Mit 29 Jahren ist Robin Gosens endlich in der Bundesliga angekommen. In der kommenden Saison wird der Nationalspieler für Union Berlin spielen. Mit Sky sprach er exklusiv über seinen Wechsel, die Erwartungen, die Rolle des Bundestrainers und vieles mehr.
Robin Gosens über…
… einen Austausch mit Bundestrainer Hansi Flick zu seinem Union-Wechsel: "Wir sind während der gesamten Transferperiode in Kontakt geblieben. Ich habe ihn immer als Ratgeber und Ansprechpartner genutzt. Er hat sich sehr gefreut, dass ich den Weg in die Bundesliga gefunden habe. Nun kann er mich öfter live im Stadion sehen, als es zuvor möglich war. Er hat mich in meiner Entscheidung nur bestärkt, das jetzt hier durchzuziehen. Er hat mir nicht konkret zu Union geraten. Er ist ein Mensch, der mir immer wieder gesagt hat: Höre auf dein Gefühl."
… die gestiegenen Erwartungen bei Union: "Mein persönliches Ziel ist es, so viel wie möglich auf dem Platz zu stehen. Ich habe in den ersten beiden Tagen eine hungrige Mannschaft gesehen. Ich sehe eine Mannschaft, die Bock hat und wie eine Familie ist. Wir haben die Qualität, um eine sehr wichtige Rolle zu spielen. Wir sollten uns nicht verstecken. Wir sind letztes Jahr Vierter geworden. Das bedeutet Champions League. Wer Champions League spielt, der muss Ambitionen haben. Der muss zeigen, dass man zuhause eine Macht ist. Der muss aber auch langsam anfangen, zu Auswärtsspielen mit dem Wissen des vierten Platzes fahren. Andere Vereine müssen mit der Einstellung vor uns zittern. Dieses Mindset muss in die Köpfe rein. Ich bin nicht hierhergekommen, um den Klassenerhalt zu spielen."
… den erhöhten Druck aufgrund der Rekord-Ablöse: "Das gibt einem ein gehöriges Maß an Verantwortung. Ich fühle mich bereit für diese Aufgabe. Mit meinen 29 Jahren habe ich einen ordentlichen Rucksack an Erfahrungen sammeln dürfen, auch auf internationalem Top-Niveau. Natürlich ist das Preisschild erstmal da. Klar hört man das Wort Rekordtransfer. Das macht was mit einem, ich bin auch nicht eiskalt und lasse das an mir abtropfen. Ich fühle mich bereit, als Leader voranzugehen. Es ist eine Ehre, dass der Verein so viel Geld für mich ausgegeben hat. Es liegt an mir, dieses Vertrauen zurückzuzahlen."
… die Gründe seines Wechsels zu Union Berlin: "In meiner Heimat sagt man immer: Das passt wie Arsch auf Eimer. Diese Redewendung kann man in meinem Fall gut anwenden. Die Werte und Normen, für die Union steht, passen sehr gut zu mir und meinem Werdegang: Alles sich hart erarbeiten, nichts geschenkt bekommen und den nicht geradlinigen Weg gehen. Das passt sehr gut zu dem, was Union hier die letzten Jahre abgerissen hat. Das passt zu meinem Karriereweg. Die Entscheidung für einen Transfer hat letztendlich zwar ein bisschen gedauert, war im Grunde genommen aber eine Einfache für mich."
… die Hintergründe seiner persönlichen Transfer-Saga: "Letztendlich sind es die Dynamiken des Fußballs. Da kann man sehr wenig planen. Es war keine einfache Entscheidung für mich, einen Topklub wie Inter Mailand zu verlassen. Ich wollte in die Bundesliga und wieder wichtig sein für eine Mannschaft. Das hat mir Union alles geboten. Dazu kommt die familiäre Situation. Meine Frau ist schwanger. Wir mussten uns sehr gut überlegen, ob der Schritt zum jetzigen Zeitpunkt der richtige ist. Das Hin und Her kam von meiner Seite. Am Ende des Tages hat mir Union eine so unglaubliche Wertschätzung entgegengebracht, dass ich wusste: Jetzt ist der richtige Moment, um mir meinen Bundesliga-Traum zu erfüllen. Ich kann in der Hauptstadt leben und Champions-League-Fußball spielen."
… die Identifikation mit Union: "Ich persönlich bin ein sehr emotionaler Fußball-Spieler, der die Fans gerne anzündet und von den Anhängern gerne angezündet wird. Ich brauche das Emotionale, um das Maximale aus einem Spiel herauszuholen. Ich lege viel Wert auf ein emotionales Stadion und intensive Fans. Das war schon bei Atalanta und Inter so. Das ist ein wichtiger Faktor in meinen Entscheidungen. Aber natürlich muss das Gesamtpaket passen. Es ist einfach ein perfect match."
… den Einfluss seiner Frau auf seine Wechsel-Entscheidung: "Ich bin schon immer jemand gewesen, der nicht nur auf sich selbst geguckt hat. Es gibt sicher Spieler, die das anders sehen. Ich kann nur dann performen, wenn mein Umfeld glücklich und happy ist. Ich habe Rabea von Anfang an tief in die Entscheidung miteinbezogen. Ich bin happy, dass sie das grüne Licht gegeben hat. In meinen besten Fußballer-Jahren mir den Traum von der Bundesliga zu erfüllen, das ist riesengroß. Ich weiß noch, als ich damals Premiere und später Sky geschaut habe. Ich bin mit der Bundesliga groß geworden."
… den Typ Robin Gosens: "Der wichtigste Erfolg meiner Karriere ist, dass ich derjenige geblieben bin, der ich am Anfang meiner Karriere war. Das ist nicht immer einfach in der Parallelwelt, in der wir Fußballer leben. Wenn man der normale Bauernjunge bleiben darf, der ich immer gewesen bin, ist das für mich neben den Trophäen der größte Erfolg."