Hunderte aufgebrachte Anhänger des französischen Traditionsklubs Olympique Marseille haben am Samstag vor dem Trainingszentrum des Vereins protestiert und sich zwischenzeitlich gewaltsam Zutritt in "La Commanderie" verschafft.
Die französische Liga reagierte mit der Verschiebung des für Samstagabend angesetzten Heimspiels gegen Stade Rennes. Wann die Ligue-1-Begegnung nachgeholt werden soll, ist noch offen.
Olympique Marseille verurteilte die Übergriffe in einer Stellungnahme "auf das Schärfste". Die Fans, die offenbar dem Ultra-Lager angehörten und ihrem Ärger über die Vereinsführung und die Negativserie der Mannschaft Luft machten, versammelten sich am Nachmittag vor der OM-Einrichtung, warfen zunächst Rauchbomben und zündeten Feuerwerkskörper.
Marseille-Fans greifen Polizeibeamte an - 25 Personen verhaftet
"300 OM-Anhänger griffen gewaltsam Polizeibeamte an, die anwesend waren, um La Commanderie zu sichern", twitterte die örtliche Polizei von Bouches-du-Rhone. 25 Personen seien verhaftet worden.
Nach Vereinsangaben sei die Lage für die anwesenden Spieler, Mitarbeiter und Sicherheitskräfte lebensbedrohlich gewesen. Weiterhin sei ein Sachschaden von mehreren hunderttausend Euro entstanden. "Olympique de Marseille verfügt über sämtliche Beweise. Diese wurden umgehend an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet. In den nächsten Stunden werden Klagen eingereicht, um die Rechte des Vereins gegen diese Barbarei geltend zu machen", betonte der neunmalige Meister.
Marseille, Champions-League-Sieger von 1993, ist in der Tabelle der Ligue 1 nach zuletzt drei Niederlagen aus den Europapokalrängen gerutscht. Trainer Andre Villas-Boas sagte am Freitag, er rechne mit seinem Abgang am Saisonende. "Wir müssen aufräumen. Ich bin für die Ergebnisse verantwortlich, und im Moment sind sie furchtbar", so der Portugiese.
Protest gegen Präsident Jacques-Henri Eyraud
Seit Wochen organisieren die Fans Proteste vor den Heimspielen. Am Samstag wurden vermehrt Transparente, auf denen die Vereinsführung attackiert wird, in der ganzen Stadt aufgehängt. "Folgt AVB, raus hier", "Pariser, raus hier", "Gebt uns OM zurück", lauteten einige von ihnen.
Der in Paris geborene OM-Präsident Jacques-Henri Eyraud war zuletzt zur Zielscheibe geworden. Er hatte geäußert, im Verein würden aus seiner Sicht zu viele Menschen aus der Stadt und Anhänger des Klubs arbeiten.