Der Wirbel um Mesut Özil reißt nicht ab: Nun äußert sich sein Vater Mustafa über das Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan und das Verhalten des DFB.
Das Foto mit Erdogan im Vorfeld der WM sei kein politisches Statement gewesen: "Mesut ist Sportler, will Fußball spielen und hat mit Politik nichts am Hut. Darum hat er sich bei dem Foto auch nichts gedacht", sagte Mustafa Özil im Interview mit der Bild.
Sein Sohn habe dem Foto aus Höflichkeit zugestimmt. "Mesut ist ein schüchterner Mensch, fast scheu. Wie hätte er dieses Foto ablehnen können, wenn ein Mann wie Erdogan ihn darum bittet? Das hätte Mesut als extrem unhöflich empfunden." Özil habe "ja auch Fotos mit Angela Merkel gemacht."
"Er ist enttäuscht und beleidigt"
Das Foto mit Erdogan löste heftige Reaktionen aus, doch bis heute hat sich Özil dazu nicht erklärt. "Er ist geknickt, enttäuscht und gekränkt. Und ja: auch beleidigt", erklärt Vater Özil. "Die eigenen Fans haben ihn vor der WM beim Länderspiel in Österreich ausgepfiffen. Das kann er nicht verstehen. Er möchte sich nicht mehr erklären, möchte sich nicht immer verteidigen müssen. Er spielt seit neun Jahren in der deutschen Nationalmannschaft, ist mit der U21 Europameister geworden, ist mit dem A-Team Weltmeister geworden, hat viel geleistet für dieses Land", sagte der 50-Jährige und weiter: "Er wird nun ausgepfiffen und als Sündenbock hingestellt - da verstehe ich schon, dass er beleidigt ist."
Bierhoffs Aussagen "ein schlechter Witz"
Oliver Bierhoffs Aussage, man hätte überlegen müssen, sportlich auf Özil zu verzichten, ist in den Augane von Özils Vater "eine Frechheit. Sie dient meiner Meinung nach nur dazu, die eigene Haut zu retten. Jetzt zu sagen, man hätte überlegen müssen, auf Mesut zu verzichten, ist ja wohl ein schlechter Witz."
Bundestrainer Joachim Löw habe "ganz klar gesagt, er habe keine Sekunde darüber nachgedacht, Mesut und Ilkay (Gündogan, Anm. d. R.) zu Hause zu lassen. Und nun sagt Bierhoff so etwas? Also bitte…"
Vater würde an Özils Stelle zurücktreten
Der DFB habe es "versäumt, ein klares Krisenmanagement zu machen", kritisierte Özils Vater. Nach seiner Ansicht hätte man zusammen mit Özil und Gündogan eine Strategie entwickeln müssen. "So hatte man das Gefühl, der eine wusste nicht, was der andere tut. Das war nicht professionell."
An der Stelle seines Sohnes würde er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklären: "Er muss das selbst entscheiden. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Schönen Dank, aber das war es! Dafür ist die Kränkung dann doch zu groß."
Mustafa Özil war bis Oktober 2013 der Berater seines Sohnes, doch dann kam es zu Streitigkeiten. Derzeit haben die beiden nur sporadisch Kontakt. "Im Augenblick ist es schwierig, aber ich bin sicher, dass wir uns bald wieder annähern werden. Derzeit liegt Mesuts Fokus ganz klar auf seiner Karriere, und das ist auch gut so. Aber egal wie: Er ist immer bei mir, immer in meinem Herzen."