Premier League: Rene Adler über Harry Kane, Tottenham, Manchester City und Liverpool

Adler: "Kanes Strahlkraft geht weit über den Fußball hinaus"

Von Sky Premier-League-Experte Rene Adler

Image: Sky Experte Rene Adler analysiert in seiner Premier League Kolumne den Abgang von Harry Kane aus Sicht der Spurs und der Premier League.

Es geht wieder los! Sky Premier-League-Experte Rene Adler nimmt in seiner Kolumne die spannendsten Themen der Insel unter die Lupe. In der Premieren-Ausgabe analysiert er den Impact des Kane-Deals, zweifelt an potenziellen Nachfolgern bei den Spurs und begründet seinen klaren Meister-Favoriten.

Natürlich wird aktuell viel über Harry Kane gesprochen, den es zum FC Bayern gezogen hat. Schließlich verliert die Liga einen der wichtigsten Spieler und den Kapitän der Three Lions. Kane ist die Identifikationsfigur des englischen Fußballs, die auch in der Gesellschaft sehr stark verankert ist. Soziales Engagement, Führungspersönlichkeit, vor allem für junge Kids ein Vorbild: Der Stürmer hat eine Strahlkraft, die weit über den Fußball hinausgeht.

Dennoch wird die Premier League natürlich auch seine sportlichen Fähigkeiten vermissen. 213 Tore in 320 Spielen sprechen für sich: Er war auf dem besten Weg Alan Shearer (260 Tore) als Rekordtorschützen abzulösen. Wäre er in England geblieben, hätte er das Ding in zwei Jahren eingestellt. In dieser Hinsicht wird Shearer den Bayern sicherlich dankbar sein.

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Der Weggang ist ein Verlust für die Marke Premier League und kann auf jede Ebene heruntergebrochen werden - natürlich auch auf die "Vereinsebene Tottenham Hotspur". Die Spurs verlieren ihre absolute Lebensversicherung. Ich weiß nicht, wo es jetzt noch mit ihnen hingehen soll. Mit Kane bricht sicherlich der wichtigste oder zumindest einer der wichtigsten Spieler der jüngeren Vereinsgeschichte weg. Fraglich, wie sich Tottenham ohne den Top-Stürmer neu erfinden möchte.

Die Spurs haben sich in der Spitze (noch) nicht so gut verstärkt, um diesen Verlust aufzufangen. Ich glaube auch nicht, dass sie aktuell die Strahlkraft haben, um Kaliber in den Norden Londons zu lotsen, die das vakante Profil auch nur annähernd ausfüllen können. Er garantierte in den letzten Jahren ja fast immer 25 Tore und zahlreiche Assists on top. Die kannst du dir jetzt nicht einkaufen, wenngleich natürlich ein adäquater Ersatz kommen muss.

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Ein Romelu Lukaku wird gemunkelt. Aber das sehe ich schwierig, denn er ist ein ganz anderer Stürmertyp - ein Target-Man, ein Stoßstürmer, der die Bälle gut mit dem Rücken zum gegnerischen Tor ablegen kann und eine große Physis mitbringt. Aber eben kein spielstarker Stürmer wie Kane ist. Der 30-jährige Angreifer hat sich eher als spielender Stoßstürmer entwickelt, der sich immer wieder auf die Zehn fallen lässt und die schnellen Außen um Neu-Kapitän Heung-Min Son in die Tiefe schickt. Du kannst nicht annähernd in die Regionen eines Kanes kommen. In der Folge kann der Verlust eigentlich nur über das Kollektiv abgefangen werden.

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Allerdings ist der Deal natürlich auch für seine ehemaligen Mitspieler hart zu verkraften, denn: Mit Kane verlieren die Spurs schließlich einen Spieler, der A) alle besser macht, B) als Sprachrohr immer ein offenes Ohr für seine Kollegen gehabt hat und mit seiner Erfahrung beratend zur Seite gestanden ist sowie C) alle Akteure im Verein kennt und wertschätzt - selbst wenn sie nur vermeintlich kleine Positionen im Klub begleiten. So jemanden vermisst der Fußball.

Unter dem Strich wird die Saison mit den Spurs meines Erachtens nicht viel geben. Nicht umsonst habe ich sie ins Niemandsland auf Platz neun getippt - und selbst das war noch optimistisch.

Image: Das ist die Abschlusstabelle von Rene Adler.

An City führt auch in dieser Saison kein Weg vorbei

Der erste Platz wird auch in diesem Jahr wieder an Manchester City und den "verrückten Norweger" Erling Haaland gehen. Die Spieler und Teammanager Pep Guardiola haben einfach eine DNA des Gewinnen-Wollens. Die Cityzens werden mit jedem Erfolg wie ein Monster gefüttert und immer hungriger. Die Gefahr der Sattheit, die ja einige von außen reinbringen, sehe ich ehrlich gesagt nicht.

