Matthäus: Das macht Bremen und Hertha gerade so stark

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Von Lothar Matthäus, Fußball Experte

Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal singt er ein Loblied auf einige Bundesliga-Trainer.

Pal Dardai

Er ist jetzt im vierten Jahr Chef-Trainer des Hauptstadtklubs - und eine extrem positive Entwicklung ist einfach nicht zu leugnen. Das Allerschönste ist, dass es jetzt langsam richtig Spaß macht, seinem Team beim Fußball spielen zuzuschauen. Früher lag das Haupt-Augenmerk auf Kompaktheit und Disziplin. Jetzt wird auch noch toller Fußball gespielt und gewonnen.

Pal ist fußballverrückt und kommt aus einer Fußballer-Familie. Womit wir beim Thema wären: Pal ist für Hertha nicht irgendein Trainer und umgekehrt. Was dort geschieht hat etwas mit Familie, Beziehung, Liebe zu tun. Hertha BSC liebt Pal und Pal liebt Hertha BSC. Der Ungar hat einen ganz klaren Karriereplan und überträgt seine Ideen auf seine Spieler mit allem, was dazugehört. Einfach großartig zu sehen, wie dieser Trainer, dieser Klub und diese Mannschaft zusammenpassen.

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"So sehe ich das" - alle Aussagen von unserem Sky Experten gibt's nochmal hier!

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Florian Kohfeldt

Wie so oft in der Werder-Tradition, hat auch Kohfeldt seinen Werdegang im Bremer Nachwuchs. Dies hatten auch Skripnik oder Nouri genauso wie Schaaf. Das Zusammenspiel zwischen diesem jungen Trainer und seiner Mannschaft ist beeindruckend. Vor allem schafft es Kohfeldt, durch den offensiven, erfolgreichen und spektakulären Fußball das tolle Bremer Publikum auf seine Seite zu ziehen. Man muss sich ja nur einmal die Historie der Grün-Weißen anschauen. Werder stand immer dafür, lieber 4:3 als 1:0 zu gewinnen. Das wird von den Rängen vor allem in Bremen honoriert.

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Kohfeldt strahlt eine natürliche Souveränität und ein Selbstvertrauen aus, das in diesem Alter nicht selbstverständlich ist. Das sieht man allein an seinen erfrischenden und klaren Aussagen vor der Kamera. Es sieht so aus, als würde Werder und Kohfeldt in dieser Saison um die internationalen Plätze mitspielen und nicht ums Überleben kämpfen.

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Ein Beweis für die große Qualität dieses Trainers ist, mit welch unterschiedlichen Typen er zurechtkommt. Pizzaro ist 40 und hat alles erlebt. Kruse ist ein ganz spezieller Spieler, mit dem bestimmt nicht jeder Trainer umgehen kann. Die Eggesteins sind Talente aus der Jugend. So unterschiedlich die Persönlichkeiten in dieser Mannschaft auch sind, der Cheftrainer moderiert das mit großer Klasse, Fachwissen und Menschlichkeit. Chapeau.

Tor - Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt): Der Torhüter verhinderte gegen Hoffenheim in der Nachspielzeit mit einer Glanztat gegen Ishak Belfodil den Ausgleich und war auch sonst immer zur Stelle.
Abwehr - Aaron (1. FSV Mainz 05): Der Linksverteidiger ließ gegen den Hertha in der Defensive kaum etwas anbrennen und sorgte in der Offensive stets für Gefahr.
Abwehr - Nico Elvedi (Borussia Mönchengladbach): In seinem 100. Pflichtspiel für die Fohlen lieferte der Schweizer in der Innenverteidigung eine ganz starke Leistung ab und hatte großen Anteil daran, dass die Borussia in München zu Null spielte.
Abwehr - Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach): Mit seinem herausragenden Stellungspiel war der Nationalspieler einer der Garanten dafür, dass Bayerns Torjäger Robert Lewandowski keinen Stich machte.
Mittelfeld - Davy Klaassen (Werder Bremen): Der Mittelfeld-Antreiber fungierte gegen den VfL Wolfsburg mit seinem Führungstreffer als Dosenöffner. Darüber hinaus gewann er 77 Prozent seiner Zweikämpfe.
Mittelfeld - Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach): Der Weltmeister von 2014 lieferte auf der Sechser-Position eine blitzsaubere Leistung ab. In dieser Form ist er nicht aus Gladbachs Startelf wegzudenken.
Mittelfeld - Weston McKennie (FC Schalke 04): Erst das Siegtor in der Champions League gegen Moskau, dann das erste Bundesliga-Tor gegen Düsseldorf - das königsblaue Mentalitätsmonster kommt aus dem Jubeln nicht mehr heraus.
Mittelfeld - Marcel Sabitzer (RB Leipzig): Der Österreicher schnürte beim Leipziger Kantersieg gegen den 1. FC Nürnberg einen Doppelpack, zeigte sich enorm lauffreudig und wirbelte zumeist unbedrängt durch das Mittelfeld.
Angriff - Bobby Wood (Hannover 96): Der Knoten ist geplatzt! Der US-Amerikaner traf gegen den VfB Stuttgart zwei Mal per Kopf und brachte die Niedersachsen damit auf die Siegerstraße.
Angriff - Paco Alcacer (Borussia Dortmund): Der Spanier wurde gegen Augsburg in der 59. Minute beim Stand von 0:1 eingewechselt. Erst sorgte er zwei Mal für den Ausgleich, ehe er in der Nachspielzeit das Stadion mit seinem Siegtreffer explodieren lie
Angriff - Timo Werner (RB Leipzig): Der Nationalspieler erzielte einen Doppelpack und war von den Nürnbergern nicht in den Griff zu kriegen. Der Elfmeter-Fehlschuss war da nur ein kleiner Schönheitsfehler.
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Lucien Favre

Ein Glücksgriff für Dortmund und die Bundesliga. Hier merkt man, wie wichtig es war, dass Dortmund einen Trainer geholt hat, der die Liga kennt und die Sprache spricht. Erfolge sind bei Favre einfach garantiert. Da muss man nur nach Gladbach, Berlin oder Nizza schauen. Natürlich gehört immer eine Idee dazu, aber man braucht auch etwas Glück.

