Lothar Matthäus schreibt in seiner Kolumne über das Aus von Hansi Flick und die schätzt die Namen der gehandelten Nachfolge-Kandidaten ein. Das Auftreten der deutschen Basketballer wünscht sich der Rekordnationalspieler auch für die deutsche Fußball-Nationalelf.
Ich habe heute Morgen Franz Beckenbauer zum Geburtstag gratuliert und ich wünsche ihm das, was ihm alle wünschen: Dass es ihm bald wieder besser geht und dass er sich erholt.
Unseren Basketballern gratuliere ich zum WM-Titel! Das war Leidenschaft von der Mannschaft und Gänsehaut für die Zuschauer. Wenn eine Mannschaft alle Spiele gewinnt, ist sie verdient Weltmeister. Das Team hat etwas Einzigartiges vollbracht. Man hat gegen die USA gewonnen und sich im Finale gegen Serbien nach anfänglichen Schwierigkeiten durchgesetzt. Dass sie dem nervlichen Druck standgehalten hat, zeigt, dass die Mannschaft eine Einheit war. Die Spieler hatten viel Spaß miteinander, keiner hat sich in den Vordergrund gedrängt. Das hat mich ein bisschen an unseren Erfolg bei der WM 1990 erinnert.
Es muss etwas passieren, um dem DFB-Team neues Feuer zu geben
Dass unsere Fußball-Nationalmannschaft nicht mehr zur Weltspitze gehört, lag nicht allein am Trainer Hansi Flick, sondern in erster Linie an den Spielern. In den Vereinen funktioniert es, in der Nationalmannschaft aber fehlt genau diese Leidenschaft, die unsere Basketballer gezeigt haben. Ich bin nicht jemand, der nach einem Spiel sagt, dass alles schlecht ist. Aber es hat ja schon seit über einem Jahr nicht mehr funktioniert.
Es ging zu ruhig und harmonisch zu, die Reibungspunkte haben gefehlt. Es muss etwas passieren, um der Mannschaft neues Feuer zu geben. Die Frage ist, was will der DFB? Will man als Bundestrainer eine kurzfristige und danach eine langfristige Lösung? Oder will man gleich jetzt etwas Langfristiges?
Eine Kurzzeitlösung würde ich nur verstehen, wenn...
Ich wäre dafür, dass man schon jetzt einen Trainer findet, der den Job auch nach der EM und über Jahre hinaus macht. Eine Kurzzeitlösung wäre nur eine Zwischenlösung. Das würde ich nur verstehen, wenn man nach der EM Jürgen Klopp bekommt. Wenn man auf Klopp wartet, würde man jedoch den Spielern schon wieder eine Ausrede geben, wenn der Trainer vielleicht nur bis zum nächsten Sommer da ist.
Unter den gehandelten Namen sind einige dabei, die nicht den Kuschelkurs fortführen würden, wie Matthias Sammer oder Jürgen Klopp. Die Frage ist, ob Klopp bereit ist, sich aus Liverpool zu verabschieden und Deutschland aus der Krise zu führen?
Julian Nagelsmann wäre sofort verfügbar, aber man weiß nicht, ob er in seinen jungen Jahren Nationaltrainer werden oder lieber im Tagesgeschäft bei einem Verein arbeiten will.
Wir brauchen eine klare Linie, keinen Zickzack-Kurs
Ich habe bereits gesagt, dass der Posten des Bundestrainers für mich nicht infrage kommt. Und in der Task Force sitzen Völler, Watzke, Rummenigge und Mintzlaff. Es gibt genügend Leute, um Entscheidungen zu treffen. Wir brauchen jetzt einen Trainer, der die Mannschaft hinbekommt und eine klare Linie vorgibt. Die Japaner machen es ganz einfach, sie spielen seit 20 Jahren im gleichen System. Wir brauchen keinen Zickzack-Kurs, wir brauchen ein klares System.
Aussagen der Spieler, dass im Team eine gute Stimmung herrscht, sind nichts wert, wenn keine Einheit auf dem Platz ist. Ich glaube, dass viele mit der Situation nicht umgehen konnten bzw. können. Ich sehe im DFB-Team namhafte und erfolgreiche Spieler aus Vereinen wie Manchester City, Real Madrid, FC Barcelona, Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen. In den Klubs funktioniert es, aber in der Nationalmannschaft funktioniert nichts: Es fehlt die Kompaktheit, mit der Deutschlands Basketballer oder Argentiniens Weltmeister bei der WM in Katar verteidigt haben.
Füreinander, Miteinander, Disziplin, Kompaktheit
Teams wie Argentinien oder Marokko haben füreinander und miteinander gefightet, genauso wie die Kolumbianer und Japaner gegen Deutschland. Bei uns fighten nicht alle, und wenn nur einer nicht mitmacht, funktioniert das ganze Gebilde nicht. Die Basics, die vielleicht auch Hansi Flick gemeint hat, sind für mich, abgesehen vom Passspiel: Füreinander, Miteinander, Disziplin, Kompaktheit und Konzentration.
Wenn einer gegen Japan einen schlechten Pass gespielt hat oder dem Gegner nicht nachgelaufen ist, hat keiner etwas gesagt, sondern es wurde einfach so hingenommen. Warum ist Rüdiger nach dem Fehler von Gosens nicht mitgelaufen? Warum ist Gnabry vor dem zweiten Gegentor dem japanischen Spieler nicht hinterhergelaufen? Jeder denkt für sich, er ist ein Star. Wenn nur einer denkt, er hat es nicht nötig, für den anderen zu laufen, ist es schon ein Fehler. Ein Kai Havertz spielt bei Arsenal, aber in der Nationalmannschaft fehlt ihm die Körpersprache.
Spieler haben Fans enttäuscht und Flick im Stich gelassen
Über Havertz' Aussage vor dem Japan-Spiel zur fehlenden Unterstützung der Fans war ich erschrocken. Ich glaube, dass vor allem die jungen Fans zu diesen Spielern aufschauen. Aber sie werden enttäuscht.
Unsere Spieler können dribbeln, sie sind schnell, die Mannschaft verfügt über sehr erfahrene Profis wie Gündogan, Müller, Neuer oder ter Stegen, Spieler im besten Fußballeralter wie Kimmich, Goretzka oder Sane, Spieler wie Musiala oder Wirtz, die mit ihrer Frische den Unterschied ausmachen können. Deswegen hätte ich es Hansi Flick bis zum Spiel gegen Japan zugetraut, die Mannschaft in die Spur zu führen. Aber die Spieler haben ihn im Stich gelassen.
Ich möchte einen Bundestrainer haben, der die deutsche Nationalmannschaft in den nächsten Jahren wieder dahin führt, wo sie hingehört.
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