Die beste Elf der Bundesliga-Geschichte! Sicherlich würden bei vielen Fans unterschiedliche Namen am Ende auf dem Papier stehen, aber große Schnittpunkte gäbe es bestimmt. Wie sieht es allerdings aus, wenn man die beste Elf bauen will, in der die Spieler nie miteinander gespielt haben?
Die Bundesliga hat seit seiner Gründung zur Saison 1963/64 zahlreiche Legenden hervorgebracht. Franz Beckenbauer beispielsweise. Oder Gerd Müller. Auch Wolfgang Overath, Günter Netzer, Jupp Heynckes, Horst Hrubesch, Uli Stein, Michael Zorc, Klaus Fischer, Charly Körbel, Lothar Matthäus, Jürgen Kohler, Thomas Häßler, Oliver Kahn oder Philipp Lahm.
Aktuell sind Akteure wie Mats Hummels, Robert Lewandowski beziehungsweise Claudio Pizarro zu nennen. All diese Kinder der Bundesliga dürften sich Chancen ausrechnen, wenn es darum geht, die beste Bundesliga-Elf der Geschichte zu bestimmen.
Doch wie sieht es aus, wenn man eine kleine Einschränkung hinzufügt. Die wäre: Stelle das beste Team aus Trainer und elf Spielern zusammen, die nie zusammengespielt haben.
Die Regeln sind einfach
Eigentlich recht einfach und jeder hat wahrscheinlich schon einige Kandidaten im Hinterkopf. Bevor wir aber loslegen, ein paar Rahmenbedingungen:
- Zusammengespielt bedeutet, dass sie niemals in einer Saison beim gleichen Team (Nationalmannschaften nicht eingeschlossen) unter Vertrag standen.
- Die Elf wird in einem 4-4-2 aufgestellt, wobei Liberos als Innenverteidiger mitgezählt werden
- Es werden nur die Leistungen in der Bundesliga betrachtet. Bei Raul Gonzalez Blanco also "nur" seine zwei Spielzeiten auf Schalke - die Weltkarriere zuvor bei Real Madrid zählt nicht.
Beckenbauer oder Gerd Müller?
Okay, dann beginnen wir mit der Auswahl und stoßen sofort auf ein großes Problem. Die beiden wahrscheinlich ruhmreichsten deutschen Fußballer - Franz Beckenbauer und Gerd Müller - spielten über viele Jahre zusammen beim FC Bayern. Die erste Frage stellt sich: Wer schafft es ins Team? Der "Kaiser" oder der "Bomber der Nation"?
Schwierige Entscheidung, auch wenn man letztlich nicht wirklich falsch liegen kann. Für dieses Team erhält Franz Beckenbauer den Zuschlag. Natürlich, Müller ist der beste Torjäger, den Deutschland je gesehen hat und ist folgerichtig auch Rekordtorschütze der Bundesliga. Aber Beckenbauer ist eine Ikone. Wenn man an Fußball in Deutschland denkt, ist Beckenbauer der erste Name, der den meisten Fans in den Sinn kommt. Der Kapitän der Weltmeister-Elf 1974 ist somit der erste Spieler dieser Super-Elf.
Das Problem dabei: Aufgrund seiner Zeit beim FC Bayern (1964-1977), fällt nicht nur Müller aus der Verlosung, sondern auch Spieler wie Sepp Maier, Paul Breitner, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge oder Trainer Udo Lattek. Und da Beckenbauer von 1980 bis 1982 auch noch beim Hamburger SV kickte, müssen wir uns wohl oder übel auch von Legenden wie Uli Stein, Manni Kaltz, Felix Magath, Horst Hrubesch und Coach Ernst Happel verabschieden.
Matthäus ist gesetzt - mit Nebenwirkungen
Doch immerhin spielt der Kaiser nie mit unserem nächsten Spieler zusammen, auch wenn beide beim gleichen Verein Erfolge feiern. Die Rede ist vom heutigen Sky Experten Lothar Matthäus. Der Rekordnationalspieler, siebenfache Deutsche Meister und Weltmeister-Kapitän der DFB-Elf 1990 ist nicht nur Deutschlands einziger Weltfußballer, sondern auch der erste Mittelfeldspieler der Elf.
