Frank Lampard war einer der besten Spieler seiner Generation. Die Chelsea-Legende hat in seiner noch jungen Trainerkarriere allerdings noch nicht den gewünschten Erfolg feiern können. Mit dem FC Everton steckt Lampard nun mitten im Abstiegskampf.
Frank Lampard gewann als Spieler dreimal die englische Meisterschaft, viermal den FA Cup, zweimal den Ligapokal sowie jeweils einmal die Champions League und die Europa League. Zudem ist er mit 211 Toren Rekordtorschütze der Blues. Eine echte Klub-Ikone eben. Lampard war wohl der gefährlichste Mittelfeldspieler seiner Zeit. Fast wäre er 2005 Weltfußballer geworden. Hinter Ronaldinho belegte er letztlich den zweiten Rang.
Seine statistisch beste Saison spielte er 2009/10, als er phänomenale 22 Ligatreffer erzielte und 17 Vorlagen beisteuerte. Noch heute wird Lampard auf der Insel für seine Erfolge verehrt. Kaum einer aus dem Premier League-Kosmos ist bei Fans und Presse derart beliebt, wie der 43-Jährige.
Dürftige Bilanz als Trainer
Seine Bilanz als Trainer ist allerdings eher dürftig. Mit dem Zweitligisten Derby County verpasste er den Aufstieg, bei Chelsea leistete er in seiner ersten Saison zwar gute Arbeit, landete in der Premier League auf dem vierten Rang und zog immerhin ins FA Cup-Finale ein. Doch das zweite Jahr lief alles andere als nach Plan. Vor der Saison startete Chelsea eine Transferoffensive, verpflichtete unter anderem Timo Werner, Kai Havertz, Hakim Ziyech und Thiago Silva.
Den gestiegenen Erwartungen konnte Lampard allerdings nicht gerecht werden. Ende Januar 2021 trennte sich der Verein von Lampard, als man in der Premier League nach 19 Spielen mit 29 Punkten lediglich auf dem neunten Platz stand. Mit Thomas Tuchel gewann Chelsea am Ende der Saison sogar noch die Champions League. Es war der Beweis dafür, dass die Mannschaft unter Lampard deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben war.
Lampard übernimmt den FC Everton
Nach etwas mehr als einem Jahr Pause heuerte Lampard am 31. Januar beim FC Everton an. Die Aufgabe bei den Toffees schien reizvoll, schließlich ist Everton historisch gesehen einer der erfolgreichsten Vereine Englands mit einer leidenschaftlichen Fan-Gemeinde. Der Goodison Park ist eine Institution in der Premier League. Doch der Glanz vergangener Tage scheint verflogen. Denn in den letzten sechs Jahren versuchten insgesamt sechs Trainer ihr Glück beim neunmaligen Meister - mit überschaubarem Erfolg.
Illustre Namen wie Ronald Koeman, Carlo Ancelotti oder auch zuletzt Rafa Benitez scheiterten krachend. Als Lampard den Trainerposten übernahm, hatte Everton seit Anfang Oktober magere sechs Punkte gesammelt. Everton war bis auf den 16. Tabellenplatz abgerutscht. Besser wurde es unter der Regie von Lampard nun aber erst einmal nicht. Im Gegenteil. In fünf Spielen gab es mit Lampard bislang nur einen Sieg - gegen das ebenfalls kriselnde Leeds United. Everton steckt mitten im Abstiegskampf und muss sich ernste Sorgen um den Klassenerhalt machen.
Everton bangt um Klassenerhalt
Mit 22 Punkten liegt der fünfmalige Pokalsieger nur einen Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz. Nach der dritten Niederlage in Folge beim 0:5 gegen die Tottenham Hotspur ist die Lage nun ernster denn je. Für Trainer und Mannschaft gab es nach der Packung mächtig Kritik aus der englischen Presse. "Einfach furchtbar", wurde der Daily Express deutlich. Der Daily Mirror macht sich große Sorgen um den Ligaverbleib: "Furchtbares Everton in ernster Gefahr", titelte das Medium.
Trotz der Negativspirale gibt sich Lampard kämpferisch: "Ich war 20 Jahre Spieler. Ich hatte 100 solcher Phasen. Es ist wichtig, dass man zusammenhält und hart arbeitet", sagte Lampard bei Sky Sports. "Ich bin zuversichtlich und habe keine Angst vor dem, was vor mir liegt. Ich werde bereit sein, die Spieler werden bereit sein, sie müssen bereit sein." Für Everton geht es am Sonntag mit einem Heimspiel gegen Wolverhampton weiter. Es bedarf nun einer deutlichen Reaktion der Mannschaft.
Everton droht Punktabzug
Lampard ist jetzt gefordert. Allerdings - und das muss man ihm zugute halten - übernahm der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler auch einen Verein mitten in der Saison, der etliche Baustellen hat. Der Kader ist ohne erkennbares Konzept zusammengestellt worden. Die Vereinsspitze um Besitzer Farhad Moshiri vergraulte zuletzt zudem fast die komplette sportliche Führung und trieb die Fans in die Rebellion.
Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, droht Everton nun sogar ein Punktabzug. Denn laut der Daily Mail verzeichneten die Toffees zwischen 2017 und 2020 Verluste von über 260 Millionen Pfund, was gegen die Richtlinien der Premier League verstoßen würde. Diese besagen, dass ein Verein über drei Jahre nur maximal 105 Millionen Pfund Verlust machen darf.
Chance und Risiko zugleich
Lampard stehen mit seiner Mannschaft also schwere Zeiten bevor. Dabei bräuchte der Übungsleiter gerade in der aktuellen Situation vor allem eins: Ruhe. Sollte Lampard jedoch nach Chelsea auch bei Everton scheitern, dürfte seine junge Trainerkarriere ins Stocken geraten. Bislang lebt er als Coach noch von seinem guten Ruf als Spieler. Eine Garantie für den Erfolg ist das aber natürlich nicht.
Zugleich ist die Situation für Lampard in Everton jetzt aber auch eine Chance. Sollte ihm der Klassenerhalt trotz widriger Umstände gelingen, könnte er im Sommer eine neue Mannschaft ganz nach seinem Geschmack aufbauen, um dann möglicherweise auch seine ersten echten Fußstapfen im Trainergeschäft zu hinterlassen.
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