Streng, bodenständig, kämpferisch: Bernd Hollerbach soll den Hamburger SV irgendwie in der Liga halten. Der 48-Jährige schaffte schon einmal ein Fußball-Wunder.
Natürlich, der Spott ließ nicht lange auf sich warten. Bernd Hollerbach sei als neuer Trainer des Hamburger SV die richtige Wahl, schließlich habe er ja auch "schon Würzburg erfolgreich in die 2. Liga geführt", schrieben einige Fans in den sozialen Netzwerken. Was 2016 noch ein kleines Fußball-Wunder für seinen Heimatverein war, käme für Hollerbachs zweiten Herzensverein im kommenden Sommer allerdings einer Katastrophe gleich.
Unbedingt die Liga halten
Hollerbachs Auftrag ist trotz aller Häme gegenüber dem dauerkriselnden HSV klar: Der 48-Jährige soll den taumelnden Traditionsklub in der Liga halten. Egal wie. Sein einstiger Mentor Felix Magath traut dem Markus-Gisdol-Nachfolger, der am Montag einen Vertrag bis 2019 unterschrieb und anschließend sein erstes Training leitete, die Wende jedenfalls zu.
"Die Mannschaft darf damit rechnen, dass sie besser trainiert wird und besser geführt wird. Und zwar so, dass sie nicht nur gegen direkte Konkurrenten gewinnen kann, sondern auch gegen Mannschaften, die eigentlich stärker besetzt sind", sagte Magath, dessen Assistent Hollerbach von 2007 bis 2012 beim VfL Wolfsburg und bei Schalke 04 war, der Bild-Zeitung: "Ich gehe sogar davon aus, dass der HSV mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben wird."
Harte und ehrliche Arbeit
Hollerbach, gelernter Metzger, steht für harte und ehrliche Arbeit auf dem grünen Rasen. Während seiner Zeit als Spieler beim HSV (1996 bis 2004) war der ehemalige Linksverteidiger der Mann fürs Rustikale und Publikumsliebling, er erarbeitete sich mit seiner Spielweise den Spitznamen "Holleraxt". Ein Spruch von damals ist an der Elbe längst Kult: "An mir kommt entweder der Ball vorbei oder der Gegner. Aber niemals beide zusammen."
Beim HSV waren sie schon im Winter 1996 stolz, genau dieses Krieger-Image verpflichtet zu haben. Der damalige Präsident Uwe Seeler sagte nach dem Transfer-Coup: "Ich meine, dass er zu seinem Berufssport eine positive und super Einstellung hat." Die Videosequenz geistert nun wieder durch das Internet. "Solche Typen" wie Hollerbach, sagte Seeler, "können unsere Mannschaft nach vorne bringen".
Nach sechs Spielen ohne Sieg und bei fünf Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hoffen die HSV-Verantwortlichen wieder auf diesen Hollerbach-Effekt, "dass die Verunsicherung der Mannschaft gelöst wird", wie Vorstandschef Heribert Bruchhagen sagte. Zudem könnte Investor Klaus-Michael Kühne noch einmal den Geldschrank öffnen, um kreative Verstärkung zu holen. Der HSV ist der einzige Bundesligaklub, der 2018 noch kein Tor geschossen hat.