Drei Spiele, drei Böcke! Manuel Neuer hat in den letzten Partien für den FC Bayern (gegen Real und Hoffenheim) und die Nationalmannschaft (gegen die Ukraine) jeweils gepatzt. Das kennen wir so vom früheren Welttorhüter nicht.
In der Schlussphase der Testpartie gegen die Ukraine (0:0) hielten die 43.000 Fans in Nürnberg kurz den Atem an. Ein folgenschwerer Fehler hätte beinahe zur Niederlage geführt.
Ich habe Neuer nach dem Spiel auf seinen Fehler angesprochen. Die Antwort: "Ich habe den Yarmolenko gar nicht gesehen. Robin Koch hatte den Ball ein bisschen kurz gespielt." Für ihn sei es klar gewesen, dass er den Ball "links zu Maxi Mittelstädt chippe".
Warum schlägt Neuer den Ball nicht einfach kompromisslos weg?
Ich bin ein wenig ratlos, was Neuers Leistungen in den letzten Monaten angeht. Und hätte nie gedacht, dass ich das mal - bezogen auf Neuer - sein werde. Auch gegen die Ukraine hat der 38 Jahre alte Routinier phasenweise gezeigt, dass er noch immer der Fels in der Brandung sein kann. In sein sonst so sicheres Torwartspiel, das Neuer über zwei Jahrzehnte hinweg revolutioniert und auf ein zuvor nie da gewesenes Level gehoben hat, mischen sich aber immer wieder Patzer.
Und deshalb geht bei einigen Fans und Experten wenige Tage vor dem Start in das Heim-Turnier die Sorge um: Ist Neuer wirklich unantastbar? Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte sich im März bereits entschieden, dass am Bayern-Keeper nicht zu rütteln ist.
Kann Neuer, der gegen die Ukraine nach 550 Tagen und einem überstandenen Beinbruch im Dezember 2022 wieder sein Comeback im DFB-Trikot gefeiert hat, bei der EM wirklich der nötige Rückhalt sein?
Wackelt Neuer am Freitag im letzten Härtetest gegen Griechenland erneut, werden die Rufe nach Marc-Andre ter Stegen oder Alexander Nübel, dem ohnehin die Zukunft gehört, noch lauter. Dann muss Nagelsmann sein Bekenntnis ernshaft überdenken.