Novak Djokovic hat vor Gericht einen Teilsieg errungen. Ob er aber bei den Australian Open starten kann, ist weiter fraglich.
Kurz nach Mitternacht in Melbourne meldete sich Novak Djokovic zu Wort - aus der Rod Laver Arena. Der Krimi um seine mögliche Abschiebung war gerade erst für den Montag beendet, da stürzte sich der 20-malige Grand-Slam-Champion schon wieder in die Titeljagd. Dabei ist eine Ausweisung immer noch nicht vom Tisch.
Djokovic fasst Australien Open klar ins Auge
"Ich bin froh und dankbar, dass der Richter die Annullierung meines Visums aufgehoben hat", schrieb Djokovic bei Twitter: "Trotz allem, was passiert ist, möchte ich bleiben und versuchen, an den Australian Open teilzunehmen. Darauf konzentriere ich mich weiterhin."
Die australische Regierung kündigte sofort nach dem schweren Rückschlag an, eine erneute Aufhebung von Djokovics Aufenthaltsgenehmigung in Betracht zu ziehen. "Der Minister prüft derzeit die Angelegenheit und das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen", sagte ein Sprecher des Einwanderungsministeriums, das Alex Hawke verantwortet. Laut der gut informierten Zeitung The Age könnte bereits am Dienstag eine Entscheidung fallen.
Mutter Dijana spricht von "größtem Sieg seiner Karriere"
Djokovic hatte gegen die Annullierung seines Visums wegen Nichterfüllung der Pandemie-Einreisebestimmungen Einspruch eingelegt. Die Entwicklung sorgte auch bei seiner Familie und Fans für Erleichterung. "Das ist der größte Sieg seiner Karriere", sagte Djokovics Mutter Dijana bei einer Pressekonferenz.
Der ungeimpfte serbische Volksheld hatte zuvor das zu einer Unterkunft für Ausreisepflichtige umfunktionierte Park Hotel verlassen dürfen und die Geschehnisse bei seinen Anwälten verfolgt. Erst am Abend erreichte ihn die Nachricht, dass er vorerst von weiteren Maßnahmen verschont bleibt.
Ausschreitungen bei Djokovic-Anhängern
Vor dem "Federal Circuit and Family Court of Australia" und später vor der Anschrift von Djokovics Rechtsbeistand demonstrierten Anhänger lautstark für den Tennisprofi und riefen "Free Nole". Als eine Limousine - vermeintlich mit Djokovic - aus der Tiefgarage fuhr, sah sich die Polizei gezwungen, Pfefferspray einzusetzen. Auch in Serbien kam es zu Ausschreitung und Tumulten.
Das Verfahren hatte sich vorher immer wieder verzögert, da das Online-System zur Live-Übertragung des Gerichts aufgrund des großen Interesses zusammenbrach. Djokovics Anwälte stützten sich in ihrer Argumentation dann darauf, dass ihrem Mandanten eine Ausnahmegenehmigung von der Impfung durch zwei unabhängige medizinische Gremien genehmigt worden war.
Am 16. Dezember soll der Sportstar von seiner zweiten Coronainfektion erfahren haben, von der er mittlerweile genesen ist. Doch der zeitliche Ablauf wirft weiter Fragen auf. Im Wissen um seinen positiven PCR-Test hatte er offenbar an mehreren Terminen ohne Maske teilgenommen.
Serbische Presse feiert Djokovic
Ein wichtiger Faktor, der für Djokovic sprach, war zudem, dass die Grenzbehörden ihn nach der Annullierung seines Visums offenbar unter zu großen zeitlichen Druck für eine Reaktion gesetzt hatten. Dies erkannte Richter Anthony Kelly an und die Regierung, die strikte Maßnahmen seit Beginn der Corona-Pandemie verantwortet, musste sich vorerst geschlagen geben.
Vorausgegangen war ein tagelanges juristisches Tauziehen, das Beobachter in der ganzen Welt bewegte. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic sprach von einer "Belästigung" Djokovics, dessen Vater bei Protesten in Belgrad noch schärfere Töne anschlug. "Zur Freude all derer, die auf die Straße gegangen sind, die in allen Ecken der Welt ihre Unterstützung angeboten haben, hat Novak Djokovic in Australien gewonnen, wie er es immer tut", schrieb nun die Zeitung Blic.
Nadal spricht sich für Djokovic aus
Es ist damit zu rechnen, dass weitere juristische Auseinandersetzungen folgen könnten, doch die Befürworter eines Verbleibs von Djokovic mehren sich. Auch Rafael Nadal, als Dauerrivale alles andere als ein Freund des Serben, sagte nun, "die Gerechtigkeit hat ohne jeden Zweifel gesprochen."
Ein sportlicher Showdown in Melbourne um den 21. Grand-Slam-Triumph, den beide erreichen können, erscheint aber noch enorm weit weg.
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