ich Hilfe brauche, komme ich zu dir." Uli ist zwar der Macher des Vereins, aber er ist nicht mehr der Chef. Wir können Uli nicht mehr ändern und er hat auch jedes Recht sich zu äußern, aber damit stiftet er häufig Unruhe.
"Man sieht, wo der Oberentscheidungsträger des FC Bayern sitzt"
Zwar ist seine Aussage, man müsse erst Spieler verkaufen, um weitere Transfers zu tätigen, völlig normal und verständlich, aber das muss er nicht öffentlich betonen. Vielmehr sollte er das intern mit Max Eberl und Christoph Freund besprechen nach dem Motto:
"Jetzt sind wir ans Festgeldkonto gegangen, wir haben unser Limit erreicht. Wenn wir uns noch den einen oder anderen Spieler wünschen, müssen erst einmal andere verkauft werden." Eberl und Freund sind von ihren Positionen her die Entscheidungsträger, aber durch diese Aussagen sieht man, wo der Ober-Entscheidungsträger nach wie vor sitzt.
Die Sorgen und Ängste von Hoeneß werden sichtbar
Uli hat Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic machen lassen. Er will nicht, dass wieder etwas schiefgeht. Die Sorgen und Ängste von Hoeneß werden sichtbar. Er hat Kahn und Salihamidzic eingestellt, bei Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel hat er seinen Haken dahinter gemacht.
Doch anders als früher haben diese Entscheidungen zuletzt nicht mehr geklappt. Deswegen steht auch Hoeneß enorm unter Druck.
Ich würde alles tun, um Kimmich zu halten
Was die bisherigen Transfers betrifft, hat man mit Ito einen zuverlässigen Innenverteidiger verpflichtet, der auch links spielen kann. Olise ist ein junger, dynamischer, torgefährlicher Spieler mit hohem fußballerischen Unterhaltungswert. Palhinha hatte man schon letztes Jahr im Auge. Ob man ihn im Mittelfeld wirklich braucht, ist die Frage. Ich könnte mir Joshua Kimmich als Holding Six vorstellen, die er bei Tuchel nicht war. Die Frage ist nur, wo die Bayern ihn einplanen und ob sie ihn überhaupt einplanen.
Wenn ich sehe, dass in Zukunft Spieler wie Thomas Müller oder Manuel Neuer wegbrechen, würde ich persönlich alles tun, um Kimmich zu halten. Er hat den Verein in den vergangenen Jahren geprägt, er ist ein Gesicht des FC Bayern, und Gesichter kann man sich nicht kaufen. Ich hätte auch alles getan, um David Alaba zu halten, und ich hätte vor zehn Jahren alles getan, um Toni Kroos zu halten.
Ich würde mit Davies verlängern
Ich würde die Gesichter behalten, die Vereinsgeschichte mitschreiben und die Bayern-DNA haben. Zu diesen Gesichtern zähle ich auch Matthijs de Ligt. Er hat Persönlichkeit und Leader-Qualitäten, aber der Kader ist groß und teuer. De Ligt weiß, was los ist, und Serge Gnabry, Kingsley Coman und ihre Manager können Zeitungen lesen.
Alphonso Davies ist womöglich auch ein Verkaufskandidat, obwohl Trainer Kompany sehr viel von ihm hält - wie ich übrigens auch. Ich würde Davies nicht verkaufen, sondern ich würde mit ihm verlängern.
Man muss über Spieler wie Xavi oder Olmo nachdenken
Der Verein muss wissen, was er will und ob er vielleicht noch einen Königstransfer tätigen will. Drei Spieler, die alle über hohe Qualität verfügen, wurden geholt. Ein richtiger Königstransfer, wie letztes Jahr Harry Kane, für eine Position, die man unbedingt noch besetzen muss, ist nicht dabei.
Was mache ich, wenn Kane mal längere Zeit ausfällt? Plane ich mit oder ohne echte Spitze? Es kommt darauf an, welches Konzept der Trainer hat.
Wenn Spieler wie Dani Olmo oder Xavi Simons auf dem Markt sind, muss man über sie nachdenken, aber es werden nicht alle kommen können, denn so viel Kaderplätze und so viel Geld hat der FC Bayern nicht.
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