Toni Kroos trifft auf Sami Khedira, Cristiano Ronaldo auf das Bollwerk einer Alten Dame: Im Champions-League-Finale von Cardiff können Real Madrid und Juventus Turin mehr gewinnen als nur den Henkelpott.
Cristiano Ronaldo will erneut Geschichte schreiben, Toni Kroos eine Ära prägen. Doch eine Alte Dame stellt sich Real Madrids Superstars im Champions-League-Finale von Cardiff in den Weg. Juventus Turin baut gegen die königliche Torfabrik auf sein Bollwerk mit dem "heiligen" Gianluigi Buffon im Tor und Weltmeister Sami Khedira vor der Abwehr.
"Juve ist ein Brocken, und es ist schwer, gegen sie Tore zu erzielen", sagte Kroos der "Bild". "Eine stabile Defensive ist sicherlich ein großes Plus, aber man darf sich nicht darauf verlassen", entgegnete Khedira im kicker. Der gebürtige Stuttgarter kennt seinen Ex-Verein gut genug, um zu wissen: Real bestraft jeden Fehler gnadenlos.
Ronaldo in Topform
Vor allem, wenn Ronaldo seine Form der vergangenen Wochen unter dem geschlossenen Dach des Millennium Stadium abruft. Mit acht Toren im Viertel- und Halbfinale gegen Bayern München und Atlético Madrid schoss der Weltfußballer Madrid im Alleingang ins Endspiel um Europas Fußballkrone, mit sechs Toren in seinen letzten vier Partien zur Meisterschaft in Spanien.
Ronaldo ist in der Schlussphase der Saison derart explodiert, dass sein Zulieferer Kroos die Tore des Portugiesen "gar nicht mehr zählen" kann. Und doch ist Ronaldo erst dann zufrieden, wenn Juve in die Knie gezwungen und der historische Triumph Realität ist. "Wir wollen in die Geschichte eingehen", sagte der Europameister.
Keine Titelverteidigung seit Einführung der CL
Seit Einführung der Champions League im Jahr 1992 ist bislang jeder Titelträger an der Wiederholung des Triumphs im Jahr darauf gescheitert. "Wenn wir es schaffen, könnte man durchaus von einer Ära der vergangenen Jahre sprechen", sagte Kroos der "Sport Bild". Er selbst greift bereits nach seinem dritten Titel in der Königsklasse - 2013 hatte Kroos mit den Bayern sogar das Triple gewonnen und dient damit wiederum seinem Kollegen Khedira als leuchtendes Vorbild.
Denn auch für Juve steht mehr auf dem Spiel als bloß der erste Henkelpott seit 21 Jahren. Nach Scudetto und Pokalsieg fehlt nur noch der Erfolg in Cardiff zur Aufnahme in einen elitären Kreis. Erst sieben Vereine feierten nach dem Double im eigenen Land auch den Titel im Europapokal der Landesmeister oder der Champions League - darunter zweimal der FC Barcelona (2009 und 2015), Inter Mailand (2010) und die Bayern. Der stolze Klub des Königs aus Madrid gehört nicht dazu.
Buffon hofft auf ersten CL-Titel
Für Buffon, der sich trotz seiner 39 Jahre noch immer "wie ein kleiner Junge fühlt, wäre sein erster Triumph in der Champions League "die perfekte Geschichte. Die Leute lieben Märchen", sagte der Weltmeister von 2006 am Abend vor der Partie.
"Es ist ein Duell auf Augenhöhe, in dem alles möglich ist, in dem Nuancen über Sieg und Niederlage entscheiden werden", sagte Khedira. Kroos versprach, "Lösungen vorzubereiten", mit denen das Turiner Bollwerk überwunden werden kann. Bislang hat Real in allen 59 Pflichtspielen der Saison mindestens einmal getroffen, dabei allerdings nie gegen Gigi Buffon und seine unerschütterlichen Vorderleute gespielt.
Zidane warnt vor Juves Offensive
Ganze drei Tore kassierte Juve in zwölf Partien der Champions League, im Viertelfinale ging sogar Barcelonas Traum-Sturm um Lionel Messi leer aus. Allerdings, wendet Khedira ein, "stehen wir nicht nur defensiv kompakt, sondern haben mit Ball mehrere Optionen".
Das sieht auch Real-Coach Zinédine Zidane so: "Juve kann nicht nur Catenaccio, sie haben großartige Spieler in der Offensive." Er weiß, dass das Spiel am Samstagabend kein Selbstläufer und warnt aus eigener Erfahrung.
Auf der anderen Seite habe Real nicht nur Cristiano Ronaldo, sagt Kroos. "Es wird ein mitreißendes Aufeinandertreffen", verspricht der Torjäger selbst: Ein Duell, das die Welt beim Zuschauen lieben werde. (sid)