Da Matthäus in seiner frühen Zeit bei Borussia Mönchengladbach und auch beim Rekordmeister oft als Achter agiert, nimmt er die Rolle des defensiven Mittelfeldakteur ein, da für die Zehner-Rolle noch einige gute Optionen verfügbar sind, die wir nicht voreilig ausschließen wollen.
Leidtragende dieser Wahl sind Stars wie Andreas Brehme, Jürgen Klinsmann, Oliver Kahn, Thomas Helmer, Stefan Effenberg, Frank Mill oder Wolfgang Kleff, die entweder in München oder bei den Fohlen mit Matthäus zusammenspielten. Zudem steht fest, dass Trainer Ottmar Hitzfeld das Team nicht betreuen wird.
Beckenbauer in der Abwehr, Matthäus im Mittelfeld - höchste Zeit also, sich um den Angriff zu kümmern: Da Müller wegfällt, ist der zweitbeste Torjäger der Geschichte die erste Wahl. Mit Klaus Fischer ist der erste Knipser fest in die Aufstellung verankert, doch auch dies hat seinen Preis: Seine Schalker Zeit sorgt dafür, dass wir Helden wie Klaus Fichtel, Stan Libuda, Rüdiger Abramczik, Hannes Bongartz oder Norbert Nigbur streichen müssen. Wahrscheinlich zu verkraften, aber seine Station beim 1. FC Köln (1981-84) kostet uns zu allem Überfluss auch Spieler wie Toni Schumacher, Pierre Littbarski, Rainer Bonhof oder Klaus Allofs.
Lahm oder Lewandowski? Wie würdet ihr entscheiden?
Der spätere Manager von Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg ist somit keine Option für den Platz neben Fischer, aber vielleicht ja der drittbeste Torjäger der Historie? Dieser ist seit dieser Spielzeit kein anderer als Robert Lewandowski, doch hier ergibt sich ein ähnliches Problem wie bei Beckenbauer/Müller. Nimmt man den Polen ins Team oder vielleicht doch lieber den vielleicht besten Rechtsverteidiger in Philipp Lahm?
Auch diese Entscheidung fällt extrem schwer, da Lewandowski seine Trophäen-Sammlung sicherlich noch ausweiten wird in den kommenden Jahren. Der Torjäger hat jedoch auch den Nachteil, dass er nicht nur zahlreiche Bayern-Stars von der Liste streichen würde, sondern auch die Double-Sieger aus seiner Dortmunder Zeit.
Philipp Lahm schafft also den Sprung ins Team und ist der Rechtsverteidiger der Wahl, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass Granaten wie Arjen Robben, Franck Ribery, Thomas Müller, Manuel Neuer, Mats Hummels, Jerome Boateng und zahlreiche weitere Stars keine Option mehr darstellen.
Der Schmerz, in Lewandowski den besten Knipser des vergangenen Jahrzehnts nicht im Team zu haben, wiegt dennoch schwer, also beschaffen wir umgehend Ersatz. Und dieser ist schnell gefunden - es ist nämlich der Spieler, den er vor wenigen Monaten erst im Torjäger-Ranking überholt hat: Jupp Heynckes, dessen 220 Treffer in 369 Spielen für Hannover 96 und vor allem Borussia Mönchengladbach sich definitiv sehen lassen können.
Kein Netzer, kein Vogts
Doch die Freude über den Angriff der Superlative weicht schnell einer gewissen Ernüchterung, denn Heynckes' Nominierung bedeutet, dass die legendäre Fohlenelf der 70er Jahre keine weitere Beachtung findet. Unter anderem Berti Vogts, Günter Netzer oder Allan Simonsen haben das Nachsehen und auch der legendäre Coach Hennes Weisweiler hat keine Chance mehr.
