Bundesliga-Rekordhalter, BVB-Hoffnungsträger, WM-Fahrer - und jetzt auf dem Abstellgleis: Das Tischtuch zwischen Youssoufa Moukoko und Borussia Dortmund ist zerschnitten. Ein Abgang ins Ausland scheint die logische Konsequenz. Wie konnte es so weit kommen?
"Youssoufa wurde vor seiner Verpflichtung viel versprochen, aber das wurde nicht eingehalten", warf Moukoko-Berater Patrick Williams dem BVB gegenüber Fabrizio Romano vor. "Er war immer nur daran interessiert, zu spielen und sich weiterzuentwickeln", wird der Berater weiter auf X zitiert und forcierte öffentlich einen Abgang: "Jetzt loten wir das Interesse von England, Spanien und Frankreich aus."
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl reagierte: "Wir haben die öffentlichen Aussagen natürlich wahrgenommen. Was wir mit der Spielerseite besprechen, behandeln wir weiterhin intern." Und dennoch öffnete der Funktionär die Tür für einen Verkauf - mit Star-Neuzugang Serhou Guirassy, Niclas Füllkrug, Sebastien Haller und Moukoko stehen gleich vier Top-Stürmer im Kader von Trainer Nuri Sahin: "Wir haben im letzten Jahr drei Stürmer gehabt. Vielleicht wird es so sein, dass sich auf dieser Position noch etwas tut", sagte Kehl. Die Zeichen stehen auf Abschied.
Unglaubliche Zahlen im Jugendbereich
Wie konnte es zu diesem Bruch kommen? Aufgrund seiner fulminanten Leistungen im Juniorenbereich ist Moukoko schon früh hochgejubelt worden. Im Alter von 13 Jahren netzte er in seiner Premierensaison in der der U17-Bundesliga 37 Mal in 25 Spielen. Insgesamt erzielte er im B- und A-Juniorenbereich 141 Treffer (88 Spiele).
In der Folge wurde der Youngster auch vom BVB gepusht und avancierte am 21. November 2020 beim 5:2-Sieg bei Hertha BSC zum jüngsten Bundesliga-Debütanten der Geschichte - mit 16 Jahre und 28 Tagen. Auch sein DFB-Debüt sollte nicht lange auf sich warten lassen: Moukoko feierte seine Nationalmannschaftspremiere beim 1:0-Sieg beim Oman und fuhr auch zur WM nach Katar.
Große Konkurrenzsituation mit Folgen
Zum Stammspieler hat er sich allerdings bis heute unter keinem Trainer entwickeln können: Während er unter Lucien Favre debütierte, spürte er unter Marco Rose das meiste Vertrauen, hatte in der Phase aber mit zahlreichen Muskelverletzungen zu kämpfen und war körperlich nicht in der besten Verfassung. Das kreidet sich der Angreifer selbst an. In der Folge arbeite Moukoko eng mit privaten Athletiktrainern zusammen, unter anderem mit Arne Greskowiak, der aktuell mit der deutschen Basketball-Nationalmannschaft bei Olympia verweilt.
Der endgültige Durchbruch sollte eigentlich unter Edin Terzic und Co-Trainer Sebastian Geppert erfolgen, mit denen er schon in der Jugend erfolgreich zusammengearbeitet hat. Doch auch unter Terzic fiel er der Konkurrenzsituationen mit Erling Haaland, Haller oder Füllkrug zum Opfer, kam nur selten über die Jokerrolle hinaus. Darüber hinaus vermisste der selbstbewussten Angreifer vor allem nach der Verpflichtung von Anthony Modeste das Vertrauen.
Seine Trainer mussten allerdings immer wieder Krisensituationen bewältigen - in einer Zeit, in denen ein junger Spieler Zuspruch benötigt. Auch das gehört zur Wahrheit dazu. So setzte Terzic beispielsweise in seinen letzten BVB-Monaten kaum noch auf junge Spieler.
Sehenswerte Torquote
Schlechte Trainingsleistungen kann sich der Youngster nicht vorwerfen lassen, im Gegenteil: Einige Teamkollegen waren verwundert, dass der Spieler so wenige Chancen erhalten hat. "Youssoufa hat ein riesiges Potenzial, das er in der letzten Saison leider nicht zeigen konnte", haderte Berater Williams. "Ich denke, die Tatsache, dass er in 613 Minuten fünf Tore erzielt hat, sagt alles über seine Qualität aus."
Es ist allerdings nicht die erste Schlammschlacht, die zwischen den Parteien und in der Öffentlichkeit ausgetragen wird: Schon der Prozess zur Vertragsverlängerung, der sich lange gezogen hatte und öffentlich ausgetragen wurde, schadete dem Verhältnis zwischen Spieler und Verein.
Diese Klubs sind dran
Nun ist das Tischtuch endgültig zerschnitten. Moukoko plant in der Folge die Flucht, möchte mit einem Auslandswechsel dem Druck entkommen und den nächsten Entwicklungsschritt gehen. Klar ist: Trotz Karriere-Sackgasse hat der zweimalige DFB-Kicker weiter eine sportliche Zukunft. Nach Sky Informationen zählen unter anderem der FC Girona, Betis Sevilla, Real Sociedad, FC Villarreal, Stade Rennes und Southampton zu den Interessenten.
Borussia Dortmund ruft bei einem festen Verkauf rund 15 bis 20 Millionen Euro für den erst 19-jährigen Angreifer auf. Endet das Moukoko-Dilemma im Sommer? "Wir wollten es anders, aber so ist das Fußballgeschäft", machte sein Berater deutlich. "Youssoufa ist völlig klar im Kopf, extrem fokussiert und weiß, was er will, um seine Karriere voranzutreiben."
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