Union Berlin rettet sich am letzten Spieltag mit einem Last-Minute-Sieg gegen Freiburg und bleibt in der Bundesliga. Dennoch stehen die Köpenicker nach einer alarmierenden Saison vor dem wichtigsten Sommer seit langer Zeit. Ein Kommentar.
Die Relegation, mit der viele Anhänger und auch Trainer Marco Grote schon irgendwie gerechnet haben, wurde abgewendet. Das Prinzip Hoffnung hat gegriffen - aber hinter Union Berlin liegt eine alarmierende Saison. Und deshalb stehen die Verantwortlichen der Eisernen jetzt vor dem wichtigsten Sommer seit langer Zeit.
Die große Frage, mit der sich Union jetzt beschäftigen muss: Wer sind wir jetzt eigentlich? Und wo genau stehen wir - oder wollen wir stehen? Ehemalige Champions-League-Truppe, Gipfelstürmer der Liga oder doch ein Verein, der auch in der kommenden Saison um den Klassenerhalt kämpfen muss?
Wer wird neuer Trainer?
Fakt ist: Im Verein wird sich einiges ändern, man steht vor vielen Fragezeichen. Das erste Fragezeichen: Wer wird neuer Trainer? Denn mit dieser Entscheidung steht und fällt auch zu einem großen Teil der Kader. Nach Sky Infos ist der heißeste Kandidat immer noch der Ex-Mainzer Bo Svensson, der von außen betrachtet gut zu den Köpenickern passen würde. Er würde wieder "Fischer-Vibes" an die Alte Försterei bringen. Anders als Ex-Trainer Nenad Bjelica, der sich bereits nach den ersten Wochen als Fehlgriff entpuppte. Ein Coach, der nicht zum Verein passt und die Mannschaft fast in Gänze gegen sich hat: So etwas darf nicht mehr passieren! Svensson wäre einer, der vom Charakter und vom Spielstil zu den Unionern passen würde. Denn auf der Trainerposition muss es im Osten von Berlin menscheln.
Wer kommt, wer geht, wer bleibt?
Das zweite Fragezeichen ist der Kader. Kapitän Christopher Trimmel hat verlängert und gibt dem Kader für die kommende Saison eine gewisse Grundstabilität. Ebenfalls Winterneuzugang Kevin Vogt, der innerhalb weniger Wochen zum Abwehrboss reifte. Auch Rani Khedira ist als Vize-Kapitän eine wichtige Säule in der Mannschaft, einer, der auch mal Kritik äußert, wenn sie angebracht ist. Andras Schäfer, in der Vergangenheit verletzungsgeplagt, hat verlängert.
Dennoch ist auch klar, dass einige Spieler wie beispielsweise Robin Gosens den Verein wohl verlassen werden. Es gibt Angebote aus Italien, Gosens will sich nach der verpassten Nominierung für die Heim-EM noch die Chance auf die WM 2026 wahren. Dafür muss er international spielen. Das ist mit Union nicht der Fall. Klar ist auch, dass in der Offensive dringend nachgebessert werden muss. 17 Spiele ohne eigenen Treffer in dieser Saison - das macht eine Halbserie und ist alarmierend. Es scheint sicher, dass sich Union an der Transferpolitik der Bundesliga-Anfangszeit zurückorientiert. Unbekanntere Spieler, die sich bei den Eisernen verbessern, leidenschaftlich auf dem Platz sind wissen, wie Abstiegskampf funktioniert.
Saison war unter dem Strich katastrophal
Das dritte Fragezeichen bündelt die beiden zuvor: Wer wird der Nachfolger als Geschäftsführer Profisport bei Union Berlin? Oliver Ruhnert bleibt den Berlinern zwar erhalten, will sich perspektivisch aber auf Scouting fokussieren. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er in der Zukunft gerne wieder in die Heimat (Sauerland) ziehen würde. Mit dem Scouting-Job könnte er dies wunderbar umsetzen. Dafür müssen die Bosse einen Nachfolger finden - schon jetzt klang heraus, dass man jemanden sucht, der viel Erfahrung und im Zweifel auch einen großen Namen im deutschen Fußball hat. Eigentlich war lange der Plan, dass Ex-Unioner Michael Parensen diese Rolle irgendwann von Ruhnert übernehmen soll. Doch vor einigen Wochen trennte man sich überraschend von Parensen.
Union sucht aktuell jemanden, der schon lange im Geschäft ist und ein gewisses Standing hat. Dieser Mann dürfte bald gefunden sein - denn auf ihm baut sich die Planung der neuen Saison auf. Der große Fragezeichen, die im Sommer von Union Berlin in Ausruhezeichen umgewandelt werden müssen. Denn die Saison war unter'm Strich katastrophal - trotz des späten Happy Ends.
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