Da Netzer die Zehner-Position nicht einnehmen kann, wollen wir es hier nicht unnötig kompliziert machen und vertrauen die Rolle Wolfgang Overath an, der zwischen 1963 und 1977 beim 1. FC Köln die Fäden in der Hand hält. Auch diese Besetzung hat Nachteile, die aber verschmerzbar sind: Schumacher und Bonhof waren beispielsweise ohnehin schon gestrichen und für Dieter Müller war kein Platz mehr, da der Angriff bereits voll besetzt ist. Heinz Simmet wäre zwar eine Alternative fürs Mittelfeld gewesen, aber Overath ist hier eindeutig zu bevorzugen.
So langsam wird aber auch klar, dass die Luft bei Torhütern dünn wird: Kahn, Maier, Neuer, Stein, Schumacher - alle vom Markt. Die Lösung? Oliver Reck, der zweimal mit Werder Bremen Meister wird, mit den Norddeutschen und Schalke 04 zudem insgesamt vier Mal den DFB-Pokal gewinnt und immerhin die drittmeisten Zu-Null-Spiele in der Ligageschichte verbucht. Ist gekauft, auch wenn beispielsweise Marco Bode, Mirko Votava, Wynton Rufer, Otto Rehhagel (alle Werder) Andreas Möller oder Ebbe Sand (S04) das vielleicht anders sehen.
Torgefahr hinten links, Zweikampfstärke im Zentrum
Sieben Positionen besetzt, vier sind noch offen. Doch nicht lange, denn die zweite Innenverteidiger-Position geht an Jürgen Kohler, der sich hauchdünn gegen Rekordspieler Charly Körbel durchsetzt. Glücklicherweise haben sich der "Kokser" und Matthäus beim FC Bayern knapp verpasst, so dass der Champions-League-Sieger mit dem BVB 1997 für dieses Team in Frage kommt. Die Kehrseite der Medaille? Stars wie Matthias Sammer, Dede, Stephane Chapuisat, Karl-Heinz Riedle (BVB) oder auch Thomas Häßler (Köln) haben keine Chance mehr, in die Elf zu rutschen.
Neben dem Star der Geißböcke schmerzt hier vor allem Dede, denn hinten links gibt es noch eine große Baustelle. Andi Brehme, Bixente Lizarazu, David Alaba und Paul Breitner stehen hier nämlich nicht mehr zur Verfügung. Die Wahl fällt daher zwischen Bernard "Enatz" Dietz und Hans-Peter Briegel, wobei die "Walz von der Pfalz" das Nachsehen hat. Dietz ist bis heute mit 77 Toren (in 495 Partien) der torgefährlichste Abwehrspieler der Bundesligageschichte und ein hervorragender Gegenpart zu Lahm auf der anderen Seite.
Und damit wären wir nun bei den verbleibenden beiden Positionen im Mittelfeld. Nach gründlicher Recherche muss die Entscheidung rechts zwischen Krassimir Balakov und Bernd Schneider fallen. Beide waren verfügbar und können die Position bekleiden, auch wenn Balakov eher ein zentraler Spieler war.
Wer wird der Coach?
Schneider dagegen war der Prototyp eines rechten Mittelfeldspielers und erhält daher auch den Zuschlag. Stars wie Ze Roberto, Lucio oder Michael Ballack sind ohnehin schon durch andere Spieler dieses Teams "gesperrt" und für Ulf Kirsten ist im Sturm ohnehin kein Platz mehr.
Links gab es lange die Überlegung, mit Marco Reus zumindest einen aktiven Spieler noch in die Elf zu packen, aber wer soll das Team dann trainieren? Denn mit Reus würde auch Jürgen Klopp gestrichen und daher fällt hier die Wahl auf "The normal One". Und Reus' Stelle im linken Mittelfeld? Die nimmt mit Willi "Ente" Lippens ein echter Kultkicker ein. Ganz nach dem Motto "Ich danke Sie!"
Zum Durchklicken: Die beste Elf der Bundesliga-Geschichte - mit einer Einschränkung
Könnt ihr der Argumentation folgen? Klar ist, dass es keine richtige Antwort gibt und andere Fans sicher andere Teams basteln würden. Allein schon deshalb, weil man bei der Wahl zwischen Beckenbauer und Müller sich eben auch für den Stürmer entscheiden könnte...