Zehn Rio-Weltmeister auf dem Rasen, ein engagierter Joachim Löw an der Seitenlinie und 50.000 fröhliche "Poldis" in Müngersdorf.
An einem stimmungsvollen Abend in "rut und wiess" genoss ein torhungriger Lukas Podolski einen gebührenden und tränenreichen Abschied in seinem Kölner Wohnzimmer, auch wenn Ausschreitungen in der Innenstadt mitsamt neun verletzten Polizisten und einem niedergestochenen polnischen Fan vor Anpfiff einen Schatten auf das bunte und ausgelassene Spektakel in der Domstadt legten.
"Es war mir eine große Ehre, für diesen Verein aufzulaufen, das war immer mein Traum. Diesen Traum habe ich gelebt. Das kann mir keiner mehr nehmen", sagte Podolski nach seiner Ehrenrunde: "Jetzt ist hier auf dem Platz Schluss, aber man sieht sich auf jeden Fall neben dem Platz wieder. Einmal Kölner, immer Kölner."
Vor ausverkauftem Haus gab sich die geballte deutsche Fußball-Prominenz die Ehre, im Team "Poldis 11" hütete Manuel Neuer die ersten 20 Minuten das Tor, Weltmeistertrainer Löw coachte das Team zusammen mit seinem ehemaligen Assistenten Hansi Flick und dem damaligen Torwarttrainer Andreas Köpke. Auch Oliver Bierhoff (Teammanager) ließ sich die Partie nicht entgehen.
Der Hauptprotagonist des Abends wurde schon vor dem Anpfiff mit einem bunten Wimmelbild von den FC-Verantwortlichen gewürdigt, die Südkurve feierte ihren Helden mit Sprechchören und dem Banner: "Poldi: Stück des Vereins, Kind der Kurve, Teil der Stadt!" Mit feuchten Augen verfolgte der 39-Jährige die FC-Hymne unmittelbar vor Anpfiff.
Kölner Eigengewächs
Podolski stammt aus der FC-Jugend, im November 2003 hatte er seinen ersten Profivertrag unterschrieben und wenig später sein Debüt in der Bundesliga gefeiert. "Prinz Poldi" brachte es in der Folge auf 181 Einsätze und 86 Treffer für seinen Herzensklub. Es sei für ihn "extrem wichtig, in Köln für die Unterstützung in all den Jahren Danke zu sagen", hatte Podolski gesagt, von 2003 bis 2006 und von 2009 bis 2012 hatte er für den FC gespielt.
Zu seinem großen Abend trommelte der 130-malige Nationalspieler nun alle zusammen: 50.000 Fans, zahlreiche Weltmeister von 2014 um Neuer, Per Mertesacker und Christoph Kramer, ehemalige und aktuelle FC-Spieler sowie sein Team vom polnischen Klub Gornik Zabrze, wo er seine Karriere derzeit ausklingen lässt.
Sonderlob vom Weltmeistertrainer
Löw huldigte seinen ehemaligen Schützling schon vor Anpfiff bei ProSieben als einen der "besten und beliebten Stürmer aller Zeiten" in Deutschland. Podolski spielte in der ersten Halbzeit für "Poldis 11" und traf einmal, in der Halbzeit streifte er sich dann das FC-Trikot über und traf per Elfmeter. Um 22.10 Uhr ("Zehn-Uhr-Zehn") machte sich Podolski dann zu "Kölsche Jung" auf die Ehrenrunde und wurde unter tosendem Applaus ausgewechselt. Vor der Südkurve weinte er bitterlich, ehe er mit Leuchtrakete in der Hand feierte.
Das Ergebnis war an einem Abend der großen Emotionen Nebensache. Auch zahlreiche polnische Fans sorgten im Gästeblock für Stimmung, nachdem es in der Innenstadt zuvor zu einer Auseinandersetzung zwischen polnischen Fans und der Polizei sowie einem Messerangriff gekommen war.
Für Podolski muss es derweil kein endgültiger Abschied vom FC gewesen sein - am Mittwoch hatte der Verein bekannt gegeben, dass er Gespräche mit Podolski über eine unterstützende Rolle nach dem Karriereende führe.
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