Beim FC Bayern brennt es nach nur einem Sieg aus den vergangenen fünf Pflichtspielen hinter den Kulissen lichterloh. Der scheidende Trainer Thomas Tuchel könnte der erste Coach seit 2012 sein, der keinen Titel in einer Saison holt. Bei Sky90 steht er daher auch im Kreuzfeuer der Kritik.
"Es ist vieles aus dem Ruder gelaufen in den vergangenen Wochen und Monaten. Seitdem er da ist, kritisiert er seine Spieler, selten hat er sie gelobt. Ein Spieler braucht Lob. Ich lobe meine D-Jugend auch, dann sind sie motiviert. Wenn ich nur auf sie losgehe, dann laufen sie nicht mehr. Das ist doch das Einfachste und weiß auch jeder Trainer. Es passt einfach gar nicht mehr und ich weiß auch nicht, wie das in den nächsten drei Monaten funktionieren soll", erklärte Lothar Matthäus bei Sky90 - die Fußballdebatte.
Ein Aus im Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio in der Champions League am Dienstag (21 Uhr) und Tuchel würde bereits im März das Aus drohen. "Die Leute sind unzufrieden. Das ist schon ein Punkt, wo man nicht ankommen möchte als Angestellter des FC Bayern", so Matthäus. Unzufrieden sei vor allem die Mannschaft, die die Trainerentscheidungen oftmals nicht verstehen würde: "Thomas gräbt sich so viele Gräben. Thomas soll doch einfach nur vernünftig mit der Mannschaft in den letzten drei Monaten umgehen, die Spieler motivieren, zusammenhalten und hinter sich bringen."
Muss Tuchel mehr lügen?
Geht es nach Bundesliga-Trainerlegende Christoph Daum, müsste Tuchel sich dafür zunächst öffentlich anders geben. "Ein Trainer hat die Aufgabe, wenn es mal nicht so läuft, sich vor die Mannschaft zu stellen. Du kannst intern anders sprechen als in der Öffentlichkeit", so Daum, der vom FC Bayern aktuell "einen Eindruck von einer Patchwork-Familie" hat, die mehr "nebeneinander statt füreinander" agiert.
Gerade die häufig schonungslosen Fehleranalysen Tuchels vor TV-Mikrofonen nach Rückschlägen kommen bei Daum nicht gut an: "Wer findet das nicht toll, wenn einer ehrlich ist? Das finden alle top. Aber in so einer Situation lüge ich für meine Mannschaft, weil ich mich vor meine Mannschaft stelle und sie schütze."
Matthäus meinte zudem: "Wenn er ehrlich ist, muss er erst mal ehrlich mit sich selbst sein und das vergisst er. Er hinterfragt nicht seine Fehler. Er geht immer los auf seine Spieler, macht sie klein. Aber versucht bei sich keinen Fehler zu suchen."
Tuchel kämpft um sein Image
Tuchel würde "nur mit dem Finger auf seine Spieler deuten, immer sind die anderen die Schuldigen". Die Spieler würden laut Matthäus auch gerne mal hören, dass der Trainer öffentlich Fehler eingesteht. Für Daum wäre in der aktuellen Situation nun zwingend nötig, dass Tuchel sich mit seinen Führungsspielern zusammensetzen würde und gemeinsam nach Lösungsansätzen sucht. "Denn es geht jetzt um den Verein, die Mannschaft ist wichtiger als jeder Einzelne", machte der 70-Jährige deutlich.
Die kommenden Spiele sind aber nicht nur für den FC Bayern enorm wichtig, sondern auch für scheidenden Coach und seine eigene Zukunft. "Tuchel muss auch um sein Image spielen", sagte Daum und fügte an: "Tuchel muss daran denken, dass es auch um seine Zukunft geht. Er muss bestmöglich performen, bis er Bayern München verlässt, um auch eine Visitenkarte zu haben, um dann wieder bei einem Topklub unterzukommen."
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