Thomas Müller beendet seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft. Sky Redakteur Thorsten Mesch erinnert sich an gemeinsame Erlebnisse und würdigt Müllers Verdienste als Mensch und Fußballer.
Mit Thomas Müller verbinde ich meine schönste Zeit als Nationalmannschaftsreporter. Von der WM 2010 bis zum Halbfinal-Aus bei der EM 2016 in Frankreich habe ich ihn bei vier großen Turnieren begleitet.
Müller stand im DFB-Kader für die WM in Südafrika, obwohl er bis dato nur ein Länderspiel absolviert hatte. Im März 2010 in München gegen Argentinien regte sich Diego Maradona im Presseraum der Allianz Arena auf, dass dort irgendein junger Typ auf dem Podium saß, verschwand und kam erst wieder, als Müller weg war. "Ich wusste nicht, dass es ein Spieler war", meinte Maradona später.
Argentiniens Ikone sollte Müller schnell kennenlernen. Auf den Tag vier Monate später erzielte Müller im WM-Viertelfinale in Kapstadt bei Deutschlands 4:0-Sieg gegen Maradonas Argentinier einen Treffer. Für mich war es eines der besten Spiele, die ich jemals live von einer deutschen Mannschaft im Stadion gesehen habe. Maradona musste nach Hause fliegen, Müller sah zwar dummerweise eine Gelbe Karte und fehlte gesperrt im Halbfinale gegen Spanien, aber er verließ Südafrika als WM-Torschützenkönig.
Thomas Müller - Weltstar mit Bodenhaftung
Trotz seines kometenhaften Aufstiegs vom Nobody zum WM-Star hob Müller nicht ab, sondern blieb der Bursche aus Bayern. Frech, schlagfertig, immer einen flotten, oft überraschenden Spruch auf den Lippen. Aber auch hintergründig, wenn ich mal in einem Einzel-Interview oder bei einem Sponsoren-Termin etwas länger mit ihm sprechen durfte.
Für uns Journalisten war Müller mit seinen Sprüchen ein Geschenk. Aber er half auch, wenn die Kameras und Mikros mal nicht angeschaltet waren. Einmal hatte ich ein Interview mit Toni Kroos und sollte eigentlich für den Sohn eines Freundes ein Trikot unterschreiben lassen. Doch ich hatte es vergessen und die Security-Mitarbeiter wollten mich nicht wieder reinlassen. In der Hotel-Lobby traf ich Müller und der besorgte mir schließlich die Unterschrift. Nur eine kleine Szene, aber sie sagt viel über den Menschen Thomas Müller aus. Er hilft auch im großen Stil, macht aber kein großes Aufheben darum. Im vergangenen Jahr erhielt er für sein soziales Engagement die Bayerische Staatsmedaille.
"Weltmeister samma! Den Pott hamma!"
Während der WM 2014 sammelte ich mit meinen damaligen Kollegen für eine Social-Media-Aktion Selfies mit Nationalspielern, Müller machte selbstverständlich auch mit. Ein paar Wochen später wurde er dann in Rio Weltmeister. In der Mixed Zone fragte ihn eine Journalistin auf Englisch, was es ihm bedeutet, dass er wieder einer der besten WM-Torschützen geworden sei. Müller antwortete auf Bairisch: "Des interessiert mi an Scheißdreck! Weltmeister samma! Den Pott hamma!"
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Thomas Müller. Ein Original. Ein Unikum. Einer aus dem Volk und für das Volk.
Als mein achtjähriger Sohn mich vor der EM fragte, von welchem deutschen Spieler er sich das Trikot aussuchen sollte, zögerte ich keine Sekunde mit der Antwort.
Ich hätte es Thomas Müller gewünscht, zum Abschied den EM-Pokal in den Händen zu halten. Sein Gesicht nach dem 1:2 im EM-Viertelfinale gegen Spanien war voller Enttäuschung. In Erinnerung werde ich aber sein schelmisches Grinsen behalten. Den Gaudiburschen aus Pähl, aber auch den verdammt guten Kicker, der nicht nur die Fans in der deutschen Nationalmannschaft mit seiner unkonventionellen Art begeistert hat.
Pfiat di, Thomas, schee war's!
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