In der Bundesliga könnte sich ein wahrer Transfer-Kracher anbahnen. Denn der FC Bayern bastelt wohl an einer Verpflichtung von Leipzigs Marcel Sabitzer. Würde dieser Transfer für die Münchner Sinn ergeben? Sky Sport beleuchtet Argumente, die für und gegen einen Wechsel des RB-Stars an die Säbener Straße sprechen.
Beim FC Bayern ist es in den vergangenen Wochen ruhig geworden, zumindest was das Geschehen auf dem Transfermarkt betrifft. Der Kader steht und wird sich wahrscheinlich bis zum 31. August, dem sogenannten Deadline Day, nicht mehr großartig verändern.
Der eine oder andere Youngster könnte den FCB zwar noch verlassen, wie etwa Michael Cuisance, doch auf der Seite der Zugänge dürfte sich nicht mehr allzu viel tun.
Sparflamme statt Transfer-Wahnsinn
Das hatten die Klub-Bosse des deutschen Rekordmeisters zuletzt immer wieder betont. Statt einer großen Transferoffensive ist eher Sparflamme angesagt, auch wenn die Bayern mit der einen oder anderen Verletzung zu kämpfen haben. Oliver Kahn, der Vorstandsvorsitzende der Münchner, sieht dennoch keinen akuten Bedarf, in Sachen Transfers tätig zu werden.
"Nee, ich denke, wir sind sehr gut aufgestellt in allen Mannschaftsteilen", sagte Kahn vor dem Testspiel gegen Neapel bei RTL. Der Kader der Bayern sei "exzellent", ergänzte der 52-Jährige.
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Dennoch könnte in diesen Kader vielleicht nochmal Bewegung reinkommen. Wie die BILD zuerst berichtet hat, basteln die Bayern an einer Verpflichtung von Leipzigs Marcel Sabitzer. Sky Reporter Torben Hoffmann bestätigt ein grundsätzliches Interesse des amtierenden Meisters, stellt jedoch auch klar, dass die finanziellen Rahmenbedingungen seitens der Bayern einmal mehr den Knackpunkt darstellen. "In der Personalie ist noch keine finale Entscheidung gefallen", so der FCB-Experte abschließend.
Doch würde dieser Transfer überhaupt Sinn ergeben? Wenn man sich die Kader-Struktur im zentralen Mittelfeld anschaut, definitiv ja. Denn die jüngere Vergangenheit hat gezeigt: Wenn ein Joshua Kimmich oder Leon Goretzka ausfallen, fehlt den Bayern ein gleichwertiger Ersatz.
Corentin Tolisso hat womöglich das Potenzial, einen der beiden Leistungsträger annähernd zu ersetzen, doch aufgrund diverser Verletzungen konnte er jenes Potenzial nie wirklich ausschöpfen. Und es bleibt äußerst fraglich, ob er jemals diese Rolle ausfüllen kann.
Kaum bis gar keine (gleichwertige) Alternativen zu Kimmich und Goretzka
Eine andere Alternative lautet Marc Roca, doch der Spanier hat ein sehr schwieriges erstes Jahr hinter sich und wird voraussichtlich noch Zeit benötigen, um in diese Rolle hineinzuwachsen. Auch hier bleibt die Frage offen, ob er jemals an das Niveau eines Kimmich oder Goretzka herankommt.
Andere Optionen wie David Alaba oder Javi Martinez haben den FCB bereits im Sommer verlassen. Selbiges Szenario ist auch bei Cuisance denkbar. All diese Beispiele zeigen, dass die Bayern im zentralen Mittelfeld sehr dünn aufgestellt sind.
Jamal Musiala kann diese Position zwar ebenfalls bekleiden, doch der Youngster ist eher eine Reihe weiter vorne beheimatet und als Alternative zu Müller oder einen der beiden Außenbahnspieler eingeplant. Deshalb würde ein Transfer von Sabitzer absolut Sinn ergeben. Der Österreicher ist im Mittelfeld flexibel einsetzbar, ob auf der Sechs, der Acht, der Zehn oder sogar auf dem Flügel.
Der 27-Jährige ist stark im eigenen Ballbesitz und kann ein Spiel lesen und an sich reißen. Damit würden die Bayern eine große Baustelle endlich ad acta legen. Zudem kennt Sabitzer Nagelsmann aus gemeinsamen Leipziger Zeiten. Anpassungsschwierigkeiten hätte der gebürtige Grazer daher wohl keine.
Mintzlaff hofft weiter auf Verbleib
Ein Faktor, den man sicherlich auch nicht außer Acht lassen darf, wäre die unmittelbare Nähe zu seiner österreichischen Heimat. Darüber hinaus würde der deutsche Rekordmeister ganz nebenbei einen direkten Konkurrenten abermals schwächen, nachdem sie bereits Nagelsmann und Dayot Upamecano von RB an die Säbener Straße gelotst hatten.