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Ich habe selten erlebt, dass ein Trainer so oft hintereinander Spieler einwechselt, die dann das Spiel drehen und entscheiden. Das wird nicht ewig so weitergehen, doch es zeigt natürlich, welch unglaubliche Qualität in diesem Trainer steckt. Er entwickelt Spieler, verankert seine Idee in deren Köpfen und schafft es, das Allerbeste aus ihnen rauszuholen. Das mag für den einen oder anderen Spieler manchmal etwas zu viel sein, aber sie merken schnell, dass dieser Trainer für Erfolg steht.

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Man muss abwarten, ob Dortmund auch die großen Spiele der Saison gewinnt, aber sie sind auf einem tollen Weg. Und es soll natürlich nicht unerwähnt bleiben, wie sehr ich mich für und mit Mario Götze gefreut habe, der sich offensichtlich nicht hat hängen lassen und seinen Einsatz mit einem tollen Tor garniert hat. Ich hoffe, es folgen weitere.

Manuel Baum

Ein sehr akribischer Arbeiter. Es nötigt mir eine Menge Respekt ab, wie man mit so wenig finanziellen Mitteln so erfolgreichen Fußball praktizieren lässt. Wie vor jeder Saison zählt Augsburg für viele zu den ersten Abstiegskandidaten. Und mal wieder sieht es so gar nicht danach aus.

Im Gegensatz zu vielen anderen kleinen Klubs lässt Baum seine Elf nicht nur mauern und auf den einen glücklichen Konter warten, ganz im Gegenteil. Mit vielen ausgetüftelten Systemen schafft er es mit Mut, Disziplin und Fantasie auch die ganz großen regelmäßig zu ärgern. Der Beweis: ein tolles Unentschieden in München und bis zur 96. Minute ein spektakuläres 3:3 in Dortmund. Zwei klasse Leistungen in den vielleicht schwersten Auswärtsspielen der Liga. Das ist die Belohnung für tolle Trainer-Arbeit.

Dieter Hecking

Er hat es geschafft, auch nach der Kritik am Ende der letzten Saison den Stil der Borussia und die Art und Weise ihres Spiels erfolgreich zu ändern. Man merkt, dass sich Dieter hinterfragt hat und zum Entschluss gekommen ist, dass es nicht nur ein 4-4-2 gibt. Ein Trainer muss immer das beste System für die Spieler finden, die er hat.

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Zusammen mit Max Eberl hat Hecking passende Transfers getätigt und jetzt vor allem in der Offensive mehr Möglichkeiten. Auch die zwei Achter sorgen für Flexibilität und die richtige Balance im Gladbach-Spiel. Auch hier ist es ähnlich wie bei Werder Bremen. Der Gladbach-Fan ist geprägt durch den offensiven Stil, den die Fohlen in den siebziger Jahren begründet haben. Vereinsführung, Mannschaft und Trainer passen in Gladbach einfach gut zusammen.

Ich hab sie in dieser Saison drei Mal live gesehen und sie haben alle drei Spiele mit herrlichem Fußball gewonnen und dabei überzeugt. Einfach gute Arbeit am Niederrhein.

Ralf Rangnick

Nach holprigem Saisonstart und einer peinlichen Pleite im Duell mit Salzburg in der Europa League sowie Undiszipliniertheiten von einigen Spielern, hat der erfahrene Rangnick die Situation in Leipzig nicht nur gemeistert, sondern es auch noch geschafft, gestärkt da raus zu kommen. Es war perfekt wie Rangnick dem ein oder anderen Spieler einen Denkzettel zur rechten Zeit verpasst hat, ohne es dabei zu übertreiben und die Spieler zu demontieren.

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Die Regel der Trainer muss ganz klar lauten: wer den Teamspirit gefährdet und sich nicht an die gemeinsam verabredeten Regeln hält, spielt nicht. Dies hätte vielleicht auch mal einem James Rodriguez in München gut getan. Weder er noch irgendein anderer Spieler ist größer als der jeweilige Verein. Rangnick macht stand jetzt alles richtig in Leipzig und das ist in der dortigen Konstellation und dem Wissen, dass Nagelsmann nächste Saison kommt, bestimmt nicht immer leicht.

Adi Hütter

Das Erbe von Niko Kovac in Frankfurt war gewaltig. Und die Anfangszeit von Hütter war prompt extrem schwer. 5:0-Klatsche im Supercup gegen die Bayern, Pokal-Aus in Runde eins beim Viertligisten aus Ulm und die wichtigsten Spieler wie Wolff oder Boateng verloren. Das kann ganz schnell zum großen Problem werden. Aber er ist ruhig geblieben und begeistert nun mit einem offensiven und schönen Fußball. So wie er es bereits in Salzburg und Bern getan hat. Und auch hier merkt man, wie wichtig ein ruhiger, besonnener und kluger Boss ist.

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Es gibt keinen Ersatz dafür, eine Kabine zu kennen, ein Stadion gefühlt zu haben oder den Geruch des Rasens zu kennen. Bobic und Hütter - vielleicht die nächste hessische Erfolgsgeschichte. Wenn ich sehe, wie sie auch in der Europa League gegen Marseille und Lazio begeistert haben, stehen die Chancen dafür gut.