Schnell, trickreich, torhungrig - Marcus Rashford bringt eigentlich alles mit. Unter Neu-Coach Ruben Amorim ist er bei Manchester United aber weitestgehend außen vor und sieht die Zeit für einen Abgang gekommen. Auch der BVB befindet sich unter den Interessenten.
Von Jeremy Weitz
Spieler wie Marcus Rashford gibt es im modernen Fußball nur noch äußerst selten: Seit seinem Profidebüt im Februar 2016 trug der heute 27-Jährige bisher nur das Trikot eines Vereins: Manchester United. In den neun Jahren kommt er auf 426 Einsätze und verbuchte dabei 138 Tore und 63 Vorlagen. Der in Manchester geborene Angreifer wurde über die Jahre zur Identifikationsfigur. Mittlerweile ist die Situation jedoch eine Andere. Rashford ist unter dem neuen Trainer Ruben Amorim völlig außen vor - und sehnt sich nach einem Tapetenwechsel.
"Für mich persönlich denke ich, dass ich bereit für eine neue Herausforderung und die nächsten Schritte bin", sagte der 60-fache Nationalspieler Englands Ende Dezember im Gespräch mit dem britischen Journalisten Henry Winter. Vor Monaten schien das noch undenkbar. Ex-Coach Erik ten Hag setzte zu Saisonbeginn voll auf den Linksaußen, der in der Liga bis zum Trainerwechsel nur einmal nicht in der Startelf gestanden hatte. Auch Amorim vertraute in seinen ersten beiden Spielen auf Rashford. Trotz drei Treffer verlor er daraufhin seinen Stammplatz und kam in den vergangenen fünf Partien gar nicht mehr zum Einsatz. Wie konnte es soweit kommen?
System-Problem?
Mit Blick auf die anfängliche Torquote unter Amorim erscheint es wenig nachvollziehbar, warum Rashford aus der ersten Elf verbannt wurde. Die Gründe für die Degradierung sollen neben nächtlicher Ausflüge vor Spieltagen auch die mangelnde Trainingsbereitschaft gewesen sein. Vorwürfe, die das Management des Angreifers entschieden zurückweist. Hinzu kommt, dass der neue Trainer nicht nur die mannschaftsinternen Sanktionen für Vorfälle dieser Art verschärft hat, sondern auch ein System spielen lässt, dass die eigentliche Position von Rashford gar nicht vorsieht.
In Amorims 3-4-3-System ist kein Platz für einen gelernten Linksaußen. Die Flügel werden von den offensiven Außenverteidigern Diogo Dalot und Noussair Mazraoui beackert, während Rasmus Hojlund, Bruno Fernandes und Amad Diallo das Dreigestirn im Angriff bilden. Rashford sieht sich trotzdem in der Lage, auch in dieser Formation überzeugen zu können: "Ich habe Eigenschaften, um auf allen drei Positionen zu spielen. Einige Positionen sind für mich natürlicher, einige Positionen muss ich mehr trainieren und ein bisschen mehr taktisch arbeiten. Die linke Seite passt am besten zu mir", erklärte er Winter.
Entscheider-Qualitäten als Faustpfand
Rashford dürfte nicht nur aufgrund seiner Vielseitigkeit für viele europäische Spitzenklubs interessant sein. Doppelpack beim Profidebüt in der Europa League gegen Midtylland, Doppelpack plus Assist beim Premier-League-Debüt gegen Arsenal, Tor beim Champions-League-Debüt gegen Basel und Tor beim Länderspieldebüt gegen Australien - das Wort "Eingewöhnungszeit" kennt der Engländer nicht.
Der Begriff "Matchwinner" hingegen taucht sehr wohl im Wortschatz des Flügelstürmers auf. In der Premier-League-Historie hat kein Spieler häufiger das Siegtor ab Minute 90 erzielt (4) und keiner mehr Siegtore als Joker (5) auf dem Konto. In der Saison 22/23 erreichte Rashford seinen bisherigen Zenit, als er in 56 Pflichtspielen starke 39 Scorerpunkte beisteuerte.
Wechsel ins Ausland?
Sei es wegen ausbleibender Trainingsleistungen, nächtlicher Eskapaden oder aus Systemgründen - der lange für unmöglich gehaltene Abschied Rashfords wird immer wahrscheinlicher. United-Legende und Sky Experte Gary Neville: "Es sieht nicht gut aus für Marcus' Zukunft beim Klub. Ich vermute wir kommen an einen Punkt, an dem eine Trennung unausweichlich ist."
Die ersten Interessenten sind bereits bekannt. Wie The Athletic zuerst berichtete, hat sich neben dem AC Mailand und Juventus auch Borussia Dortmund nach den Modalitäten für eine mögliche Leihe für diesen Winter erkundigt. Auch wenn dem BVB klare Informationen vorliegen, dass der Spieler wechseln will und auch darf, dürfte das finanzielle Gesamtpaket für den Bundesliga-Klub allerdings nur schwer zu stemmen sein.
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