Hinzu kommt, dass Sabitzer vergleichsweise "günstig" zu haben wäre, wenn man das in diesen Zeiten überhaupt so sagen darf. Der Vertrag des RB-Kapitäns läuft im kommenden Sommer aus. Eine Ablöse von rund 18 bis 20 Millionen Euro plus diverser Bonuszahlungen steht derzeit im Raum.
RB-Boss Oliver Mintzlaff hofft derweil, dass Sabitzer seinen Vertrag bei den Sachsen verlängern wird. ''Sabi ist unser Kapitän, der großartiges für uns geleistet hat und unseren Klub. Daher wäre es schön, wenn Sabitzer bei uns bleibt, er hat noch ein Jahr Vertrag. Grundsätzlich würden wir gerne verlängern oder verkaufen und natürlich Spieler ungern ablösefrei vom Hof ziehen lassen'', beurteilte Mintzlaff noch Ende Juli die Situation im Gespräch mit Sky Sport.
Und weiter: ''Jetzt wird man gucken, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. [...] Wir werden jetzt in Ruhe die Gespräche mit ihm und seinem Berater aufnehmen.'' Eine Tendenz scheint es noch nicht zu geben. ''Ein klares Signal gab es in gar keine Richtung'', so Mintzlaff.
Bayern muss erst verkaufen
Auf der anderen Seite muss an dieser Stelle klar betont werden, dass die Münchner zunächst auf Transfererlöse angewiesen sind, bevor sie in dieser Richtung nochmal aktiv werden. Selbst 18 Millionen Euro plus X sind für den FC Bayern in Zeiten von Corona kein Zuckerschlecken.
Die Devise ist klar: Bayern muss erst verkaufen, andernfalls wäre ein Sabitzer-Deal nicht zu realisieren. Ein möglicher Abgangskandidat hieße Tolisso, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer 2022 ausläuft. Allerdings ist in dieser Personalie noch nicht wirklich Bewegung reingekommen.
"Es gibt keine konkreten Anfragen. Weder bei Bayern noch beim Spieler'', verdeutlichte Sky Transfer Experte Max Bielefeld den aktuellen Stand in der aktuellsten Folge von "Transfer Update - Express". Auch ein ablösefreier Wechsel im kommendem Sommer ist nach wie vor im Bereich des Möglichen.
Andere Abgangskandidaten wären Cuisance oder eventuell Chris Richards, doch hier bleibt abzuwarten, wie viel Geld etwaige Transfers in die Kassen des FCB hineinspülen würden. Reichen diese Transfers aus, um Sabitzer zu finanzieren? Diese Frage kann derzeit nicht seriös beantwortet werden.
Sabitzer-Transfer könnte für Reibereien sorgen
Hinzu kommt das hohe Gehalt, welches Sabitzer bei einem Wechsel nach München einfordern würde. Das Gesamtpaket hat es also in sich. Zudem könnte der Leipziger das eh schon sensible Gehaltsgefüge beim FCB weiter aus dem Gleichgewicht bringen und diverse Vertragsverhandlungen mit Goretzka, Coman & Co. im negativen Sinne beeinflussen.
Klar ist außerdem: Wenn Sabitzer zu den Bayern wechselt, ist Ärger vorprogrammiert. Der Österreicher wird sich nicht still und leise auf die Bank setzen, im Gegenteil! Sabitzer hat den Anspruch zu spielen, und würde vermutlich auch häufiger zum Einsatz kommen, als es bei einem Tolisso oder Roca der Fall gewesen ist.
Kimmich, Goretzka und Müller würden also wahrscheinlich die eine oder andere Verschnaufpause mehr bekommen. Ob das bei den drei Leistungsträgern so gut ankommt? Andererseits ist noch nicht mal klar, ob Sabitzer wirklich zum deutschen Rekordmeister wechseln möchte.
Premier League im Visier?
Ziel des 27-Jährigen war schon immer die Premier League, wie Sky Reporter und Leipzig-Experte Raul Kristen berichtet. Doch aktuell fehlen die passenden Angebote. Ein anderes Argument gegen einen Wechsel nach München beruht auf dem Versprechen von Nagelsmann.
Der 34-Jährige hatte bei seinem Abschied aus Leipzig beteuert, dass er keine weiteren Spieler in die bayrische Landeshauptstadt mitnehmen möchte. Hält sich der neue Bayern-Coach an sein Versprechen oder macht er bei Sabitzer eine Ausnahme?
Auch hier heißt es abwarten. Sabitzer würde mit Sicherheit gut zu den Bayern passen, das steht außer Frage. Doch die Bayern müssten einige Hürden überwinden, um diesen Wunsch auch in die Tat umzusetzen.