Borussia Dortmund wird vom FC Bayern München mit 0:6 aus dem Stadion geschossen. Nach dem blutleeren Auftritt seiner Mannschaft tritt Peter Stöger zum Interview an - und klingt in seiner Analyse seltsam distanziert.
Peter Stöger ist nicht dafür bekannt, aus sich heraus zu gehen oder gar Emotionen zu zeigen. Er betrachtet die Dinge ganz nüchtern - so auch nach dem 0:6-Debakel von Borussia Dortmund beim FC Bayern München. Dabei war es viel mehr als nur die erste Pleite unter seiner Leitung. Lewandowski, James und Ribery überforderten den BVB mit einer Spielfreude, von der man in Dortmund derzeit nur träumen kann.
Höchste Pausenführung des FC Bayern
Es war eine Abreibung, vor allem im ersten Durchgang. Mit dem Zwischenstand von 5:0 schickte der Tabellenführer den Tabellendritten in die Kabine. 5:0 zur Pause - das hatte der Rekordmeister nicht einmal bei seinem höchsten Bundesliga-Sieg, dem 11:1 (4:0) gegen die Borussia 1971, geschafft.
Danach lässt der Meister Gnade walten. Viel Gegenwehr ist nach dem Seitenwechsel nicht zu erkennen. 6:0 heißt es am Ende. Entsetzt über das Ergebnis? "Entsetzen ist es nicht, es ist eine Enttäuschung da. Wir haben heute die Grundtugenden total vermissen lassen", erklärt er bei Sky.
Heilsame Klatsche?
Bemerkenswert sind seine Worte danach: "Vielleicht ist es mal eine gute Situation, dass man mal eine richtige Klatsche bekommen hat und alle Steine rumdreht. Man muss schauen, welche Rädchen man drehen muss." Nach Stögers Meinung sind es "nicht nur Rädchen, sondern ein paar Räder".
Aus der Bahn zu werfen scheint den Österreicher das historische Debakel aber nicht: "Ich bin froh und stolz, hier arbeiten zu können. Mein Leben definiert sich aber nicht darüber, dass ich beim BVB an der Seitenlinie stehe. Ich bin ein relativ aufgeräumter und glücklicher Mensch."
Stöger: "Wenn am Ende ein anderer gefragt ist,..."
Stögers Worte wirken seltsam distanziert. Der umstrittene Coach will offenbar nicht um seinen Job kämpfen. Wohin geht die Reise mit der Borussia jetzt? "Man muss schauen, welche Art und Weise möchte man spielen, wofür soll der Verein stehen. Was ist die Ausrichtung, welche Spieler braucht man für diese Philosophie. Wenn am Ende ein anderer Mann gefragt ist, ist das auch in Ordnung."
Der BVB bastelt bereits an der Zukunft und holt mit Matthias Sammer als externen Berater einen alten Bekannten zurück. Von ihm erhofft sich Zorc "schonungslose Analysen", die Schwarz-Gelb helfen sollen, wieder konkurrenzfähig zu werden.
Für den Verein bleibt Stöger weiterhin der "erste Ansprechpartner", wenn es um die Frage geht, wer die Schwarz-Gelben ab dem Sommer trainiert. Die Fan-Kleidung des Klubs trägt der 51-Jährige weiterhin fleißig an der Seitenlinie.
Von "Echter Liebe" und Leidenschaft ist der Österreicher in Dortmund allerdings weit entfernt. Daraus macht er auch kein Geheimnis.