Angreifer Philipp Tietz ist unter dem neuen FCA-Trainer Jess Thorup endgültig in Augsburg und der Bundesliga angekommen. Im exklusiven Interview mit Sky spricht der Stürmer über seine Familie, Karriere, die Fuggerstädter und die Heim-EM im Sommer.
Phillip Tietz über ...
... seinen Wohnort Augsburg: "Wir fühlen uns hier pudelwohl. Das Haus ist auch komplett fertig. Meiner Frau und meiner Tochter geht's super. Wir sind extrem happy, hier zu sein, weil die Lebensqualität Richtung Süden schon höher ist als da, wo ich herkomme."
... seine Familie: "Ohne die beiden [Tochter und Frau, Anm. d. Red.] geht's gar nicht. Ich bin ein absoluter Familienmensch. Das ist die erste Priorität - noch vor dem Fußball. Die müssen einiges aushalten mit mir, vor allem meine Frau. Sie hat selbst mal Fußball gespielt und fängt mich gut auf. Mit ihr kann ich auch über Fußball reden, also ist jetzt nicht so, dass sie nicht weiß, was Abseits ist [lacht]. Das ist natürlich super. Auch wenn wir abends mal ein Spiel zusammen gucken. Sie bringt mich auch auf komplett andere Gedanken. Wenn's mal nicht so läuft, mach ich die Tür auf und meine Tochter kommt mir entgegen mit einem Grinsen, weil sie noch gar nicht weiß, was abgeht. Dann ist alles andere vergessen. Ich bin extrem stolz und froh darüber, Vater zu sein und so eine Frau an meiner Seite zu haben."
... seine Person: "Ich bin einfach der, der ich bin. Ich gehe glaube ich auch vielen Leuten auf den Sack mit meiner Art. Das tut mir auch leid. Aber bei mir gibt's nie einen schlechten Tag, weil ich denke mir, das Leben ist viel zu kurz, um irgendwas nachzutrauern. Wir haben jetzt das Spiel gegen Werder Bremen verloren, aber das ist jetzt abgehakt. Jetzt zählt nur noch das Wochenende. Ich versuche auch, die Jungs mitzureißen. Die machen es mir aber einfach. Weil ich bin manchmal schon ein anstrengender Charakter."
.. seinen Lieblingsspieler und -Verein: "Schon seit Jahren Olivier Giroud vom AC Milan. Weil er eine Art Spielertyp ist wie ich: Bälle festmachen, in der Box präsent sein. Da schaue ich mir gerne was ab von ihm. Er macht's Weltklasse, wenn man das von Woche zu Woche sieht. Er ist sehr unterschätzt. Für mich ist er absolute Weltklasse. Lieblingsverein war vor allem vor ein paar Jahren Atletico Madrid. Das enorme Pressing, wie die Mannschaft zusammen agiert hat. Das ist so der Verein, den ich immer gerne angeschaut habe."
... Trainer Thorup: "Er macht sehr vieles richtig. Er spricht viel mit uns, gibt den Spielern viel Selbstvertrauen. Es wird sehr an den Details gearbeitet. Was ich sehr bemerkenswert finde: Er ist ein normaler Mensch geblieben und weiß, wo er herkommt. Er behandelt jeden mit Respekt. Das wollen wir natürlich wiedergeben. Das Vertrauen, was er uns und den Einwechselspielern entgegenbringt. Hut ab und danke dafür."
... die Mannschaft des FC Augsburg: "Die ganze Mannschaft muss vom Selbstvertrauen leben. Das was wir uns aufgebaut haben, soll nicht wieder so schnell verschwinden. Da hat man in vielen Spielen gesehen, dass wir wirklich Fußball spielen können. Guckt euch gerne mal Augsburg an. Wir spielen jetzt wirklich attraktiven Fußball mit vielen Variablen drin."
... seine Schwächen: "Du lernst nie aus. Ich kann auch noch vieles dazulernen. Mein Box-Verhalten, wie der Defensiv-Spieler steht. Da gehen wir gerade drauf ein. Die gewisse Vororientierung. Das ist schon ein Unterschied zur 2. Liga. Da gibt's auf jeden Fall noch Sachen, die ich verbessern kann oder auch möchte."
... seine Karriere: "Der Aufstieg mit Darmstadt 98 war so ein Moment... Ein Traum war es immer, Bundesliga zu spielen. Dass du es dann mit einem Aufstieg machst. Aber auch, als ich meinen ersten Profi-Vertrag mit 18 bei Braunschweig unterschrieben habe. Aber es gibt viele geile Momente [lacht]. Dann mein erstes Tor hier in Augsburg war Wahnsinn."
... seinen späten Durchbruch: "Ich glaube, dass ich wirklich noch nie Fuß gefasst habe in der 2. Liga. Als ich von Jena zu Wiesbaden gewechselt bin, habe ich mich direkt verletzt gehabt. Dann ist Wiesbaden direkt wieder abgestiegen und ich war wieder in der 3. Liga. In Darmstadt ging es dann los, wo ich wirklich Fuß gefasst habe, Selbstvertrauen gesammelt habe. Mir fiel das Spiel von Woche zu Woche einfach. Wenn du Selbstvertrauen hast, trittst du anders auf. Und in Darmstadt hatte ich's. Das hat sich jetzt festgebrannt, das geht nicht mehr raus. Und dann würde ich schon sagen, dass ich mit meinen Leistungen den ein oder anderen überzeugt habe, dass sie dann gemeint haben, der kann Bundesliga schaffen. Ist natürlich geil, dass ich jetzt hier mit Sky sitze und über die Bundesliga reden kann."
... seine Zukunft: "Ich plane nicht gerne in die Zukunft. Ich bin ein Mensch, der schnell enttäuscht ist, wenn Pläne nicht aufgehen. Ich sage mir, ich bin hier und genieße die Zeit. Wir haben einen geilen Verein mit geilen Fans. Ich genieße einfach den Moment."
…darüber, dass er "von Julian Nagelsmann beobachtet" wird: "Das ehrt einen natürlich extrem. Ich bin extrem stolz, dass das der Fall ist. Aber er beobachtet mich ja nur. Ich muss einfach meine Leistung bringen. Da ist mir egal, ob ich ein Tor schieße oder nicht. Wichtiger ist mir, wenn ich den Torwart oder Innenverteidiger 50 Mal im Spiel anlaufe und wir dadurch ein Tor machen. Und entweder es kommt dann oder nicht."
... die Heim-EM: "Ich denke nicht darüber nach. Schön wäre es, aber es ist nicht mein Ziel. Aber ich glaube, wenn ich die anderen Aufgaben kontinuierlich erledige, vielleicht ist es dann so, dass der Bundestrainer anruft. Aber dass ich darauf den Fokus habe, dass ich dafür spiele, das auf gar keinen Fall."