Soll Leroy Sané gegen England noch eine Chance bekommen? EM 2021 News

Pro und Contra: Soll Sane gegen England noch eine Chance bekommen?

Von Sarah Zoche und Robert Gherda

Image: Leroy Sané hat sich nach seinem unglücklichen Auftritt gegen Ungarn viel Kritik anhören müssen.

Leroy Sane spaltet die Nation. Nach seinem unglücklichen Auftritt gegen Ungarn hagelte es Kritik - teils unter der Gürtellinie. Am Dienstag geht es gegen England. Sollte Löw den umstrittenen FCB-Star dennoch bringen? Ein Pro und Contra.

CONTRA: Sane hatte seine Chance, jetzt sind andere dran!

Unbestrittenes Talent, null Ertrag: Leroy Sane bringt seine Qualität bei der EURO einfach nicht auf den Platz. Und nur darauf kommt es an. In den ersten zwei Spielen als Joker verpufft, bekam der 25-Jährige für den angeschlagenen Thomas Müller gegen Ungarn seine Chance von Beginn an - und versagte kläglich.

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Kein Torschuss, nicht ein erfolgreiches Dribbling, Ungenauigkeiten im Passspiel, an einem Gegentor beteiligt… nicht umsonst bekam der Flügelflitzer des FC Bayern von skysport.de die Note 6(!).

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In einer eh schon verunsicherten und schwachen Nationalmannschaft schafft es Sane, mit einer unglücklichen Szene nach der anderen noch herauszustechen. Sei es eine geradezu absurde Ecke ins Nichts, die es sogar in den Postillion schafft, oder ein kläglicher Konter in der Nachspielzeit, der das Spiel entscheiden könnte.

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Stets bemüht reicht auf diesem Niveau nicht. Von einem Spieler seines Formats darf und muss man mehr erwarten können. Doch gerade, wenn Kreativität, Tempo und erfolgreiche 1:1-Situationen dringend gebraucht werden, eigentlich Sanes Spezialitäten, geht offensiv gar nichts. Der 25-Jährige kann seine Gegenspieler in der aktuellen Verfassung nicht vor Probleme stellen - und seine Stärken, für die Löw ihn nach der Nichtberücksichtigung 2018 nun eben doch nominiert hat, nicht ausspielen.

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Problematisch ist auch, dass man Sane nach einer eh schon schwierigen Saison in München ansieht, dass es nicht läuft. Seine negative Körpersprache ist schon oft thematisiert worden. Auch gegen Ungarn wirkte der Ex-City-Profi hilflos und uninspiriert. Kein Aufbäumen, kein Elan. Oder wie es Lothar Matthäus in seiner Kolumne auf den Punkt brachte: "Das ist fast ein anderer Sport."

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Löw ließ das Sorgenkind gegen Ungarn sogar durchspielen, um es aufzubauen. Das Vertrauen konnte der Bayern-Star nicht zurückzahlen. Nach der harten Kritik unter der Woche wird die Situation für Sane nicht einfacher. Der Druck ist immens.

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Auch auf den Bundestrainer. Dass selbst der sich nach Abpfiff öffentlich enttäuscht zeigte, lässt kaum Spielraum für einen Einsatz gegen England.

Warum auch? Der deutsche Kader ist groß und gut genug, um anderen Offensiv-Hoffnungen eine Chance zu geben. Thomas Müller wird in die erste Elf zurückkehren. Mit Timo Werner, der bislang noch gar nicht zum Einsatz kam, Kevin Volland und Wunderknabe Jamal Musiala warten zudem genug Alternativen auf der Bank.

Löw muss ein Zeichen setzen und auf frischen Wind setzen. Denn seine Mannschaft braucht in der aktuellen Verfassung Vieles, aber sicherlich kein Sorgenkind oder gar personifizierten Unglücksraben, den sonst höchstwahrscheinlich nur das nächste Pfeifkonzert erwartet.

Sarah Zoche

PRO: Sane sollte auch gegen England eine Chance erhalten

War Leroy Sane gegen Ungarn gut? Natürlich nicht. Aber er war auch nicht soooo schlecht, dass man ab sofort freiwillig auf seinen vielleicht talentiertesten Kicker verzichten sollte.

Gegen Ungarn waren die anderen zehn Akteure in der Startformation ähnlich weit weg von ihrer Bestform. Pfiffe und Kritik gab es aber im Grunde nur gegen Sane. Natürlich, der Bayern-Star polarisiert mit seinem extravaganten Style außerhalb des Platzes und dem äußerst risikoreichen Spiel auf dem Rasen. Aber der Alleinschuldige am schwachen dritten Vorrundenspiel war er definitiv nicht.

Mir kommt es so vor, dass Sane der neue Mesut Özil ist. Beide haben offensichtliche Defizite in der Körpersprache, aber das ist kein Grund, eine gute Leistung als Selbstverständlichkeit hinzunehmen, aber bei schwachen Vorstellungen - wie gegen Ungarn - mit voller Wucht draufzuhauen. Leider war genau das aber nun zum wiederholten Male der Fall. Beim 2:1 der Magyaren wurde beispielsweise nur darüber gesprochen, dass Sane nicht entschlossen genug in den Zweikampf geht - über Manuel Neuer, der zu zaghaft aus dem Tor kommt, wurde dagegen kaum ein Wort verloren. Die Wahrheit ist aber, dass der Treffer nicht fällt, wenn der Bayern-Schlussmann entschlossener handelt oder einfach auf der Linie bleibt.

Serge Gnabry stärkt Leroy Sane den Rücken und spricht über die Pfiffe gegen seinen Teamkollegen (Videolänge: 1:23 Min).

Auch dass Sane nach der Systemumstellung in der zweiten Halbzeit praktisch Rechtsverteidiger spielen musste, wurde - wenn überhaupt - nur vereinzelt thematisiert. Dabei ist die Position für ihn nicht nur völlig ungewohnt, sondern akzentuiert auch seine Stärken nicht besonders - eher das Gegenteil.

Gegen England sollte er aus zwei Gründen dennoch wieder eine Chance erhalten - egal ob von Beginn an oder als Joker. Erstens läuft Löw sonst Gefahr, dass der Bayern-Profi nach der teils doch heftigen Schelte in ein Loch fällt, wenn er nun keinen Rückhalt mehr spürt. Der wichtige Grund ist aber, dass Sane einfach Qualitäten mitbringt, die sonst im Kader niemand hat.

Er kann zu jedem Zeitpunkt mit einer Einzelaktion den Unterschied ausmachen. Zudem kennt der Tempodribbler die englische Mannschaft aus seiner Zeit bei Manchester City aus dem Effeff und wird dort auch durchaus gefürchtet. Schließlich war Sane in seinen ersten beiden Spielzeiten unter Pep Guardiola einer von nur drei Spielern in Europas Top-5-Ligen (neben Teamkollege Raheem Sterling und Lionel Messi, Anm. d. Red.), der doppelt traf und auflegte.

Es folge der Kreuzbandriss und der Wechsel nach München, aber die englischen Abwehrspieler wissen um die Klasse des 25-Jährigen. Dies sollte man ausnutzen. Damals kam er immer über den linken Flügel - vielleicht wäre das auch eine Option für Löw, denn dort konnte Serge Gnabry bisher nicht überzeugen, auch wenn die Kritik dafür natürlich deutlich überschaubarer war…

Robert Gherda

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