Beim FC Bayern hat sich Joshua Kimmich im Mittelfeld zu einem echten Führungsspieler entwickelt, in der Nationalmannschaft ist er auf dem besten Weg dahin. Mit Blick auf die EM stellt sich allerdings einmal mehr die Frage: Wird er auf einer anderen Position nicht dringender gebraucht?
Die deutsche Nationalmannschaft startet am Donnerstag gegen Island in die WM-Qualifikation. Dieses Duell sowie die beiden weiteren Quali-Spiele gegen Rumänien (28.3.) und Nordmazedonien (31.3.) sind zugleich die letzten Länderspiele, bevor das DFB-Team in ein paar Monaten in die EM-Vorbereitung startet.
Bundestrainer Joachim Löw will die Mannschaft daher in den kommenden Partien "möglichst gut einspielen, […] die Automatismen ein wenig schärfen […] und eine Basis legen für das, was dann in der Vorbereitung beginnt".
Duo Kroos & Kimmich gesetzt
Entscheidend dafür wird sein, welches Duo die Schaltzentrale auf der Doppelsechs bildet. Toni Kroos, der für die bevorstehenden Länderspiele verletzt ausfällt, gilt bei Löw als gesetzt. Neben dem Weltmeister hat sich Kimmich in den vergangenen zweieinhalb Jahren als zweite Kraft etabliert.
Damit wäre das Thema eigentlich schon geklärt, wenn da mit Ilkay Gündogan und Leon Goretzka nicht zwei weitere Kandidaten wären, die sich aufgrund ihrer aktuellen Top-Form ebenfalls für diese Position aufdrängen. Ersterer bildet beim FC Bayern zusammen mit Kimmich ein kongeniales Tandem, Letzterer glänzte bei Manchester City zuletzt vor allem mit seiner Torgefahr.
Problemzone Rechtsverteidigung
Während also im Mittelfeld ein Überangebot herrscht, ist das DFB-Team an anderer Stelle dagegen eher schwach aufgestellt. Im aktuellen Kader befindet sich nämlich kein einziger echter Rechtsverteidiger.
Seit Kimmichs Umzug ins Mittelfeld muss Löw auf dieser Position regelmäßig improvisieren. Die beiden Innenverteidiger Matthias Ginter und Lukas Klostermann schlüpften abwechselnd in die Rolle. Alternativ verzichtete Löw in Form einer Dreierkette gänzlich auf einen Rechtsverteidiger.
Kimmich hinten rechts? Löw denkt drüber nach
Mit Blick auf die Gesamtkonstellation erscheint die Frage also durchaus berechtigt, ob eine Rückkehr von Kimmich in seine alte Rolle hinten rechts, die er über viele Jahre sowohl beim FC Bayern und dem DFB zähneknirschend akzeptierte, nicht doch eine Option sein könnte. Beim Bundestrainer stößt man damit jedenfalls auf offene Ohren.
"Ich denke zumindest mal drüber nach", so Löw vor dem Spiel gegen Island. Er wolle "alles in meine Überlegungen einfließen lassen, was wichtig sein könnte. Um dann zu sagen: 'Vielleicht ist für die Mannschaft genau das das Allerbeste.'"
Kimmich "ist auf beiden Positionen gut"
Wo Kimmich nun am allerbesten für die Mannschaft ist, lässt sich aber nicht so einfach sagen. Der Bundestrainer ist hin- und hergerissen. "Der macht auf beiden Positionen einen super Job", schwärmt Löw.
Wenn er beim FC Bayern mal wieder als Rechtsverteidiger ausgeholfen habe, "dann hat Bayern den Gegner viel bewegt und beschäftigt mit seinen Flanken vom Halbfeld oder von der Grundlinie". Aber auch im Mittelfeld sei er "extrem wichtig mit seiner Art zu spielen, weil er Bälle erobert, antreibt, jeden Ball gut verteidigt und weiterleitet", sagt Löw und resümiert: "Er ist auf beiden Positionen gut. Deswegen denke ich über alles nach."
Am Ende liegt des Rätsels Lösung womöglich gar nicht in der Frage, auf welcher Position Kimmich besser ist, sondern auf welcher er mehr gebraucht wird - und damit "das Allerbeste" für die Mannschaft ist.