Nagelsmann spricht über Rückkehr von Kroos & Position von Kimmich

Nagelsmann erklärt Kroos-Plan - und legt sich bei Kimmich fest

Nach dem angekündigten Comeback von Toni Kroos ins DFB-Team diskutiert die ''Schüttflix-Talk''-Runde um Roman Weidenfeller, Horst Heldt und Shkodran Mustafi über die Frage nach der Kapitänsbinde bei der Heim-EM.

Bundestrainer Julian Nagelsmann sieht Rückkehrer Toni Kroos als ideale Verstärkung für die deutsche Nationalmannschaft.

"Er wird als Verbindungsspieler im Mittelfeld perfekt in das Team passen, das wir im Kopf haben", sagte Nagelsmann in einem Spiegel-Interview am Freitag: "Er wird uns gut tun mit seiner Erfahrung und Routine. Kroos hat bei seinem Verein Real Madrid eine besondere Rolle, er leitet junge Spieler an, zeigt ihnen, wie sie im Gefüge miteinander gut funktionieren können."

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Kroos sei ein Profi, "der auch in einer engen EM-Partie die Ruhe behalten wird, den man unter Druck immer anspielen kann", fügte Nagelsmann an. Er habe in den vergangenen Wochen "gute und intensive Gespräche" mit dem 34-Jährigen geführt, der schon zu den Länderspielen in Lyon gegen Frankreich am 23. März und drei Tage später in Frankfurt gegen die Niederlande zurückkehren wird.

Nagelsmann legt sich bei Kimmich-Position fest

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"Toni hat einen sehr klaren Blick auf den Zustand unserer Nationalmannschaft", sagte Nagelsmann: "Mit jedem weiteren Gespräch habe ich bei ihm eine zunehmend größere Begeisterung dafür gespürt, trotz seines eigentlichen Rücktritts doch bei der Heim-EM dabei zu sein und uns zu unterstützen." (alle Infos zur EM 2024 in Deutschland gibt es hier)

ZUM DURCHKLICKEN: Die größten Nationalmannschafts-Comebacks

Fritz Walter, der Kapitän der legendären "Wunder-von-Bern-Mannschaft", hat nach dem Triumph von 1954 immer wieder mit Krankheiten und Verletzungen kämpfen. Zwei Jahre später gilt sein Nationalmannschafts-Aus als beschlossene Sache – eigentlich…
…denn Bundestrainer Sepp Herberger will seinen Mittelfeldstrategen nicht gehen lassen. 1958 überredet er den damals 37-Jährigen zu einem Comeback. Walter führt die DFB-Elf im selben Jahr noch einmal ins WM-Halbfinale.
Paul Breitner hat sich immer wieder mit Bundestrainer Helmut Schön in die Wolle bekommen. Ein Wechsel zu Real Madrid bringt das Fass zum überlaufen. Schön nervt, dass die Königlichen jede Nominierung absegnen müssen. 1975 kommt es zum Bruch.
Breitner hat behauptet, nie wieder für die DFB-Elf aufzulaufen, kommt jedoch 1981 unter Jupp Derwall zurück. Ein Jahr später erreicht er noch einmal das WM-Finale und erzielt bei der 1:3-Niederlage gegen Italien den einzigen Treffer.
Der kürzlich verstorbene Diego Maradona wird 1991 nach einer positiven Dopingprobe für 15 Monate gesperrt. Der Superstar kehrt jedoch noch einmal auf die große Bühne zurück.
Nachdem Argentinien die WM-Quali zu verpassen droht, ruft ihn Trainer Basile 1993 zurück ins Aufgebot. Die Albiceleste qualifiziert sich, Maradona wird bei der Weltmeisterschaft jedoch aufgrund einer positiven Urinprobe erneut für 15 Monate gesperrt.
Stefan Effenberg ist 1994 nach der Stinkefinger-Affäre im WM-Spiel gegen Südkorea suspendiert worden. Bundestrainer Berti Vogts behauptet, ihn nie wieder zu nominieren.
Doch er holt ihn 1998 nach dem blamablen Abschneiden bei der Weltmeisterschaft in Frankreich zurück ins Aufgebot. Effenbergs Comeback floppt jedoch komplett – der Mittelfeldmotor kommt nur noch in zwei Testspielen zum Einsatz.
Und natürlich darf auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus nicht fehlen. Der heutige Sky Experte verletzt sich 1995 schwer an der Achillessehne, ist im fortgeschrittenen Alter von 34 Jahren bereits von zahlreichen Experten abgeschrieben worden.
Matthäus kämpft sich jedoch zurück und wird 1998 nach dreieinhalb Jahren Abstinenz wieder in den engen Kreis der Nationalmannschaft berufen. Er erlebt seine fünfte Weltmeisterschaft und fährt im Jahr 2000 noch einmal zur EM.
Der brasilianische Superstar Ronaldo wird in seiner Karriere häufig von Verletzungen zurückgeworfen. 2000 reißt er sich die Patellasehne und muss daraufhin 17 Monate pausieren. Seine Karriere ist in Gefahr.
Ronaldo kämpft sich jedoch pünktlich zur WM zurück und führt die Selecao 2002 zum fünften Triumph. Unvergessen: Sein Doppelpack im Finale gegen Deutschland.
Die Nationalmannschaftskarriere von Zinedine Zidane gilt bereits 2004 als beendet. Nach dem desaströsen Aus gegen den späteren Europameister Griechenland verkündet er seinen Rücktritt. Erst ein Gespräch mit seinem Bruder bringt ihn zum Umdenken.
So führt Zizou die Equipe Tricolore 2006 bis ins Finale der Weltmeisterschaft in Deutschland, wo er mit seinem Kopfstoß gegen Italiens Materazzi Fußballgeschichte schreibt. Es ist das unrühmliche Ende einer großen Nationalmannschaftskarriere.
Schreibt Zlatan Ibrahimovic nun das nächste Märchen? Der 39-Jährige steht zum ersten Mal seit fünf Jahren im Kader der schwedischen Nationalmannschaft.
Der schwedische Superstar kann nun in der WM-Qualifikation gegen Georgien das größte Comeback des Jahres feiern. Er selbst hat auf die Nominierung via Instagram mit einem Bild und der Zeile "Die Rückkehr des Gottes" reagiert.
Thomas Müller und Mats Hummels wurden von Joachim Löw 2019 überraschend aussortiert, für die EM 2021 macht der Weltmeister-Trainer seine Entscheidung aber wieder rückgängig.
Toni Kroos beendete nach der EURO 2020 im Sommer 2021 seine Nationalmannschaftskarriere. Knapp drei Jahre später ist er zurück, um dem DFB-Team bei der Heim-EM zum Erfolg zu verhelfen.