Diese Jungs haben alles, die können sich alles kaufen. Da geht es längst nicht mehr um das Geld. Da geht es rein um dieses Gewinnen-Wollen, darum, einen Legacy aufzubauen. Spieler wie Jack Grealish, der diese süßen Früchte des Erfolgs richtig lange ausgekostet und das Triple sehr genossen hat, möchten das jedes Jahr.

Und natürlich verkörpert das auch Haaland wie kein zweiter. Eigentlich benötigen neue Spieler in der Premier League mindestens eine Saison, um sich an die Liga zu gewöhnen. Er nicht. Er ist adaptiert, fit und hat den Hunger. Wenn Haaland gesund bleibt, wird er sicherlich wieder annähernd die Zahlen aus der Vorsaison bringen. Beim 3:0-Erfolg in Burnley hat der Norweger ja schon mit zwei Toren einen guten Start gehabt.

Premier League, 1. Spieltag: Dank Erling Haaland hat Manchester City die neue Saison mit einem Sieg eröffnet. Der Titelverteidiger gewann mit 3:0 bei Aufsteiger FC Burnley.

ManCity ist auf allen Positionen gut besetzt - nicht nur auf den Spielerpositionen. Auch das Management hat einen klaren Plan. Natürlich wissen sie, dass man beispielsweise einen Ilkay Gündogan nicht Eins-zu-Eins ersetzen kann. Da ändert sich selbstverständlich die Statik der Mannschaft. Wenn aber einer mit der Statik einer Aufstellung spielen kann, dann ist es Guardiola. Er hat die Fähigkeit, Spielerprofile wie kein anderer zusammenzubauen. Ich glaube einfach, dass sich City auch dahingehend wieder neu erfinden wird und einfach auf andere Trümpfe setzt.

Selbiges gilt nach der Verletzung von Kevin De Bruyne. In der Spitze fehlt mit seinem Ausfall natürlich brutale Qualität, aber auch da wird City versuchen, den Verlust über die Breite abzufangen. In der Hinsicht sehe ich in der Premier League bis auf Arsenal keine Mannschaft, die auch nur annähernd in der Spitze sowie in der Breite so gut besetzt ist.

Diese Baustellen sehe ich beim FC Liverpool

Ich glaube auch nicht, dass der FC Liverpool da mithalten kann. Ich habe sie in die Champions League getippt, aber auch da muss alles gut laufen. Aktuell sehe ich vor allem die Sechser-Position im Verbund mit den Verteidigern als Problem. Wenn sich eines durchgezogen hat, ist es die Verletzungsthematik, gerade im Bereich der Innenverteidiger.

In der Vergangenheit hatte die Klopp-Elf in der letzten Linie zu viele Wechsel: Joel Matip oft verletzt, Ibrahima Konate und Joe Gomez genauso und auch Virgil van Dijk hatte zuletzt nicht das Level von früher. Das ist nicht so, dass die Reds ein eingespieltes Innenverteidiger-Paar haben und ein weiteres dahinter. Sie spielen ja immerhin noch Europa League, haben zwei Cup-Wettbewerbe und tanzen daher auf ganz vielen Hochzeiten.

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On top haben die Reds auch unglaublich viel Erfahrung verloren. Gerade in den Momenten, in denen es vielleicht mal nicht so lief, in denen Ruhe ins Spiel gebracht werden muss, da sind es in der Vergangenheit natürlich genau die Hendersons und Milners gewesen. Auch ein Fabinho war über seine gesamte Zeit bei Liverpool ein ganz, ganz wichtiges Element. Die sind aber nicht mehr da. Auf diesen Positionen hast du auf Fußballer- und Führungsebene ganz viel Qualität verloren.

Auf der anderen Seite sehe ich Dominik Szoboszlai und Alexis Mac Allister als super Verpflichtungen. Wenn noch zwei bis drei Neue (wie beispielsweise Moises Caicedo oder Romeo Lavia) kommen, kann das gut werden.

Das Transfer-Duell zwischen Chelsea und Liverpool um die beiden genannten Sechser interessiert Spieler und Trainer vor dem Premier League Match of the Week zwischen den Blues und den Reds (Sonntag ab 17:00 Uhr live auf Sky Sport Premier League) ohnehin nicht - das wird auf der Management-Ebene geregelt.

Es ist so ein Traditions-Duell und immer besonders an die Stamford Bridge zu fahren. Da denkt auch keiner, dass Chelsea trotz einer schwachen Vorsaison (nur Platz 12) Laufkundschaft ist. Es ist und bleibt Chelsea. Die haben mit Mauricio Pochettino einen neuen Trainer, den man kennt und schätzt. Nichtsdestotrotz ist es eine komplett neue Mannschaft und keiner weiß, wo sie stehen. Sie haben viel Zeit, das System von Pochettino in Fleisch und Blut übergehen zu lassen.

Aber ich glaube, wenn alles gut läuft, gibt das maximal ein Unentschieden. Ich tippe aber eher auf einen Sieg der Reds.

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