Junge Trainer sind in der Bundesliga derzeit heiß begehrt. Domenico Tedesco, Julian Nagelsmann oder Hannes Wolf: Sie alle haben mit wenig Erfahrung und modernen Ansätzen große Verantwortung bekommen. Mehmet Scholl gefällt diese Entwicklung gar nicht und haut verbal ordentlich drauf.
"Die Tedescos, die Wolfs - sie sprießen aus dem Boden und der deutsche Fußball wird sein blaues Wunder erleben", schimpfte er in seiner Radiosendung Mehmets Schollplatten beim Bayrischen Rundfunk.
Dem Ex-Nationalspieler stinkt, dass der Mensch und Fußballer im Wust der Systeme "nicht mehr zählt". Ein Ergebnis der Trainerausbildung beim DFB, die Scholl als "elf Monate Gehirnwäsche" betitelt.
Spieler lernen 18 Systeme, aber keine Dribblings
Das Problem fängt seiner Meinung nach bereits im Nachwuchs an: "Kinder kriegen nicht die richtigen Hinweise, warum ein Pass nicht gelingt, warum ein Dribbling nicht gelingt, warum der Zweikampf verloren wurde. Stattdessen können sie 18 Systeme, rückwärts laufen und furzen. Wir verlieren die Basis!"
Schwarz sieht Scholl aufgrund der Trainer-Entwicklung langfristig für Spielertypen wie Franck Ribery und Arjen Robben. "Weil sie unbequem sind", prophezeit der 47-Jährige: "Auch Machtmenschen wie Stefan Effenberg, die dann am Ende den Unterschied ausmachen können, werden einfach aussortiert."
Das Ergebnis? Laut Scholl eine "weichgespülte Masse, die erfolgreich sein wird, aber niemals das Große gewinnen wird".
Harte Worte vom Karlsruher, der in der Vergangenheit bereits mit seiner Kritik an "Laptop-Trainern" eine heftige Diskussion ausgelöst hatte.