Nach dem 177. Revierderby waren sich alle Parteien schnell einig. Schalke war das bessere Team und setzte damit den Aufwärtstrend der letzten Wochen und Monate fort. Dennoch reichte es nicht zum Sieg gegen Dortmund - weil ein Problem noch nicht gelöst werden konnte.
BVB-Coach Lucien Favre sprach auf der Pressekonferenz nach dem Revierderby auf Schalke von einem "sehr schweren Spiel" für seine Mannschaft und gab unumwunden zu: "Am Ende können wir das 0:0 akzeptieren - vor dem Spiel war das anders."
Wagner hadert und lobt
Tatsächlich waren die Knappen das bessere Team und hatten auch die deutlich besseren Chancen, denn Salif Sane setzte einen Kopfball an die Unterkante der Latte (28.) und Suat Serdar traf wenig später den Innenpfosten (34.). Zudem lief Rabbi Matondo zweimal alleine auf das Dortmunder Tor zu, scheiterte allerdings jeweils am starken Marwin Hitz (44., 69.). Daher verwundert es nicht, dass David Wagner auf die Favre-Analyse entgegnete: "Bei uns war es umgekehrt - wir hätten vor dem Spiel gedacht: 'Unentschieden ist okay' und nach dem Spiel denken wir 'Ne'".
Unzufrieden war Schalkes Trainer aber keinesfalls, denn am Mikrofon bei Sky Sport lobte er den "Vollgasfußball" seiner Mannschaft: "Vielmehr geht nicht. Ich fand, dass das ein rassiges und intensives Spiel war. Meine Jungs haben das herausragend gut gemacht mit der Energie und den Emotionen, die sie reingebracht haben. Wir haben Zweikämpfe gesucht, geführt und gewonnen, aber leider haben wir das Spiel nicht gewonnen."
Torerfolg als Schalker Problem
Auch Serdar war "stolz" auf die Leistung und Kapitän Alexander Nübel sprach davon, dass man sich "weiterentwickelt" habe im Vergleich zur Vorwoche, als man trotz deutlicher Überlegenheit mit 0:2 bei 1899 Hoffenheim unterlag. Damals lobte Hoffenheims Coach Alfred Schreuder bei Sky Sport, dass Schalke der "bisher der stärkste Gegner, gegen den wir gespielt haben" war - und das, obwohl die Kraichgauer kurz zuvor beim FC Bayern siegten.
In beiden Spielen wurde Schalkes Makel jedoch deutlich, denn trotz guter Spielanlage, viel Einsatz, Elan und Tormöglichkeiten erzielten die Knappen keinen Treffer. "Wir stehen sehr gut hinten, aber wir müssen vorne konsequenter die Dinger reinmachen. Ich hatte eine Chance, Salif war auch unglücklich mit der Latte - wir müssen einfach cooler vor dem Tor sein", legte auch Serdar den Finger in die Wunde.
Und der zuletzt überragende Omar Mascarell ergänzte: "Wir haben gut gespielt, aber im Fußball geht es darum, Tore zu schießen. Das ist momentan unser Problem." Schalkes Stürmer - normalerweise hauptverantwortlich für Tore - erzielten bislang erst zwei Treffer. Ahmed Kutucu traf nach Einwechslung beim Kantersieg in Paderborn und Matondo jubelte beim Auswärtssieg in Leipzig.
Burgstaller noch ohne Treffer
Und sonst? Guido Burgstaller reibt sich im Sturmzentrum auf, kämpft und beißt, wartet aber nach wie vor auf seinen ersten Bundesliga-Treffer in dieser Saison. Dabei stand der 30-Jährige in allen neun Partien bisher in der Startformation und verpasste erst neun Minuten.
Wagner schätzt den Österreicher, weil er vor allem gegen den Ball weite Wege geht, aber der unglückliche Österreicher fiel gegen den BVB als einziger Spieler ab (Sky Note: 4). Denkbar, dass im DFB-Pokal am Dienstag bei Arminia Bielefeld sich ein anderer Spieler in vorderster Front versuchen darf. Alternativen stehen mit Mark Uth, Kutucu oder auch Benito Raman Gewähr bei Fuß.
Doch egal, wen Wagner im Angriff aufbietet - an der Herangehensweise wird sich nichts ändern. Dies machte der Coach nach dem Spiel gegen den BVB erneut deutlich: "Als wir hier angetreten sind haben wir gesagt, dass wir uns ein Gesicht geben wollen und für etwas stehen wollen. Egal, wer uns gegenübersteht und ob zu Hause oder auswärts", so Wagner.
Schalke immer mit "offenem Visier"
Und weiter: "Wir haben immer offenes Visier, wollen in die Zweikämpfe kommen und diese auch gewinnen. Diese Energie, dieser Zusammenhalt, dieser Spirit, dieser Fight, den die Jungs heute an den Tag gelegt haben, war große Klasse. Aber es ist auch nicht das erste Mal, aber heute war es etwas Besonderes, weil es das Derby war."
Die Entwicklung auf Schalke stimmt also und wenn der letzte Makel auch noch beseitigt wird, werden gegnerische Trainer in Zukunft vielleicht nicht nur von einem "sehr schweren Spiel" sprechen, sondern möglicherweise auch hadern, dass S04 auch die drei Punkte geholt hat...