Der FC Chelsea hat mit seinem Kaufrausch in der abgelaufenen Transferperiode in puncto Winterneuzugänge völlig neue Maßstäbe gesetzt. Die Verpflichtungen der Blues sind bereits in aller Munde - mit Blick auf die Gesamtanzahl der Transferaktivitäten muss sich Chelsea im ligaweiten Vergleich jedoch zur großen Überraschung einem anderen Verein geschlagen geben.
Dass die Premier League im internationalen Gefüge vor allem finanziell und schon seit Jahren in einer ganz anderen Dimension spielt, ist kein Geheimnis. Die Winter-Transferperiode hat einmal mehr gezeigt, wie gigantisch die Unterschiede in puncto Kaufkraft tatsächlich sind. Insgesamt zahlten die englischen Erstligisten in diesem Jahr rund 830 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die 18 Klubs der Bundesliga gaben in diesem Winter gerade einmal rund 68 Millionen Euro aus. Damit hat die Premier League auch den bisherigen Ausgabenrekord einer Liga für ein Transferfenster mit großem Abstand gebrochen.
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Allen voran durch die Shoppingtour des FC Chelsea, das allein im Winter für acht neue Spieler mal eben rund 350 Millionen Euro investierte, wurde dieser Finanz-Rekord überhaupt erreicht. Dabei sind die Londoner ligaweit bei weitem nicht der einzige Klub, der in dieser Saison in einen regelrechten Kaufrausch geraten ist.
Aufsteiger Nottingham Forest nämlich hat in dieser Spielzeit zusammengerechnet erschlagende 30 Neuzugänge geholt. Allein in der just abgelaufenen Winterperiode verstärkten sich die Tricky Trees mit ganzen acht Neuzugängen - darunter namhafte Spieler wie zum Beispiel der dreimalige Champions-League-Sieger Keylor Navas, Ex-Atleti-Routinier Felipe, Mittelfeld-Stratege Jonjo Shelvey oder auch 20-Millionen-Euro-Talent Danilo. Zwei Tage nach dem Deadline Day unterschrieb zudem noch der vereinslose Andre Ayew einen Vertrag bis Saisonende.
Die Schattenseite der Transferwut
Unterm Strich hat Nottingham seit Sommer satte 184 Millionen Euro ausgegeben - und das wohlgemerkt als Aufsteiger! Auf der anderen Seite hat man gerade einmal sieben Millionen Euro eingenommen. Der Kurs der Tricky Trees, die in der Liga aktuell auf Rang 13 stehen, scheint klar: Die Klasse muss um wortwörtlich jeden Preis gehalten werden. Denn von Sparsamkeit kann mit Blick auf die Transferaktivitäten beim besten Willen nicht die Rede sein. Der Kaufrausch der Reds hat dabei auch eine offensichtliche sportliche Schattenseite.
Mit insgesamt unglaublichen 38 Spielern stehen Trainer Steve Cooper theoretisch mehr als drei komplett verschiedene Mannschaften zur Verfügung. Dabei verwundert es mit Blick auf die Statistik ganz und gar nicht, dass in den wettbewerbsübergreifend insgesamt 26 möglichen Spielen gerade einmal sieben dieser 38 Spieler mehr als 20-mal zum Einsatz kamen. Auf der anderen Seite standen darüber hinaus ganze elf Akteure in der aktuellen Spielzeit nicht ein einziges Mal für Forest auf dem Platz.
Nottingham ist in sportlicher Hinsicht weit entfernt von Konstanz. Niederlagen, Unentschieden und Siege wechseln sich von Spieltag zu Spieltag ab, es fehlen eine echte Startelf und überhaupt eine Mannschaftsstruktur. Schlichtweg: Der Kader von Nottingham ist viel zu groß.
Ein starker Investor mit Visionen im Rücken
Doch woher kommt überhaupt das viele Geld, das Nottingham derartige Transfersummen und -aktivitäten ermöglicht? Der Mann im Rücken des Aufsteigers heißt Evangelos Marinakis. Der 55 Jahre alte Grieche und Investor besitzt neben dem PL-Klub auch Olympiakos Piräus. 2017 kaufte Marinakis den Verein aus den englischen Midlands. Bei seiner damaligen Vorstellung verkündete er: "Ich mache keine Versprechen, ich liefere." Seine Vision lautet: "Wir haben einen langfristigen Plan und in dessen Rahmen wollen wir Nottingham dahin bringen, wo es hingehört. Und natürlich gehört Nottingham in die Premier League. Und Nottingham gehört in die Elite der Premier League". Und wie es scheint um jeden Preis.
Fraglich bleibt, ob die waghalsige Personalstrategie des Investors langfristig den gewünschten Erfolg bringt oder sich über kurz oder lang nicht doch als nachhaltig kontraproduktiv herausstellen könnte.
Immerhin in puncto Transferausgaben hat sich Nottingham bereits in die Riege der englischen Spitzenklubs eingereiht - was die Anzahl der Neuzugänge angeht, stehen sie sogar ganz oben. Dort, wo Marinakis schließlich schnellstmöglich hinwill. Eine Garantie, dass dies auch auf dem Spielfeld passiert, ist das aber wahrlich nicht.
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