Italien setzt bei seinem Projekt Wiederaufbau nach dem Verpassen der WM auch auf einen Altbekannten - Torhüter-Legende Gianluigi Buffon. Bei den Niederlanden will Ronald Koeman eine neue Philosophie etablieren.
Ein Neuanfang der Squadra Azzurra ohne den "ewigen Gigi" Buffon? Für Interimstrainer Luigi di Biagio keine Option. Auf der ersten Etappe der schweren Mission Wiederaufbau setzt die gefallene Fußball-Nation Italien weiter auf die Erfahrung ihrer Torwart-Legende. Auch bei den Niederlanden sticht beim Aufbruch nach dem WM-K.o. ein bekannter Name ins Auge: Kluivert.
"Buffon ist ein Eckpfeiler dieser Mannschaft auf dem Platz und außerhalb des Feldes", sagte di Biagio, der seinen Torhüter von einem Rücktritt vom Rücktritt überzeugte. 129 Tage nach der "Schande" von Stockholm, als Italien das Ticket für Russland verspielte, wird Buffon im Duell mit Argentinien am Freitag (20.45 Uhr) auflaufen. Nach der Partie in Manchester folgt am Dienstag (21.00 Uhr) ein Vergleich in London mit England.
Buffons Rückkehr nicht von Dauer
"Wenn die Nationalelf mich braucht, muss man bereit sein. Das ist eine Form von Treue und Verantwortungsbewusstsein gegenüber Italien", sagte Buffon. Auch der Tod von Davide Astori, der am 4. März im Alter von 31 Jahren verstorben war, habe bei seinem Comeback eine Rolle gespielt. Er will seinem Teamkollegen in angemessenem Rahmen Tribut zollen.
Die Rückkehr Buffons dürfte nicht auf Dauer angelegt sein, mit Milan-Keeper Gianluigi Donnarumma steht zumindest zwischen den Pfosten ein Nachfolger in der Startlöchern. Doch der italienische Fußball braucht Buffon weiter als Führungsfigur. Ab dem Sommer womöglich in veränderter Rolle. Der 40-Jährige könnte laut italienischen Medien eine Managerrolle rund um das Team einnehmen oder den Trainerstab unterstützen. Es wird spekuliert, dass Buffon im Juni in Turin sein letztes Länderspiel bestreiten könnte. Dann geht es gegen die Niederlande - eine weitere Fußballnation im Neuaufbau nach einem kläglichen Scheitern in der WM-Qualifikation.
Der neue Bondscoach Ronald Koeman krempelt die Elftal bereits unter Hochdruck um. Stars wie Wesley Sneijder oder Arjen Robben spielen bei den Testspielen am Freitag gegen England (20.45 Uhr) und am Montag in Portugal (19.00 Uhr) schon keine Rolle mehr. Zumindest den Star von Bayern München hätte Koeman allerdings gerne wie Buffon noch eingebunden. Doch Robben wollte nicht mehr.
Oranje stürmt wieder mit Kluivert
Die Zukunft im Oranje-Trikot gehört nun aufstrebenden Talenten wie Justin Kluivert. Der Sohn des 79-maligen Nationalspielers Patrick Kluivert kündigte schon einmal Großtaten an. "Ich will ein Killer werden", sagte das 18 Jahre alte Toptalent von Ajax Amsterdam, das neben vier weiteren Debütanten dabei ist: "So wie Cristiano Ronaldo. Dass jede Chance ein Tor ist."
Ansonsten keine Spur von Großspurigkeit. Das "neue Oranje" trainiert auf dem modernisierten KNVB-Campus am Sitz des niederländischen Fußballverbandes in Zeist und übernachtet in einem Waldhotel in der Nachbarschaft. Luxusunterkünfte gehören zunächst einmal der Vergangenheit an. Koeman kündigte zudem an, dass die Niederlande stärker im Kollektiv arbeiten müssen. "Die Mannschaft sollte es machen. Deutliche Absprachen und ein klares System müssen eintrainiert werden", sagte er.
Bis zum Start der Nations League im September soll dies gelingen. Dann spielt Koemans Team in einer Gruppe gegen Frankreich und Deutschland. Und der traurige Sommer ohne WM-Teilnahme wird überstanden sein. (sid)