Auch nach dem erneuten Abstieg blickt der FC Schalke 04 zuversichtlich in die Zukunft und versucht die Fans mit großen Visionen zu überzeugen. Doch sind diese mit der Realität vereinbar?
Schalke wächst. Ein Fakt, der auf den ersten Blick verwundert, schließlich liegen die sportlichen Glanzzeiten lange zurück. Doch trotz des erneuten Bundesliga-Abstiegs hat der Traditionsverein einen Mitgliederzuwachs verzeichnet, wie CEO Bernd Schröder am Samstag auf der Mitgliederversammlung mit stolzer Stimme verkündete. Und das Plus ist keineswegs unerheblich.
Schalke hat im Laufe des vergangenen Jahres 10.000 neue Mitglieder hinzugewonnen, zählt mit nun jetzt 170.000 Mitgliedern weiter zu den größten Vereinen der Welt. Schalke emotionalisiert, Schalke polarisiert, Schalke interessiert - oder doch nicht? Der Blick am Samstag in das weite Rund der Veltins-Arena könnte etwas anderes vermuten lassen.
Minusrekord als Alarmzeichen?
Nur 3602 Anhänger verirrten sich zur Mitgliederversammlung. Ein Minusrekord für den Zweitligisten. Auch wenn die Stimmung vor Ort gut war und beispielsweise die Wahl von Benedikt Höwedes zum Ehrenspielführer mit stehenden Ovationen gefeiert wurde, zeigt die niedrige Zahl der Anwesenden, dass der Verein dem einen oder anderen gleichgültig geworden ist.
"Das ist das große Problem des FC Schalke 04", meint Sky Reporter Dirk große Schlarmann, "der Klub muss aufpassen, dass er nicht noch kleiner wird als er sich hier und da macht." Die Verantwortlichen versuchen dieser Gefahr entgegenzuwirken. Mit großen Visionen.
"Wir sind gerade abgestiegen, aber deswegen werfen wir doch nicht unsere langfristigen Ziele über Bord", kündigte Schröder an, sagte allerdings auch: "Natürlich verschiebt sich durch den Abstieg das Erreichen unserer sportlichen und finanziellen Ziele nach hinten."
Thema Ausgliederung steht auf dem Index
Die lauten: Rückkehr in die "Top-6 der Bundesliga" sowie einen "Kaderwert von 200 Millionen Euro" aufbauen. Ambitionierte Vorhaben für einen Klub, der gerade zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren aus der Bundesliga abgestiegen ist. Auch wenn Sportvorstand Peter Knäbel betonte, dass es sich um langfristige Ziele handele, so bleibt die große Frage nach dem Wie.
Zunächst muss die Rückkehr in den erlauchten Kreis der 18 Bundesligisten funktionieren, dort muss sich der Verein über einen längeren Zeitraum etablieren, um überhaupt den Anschluss an Teams wie Bochum, Bremen, Köln oder Augsburg wiederherzustellen. Frankfurt und Wolfsburg bewegen sich noch in ganz anderen Sphären, Leverkusen sowie Leipzig sind Lichtjahre entfernt, von Dortmund und Bayern ganz zu schweigen. Die ehrgeizigen Projekte könnten Jahrzehnte in Anspruch nehmen, zumal die Rahmenbedingungen für eine schnellere Entwicklung noch nicht gegeben sind.
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Finanziell befindet sich Schalke zwar weiter auf dem Wege der Besserung (Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers prognostizierte für das Jahr 2023 einen Gewinn im einstelligen Millionenbereich), von einem gesunden Zustand ist der Absteiger aber noch weit entfernt. Die Verbindlichkeiten liegen nach Vereinsangaben bei rund 180 Millionen Euro, das Eigenkapital ist negativ bei 115 Millionen Euro.
Eine Ausgliederung könnte die Gelsenkirchener finanziell entlasten, doch das Wort steht bei der Mehrheit der Mitglieder auf dem Index. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mitbewerbern soll Schalke ein eingetragener Verein bleiben und die anspruchsvollen Ziele daher aus "eigener Kraft" erreicht werden, wie es der wiedergewählte Aufsichtsratsvorsitzende Axel Hefer formulierte.
Schallenberg als erster Neuzugang
Einst internationaler Dauergast, jetzt Zweitligist - Schalke muss einen schwierigen Spagat bewältigen. Zwischen Vision und Realität. Die hat nur wenig mit den am Samstag vorgetragenen Zielen zu tun, schließlich liegt der aktuelle Kaderwert derzeit bei rund 30 Millionen Euro. Um diesen in den nächsten Jahren fast zu versiebenfachen, ist eine kluge Transferpolitik vonnöten.
Am Montag verkündete der S04 mit der Verpflichtung von Ron Schallenberg den ersten Neuzugang. Der defensive Mittelfeldspieler kommt vom Liga-Konkurrenten SC Paderborn, ist aber gewiss kein Baustein für das 200-Millionen-Ziel, sondern für den direkten Wiederaufstieg. So sieht die ungeschminkte Realität aus.
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