In der Bundesliga punktgleich mit einem Champions-League-Platz, im Pokal im Halbfinale - es könnte eine historische Saison für den SC Freiburg werden. Doch Sportdirektor Klemens Hartenbach mahnt zur Vorsicht angesichts einer womöglich zu großen Erwartungshaltung an den Sportclub.
"Es gibt genug größere Vereine als den SC Freiburg, die Probleme haben, in der Bundesliga zu bleiben. Deswegen tun wir gut daran, das möglichst lange als Ziel zu artikulieren. Es ist einfach der Hauptpunkt", sagt Hartenbach.
Dennoch weiß der Freiburger Sportchef um die hervorragende Ausgangslage seines Vereins. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern München am Samstag (15.30 live auf Sky und im Liveticker) beträgt der Vorsprung auf die siebtplatzierten Kölner fünf Punkte, dazu ist der SC punktgleich mit den auf Champions-League-Platz vier rangierenden Leipzigern.
"Es darf nur nicht die große Enttäuschung kommen"
"Jetzt ist alles offen. Es darf nur nicht die große Enttäuschung kommen, wenn es am Ende nicht klappt. Am Ende werden wir Achter, das kann alles passieren", gibt Hartenbach zu bedenken:
"Da ist der Südbadener vorsichtig, dass er den Mund nicht zu voll nimmt. Aber wir spielen noch gegen die direkten Konkurrenten Hoffenheim, Leverkusen und Frankfurt. Wir wollen so erfolgreich abschneiden wie möglich. Und wenn wir das machen, beinhaltet das Europa, klar."
Schlotterbecks Weggang droht - wohl kein großer Umbruch
Oft folgte in der Freiburger Historie nach einer starken Saison der große Umbruch, weil sie Leistungsträger zu großen Klubs ziehen lassen mussten. Zwar ist ein Verbleib von Nationalspieler Nico Schlotterbeck auch für Hartenbach unrealistisch, doch einen großen Umbruch sieht er nicht zwingend auf den SC zukommen.
"Wir zahlen auch nicht in Kartoffeln"
"Je besser man spielt, desto mehr ist man im Schaufenster. Doch heutzutage überlegt man sich als Spieler genauer, wo man hinwechselt. Früher ging es vor allem darum, sich finanziell zu verbessern, auch sportlich. Aber das hat sich geändert. Wir zahlen auch nicht in Kartoffeln", meint Hartenbach.
Es sei "auch nicht sportlich überall besser als in Freiburg, das haben wir uns erarbeitet. Spieler wissen zu schätzen, was sie hier haben. Sie können hier sogar Nationalspieler werden. Natürlich spielt immer auch eine Rolle, wie wir in der Saison abschneiden. Es muss nicht zum großen Umbruch kommen, auch wenn die Gefahr immer besteht."
Neue Arena als Sinnbild für kontinuierliche Entwicklung
Die neue Europapark-Arena ist ein Sinnbild für die kontinuierliche Entwicklung des SC. Die Badener sind einerseits im Zuge zunehmender Kommerzialisierung im Fußball mit der Zeit gegangen, andererseits sind sie ihren Grundprinzipien treu geblieben - und wollen das auch so beibehalten.
ZUM DURCHKLICKEN: So sieht das neue Stadion des SC Freiburg aus
"Die Gefahr in dieser Saison ist, dass wir uns international qualifizieren und die Leute denken, es dürfe auf keinen Fall schlechter werden", warnt der Sportchef: "Aber es kann sein, dass wir nächstes Jahr nur Zwölfter oder Dreizehnter werden, vielleicht geht's auch um den Abstieg. Weil wir eben unserem Prinzip treu bleiben, junge Spieler zu fördern. Spieler, die uns vielleicht nicht sofort weiterhelfen, in die wir erstmal viel Arbeit reinstecken", erklärt Hartenbach die typische Freiburger Philosophie und warnt:
"In Freiburg wissen viele Leute wie wir arbeiten. Aber durch diesen ganzen Hype gerade, auch mit dem neuen Stadion, erwartet manch einer, dass wir uns ständig oben festsetzen. Jedoch dürfen wir als Verein nicht unsere Seele verlieren. Ein wichtiger Teil davon ist das Entwickeln von Spielern. Das bringt aber auch mit, dass du in der Tabelle mal weiter oben und ein anderes Mal weiter unten stehst."