Dass Kroos' Comeback eine Gefahr für die Hierarchie darstellen könnte, schließt Nagelsmann aus. "Ich habe mit vielen Spielern vorab telefoniert und genau zugehört, ob da einer ein Problem mit Kroos haben könnte", sagte der Bundestrainer: "Im Gegenteil! Alle waren sehr positiv." Dies gelte auch für Joshua Kimmich, der künftig für die Position des rechten Verteidigers vorgesehen ist.

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"Er hätte im Übrigen auch rechts hinten gespielt, wenn Kroos nicht zurückgekehrt wäre", sagte Nagelsmann. Jeder Spieler müsse sich unterordnen und sei "ein Diener für sein Land. Kimmich ist das."

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Basketballer als Vorbild

Bei der Ausarbeitung seines EM-Plans lässt sich Nagelsmann auch von den erfolgreichen deutschen Basketballern inspirieren. Das Team von Gordon Herbert hatte im vergangenen Jahr sensationell in Manila den WM-Titel gewonnen.

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"Ich habe neulich eine Dokumentation über die deutschen Basketballer angeschaut. Man konnte die Gespräche zwischen Trainer und Spielern vor der WM beobachten. Da wurde klar: Jeder Einzelne kannte Monate vor dem Turnier seine Rolle."

DFB-Doku "nicht glücklich"

Diese "klare Rollenverteilung" werde er übernehmen, kündigte Nagelsmann mit Blick auf das Heim-Turnier vom 14. Juni bis 14. Juli an: "Es ist hilfreich, wenn jeder Spieler ganz genau weiß, woran er ist."

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Auch die Dokumentation über die deutschen Fußballer bei der WM in Katar habe er gesehen, berichtete Nagelsmann. "Man konnte gewisse Reaktionen der Spieler sehen. Man konnte erkennen, was sie begeistert und was nicht", sagte der 36-Jährige: "Ich fand den Film für den DFB allerdings nicht glücklich. Ehrlich gesagt hat es mir keine Freude gemacht, das anzuschauen."

Die deutsche Mannschaft war bei dem Turnier bereits in der Vorrunde gescheitert.

SID

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