Natürlich wird es sehr schwierig Wataru Endo zu ersetzen. Wir müssen uns sehr intensiv auf dem Transfermarkt umschauen und es müssen andere Spieler die freigewordene Verantwortung annehmen. Das wird eine Mammutaufgabe." Das sagte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth am Sky Mikro nach dem Abgang von Kapitän Wataru Endo zum FC Liverpool. Wen er damit meint? Unter anderem Atakan Karazor.
Der 26-Jährige ist beim VfB Stuttgart zur festen Größe im defensiven Mittelfeld geworden. Auf dem Platz gehört Karazor vor allem in Sachen Zweikampfquote und Passsicherheit zu den besten Stuttgartern. Neben dem Platz hat er sich in den letzten Jahren im Schatten des Japaners still und heimlich zum Führungsspieler entwickelt.
"Ich musste die Rolle nie annehmen, aber ich habe es automatisch gemacht", sagt Karazor im Sky Interview. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass wenn ich auf dem Platz rede, es mir auch selbst guttut, dass ich mich selbst mehr unter Spannung fühle. Ich freue mich über jedes Tor, jeden Assist, jeden Zweikampf. So bin ich dann zum Führungsspieler aufgestiegen."
Statistik untermauert Karazors Wichtigkeit
Spektakulär wirkt Karazors Spiel selten. Wie wichtig er für die Stuttgarter ist, zeigt aber eine Statistik eindrucksvoll: Ohne den gebürtigen Essener konnte der VfB in den letzten Saisons aus 15 Spielen nur eines gewinnen (0,3 Punkte pro Spiel), mit Karazor waren es immerhin 1,2 Punkte pro Spiel.
"Wenn ich sagen würde, das freut mich, wäre es irgendwie komisch. Ich will, dass meine Mannschaft immer gewinnt. Mich motiviert das irgendwie, dass ich jedes Spiel spielen möchte", so Karazor.
Seine Leistungen sind auch anderen Mannschaften aufgefallen. Im April war unter anderem Galatasaray Istanbul am defensiven Mittelfeldspieler interessiert. Trotzdem entschied sich Karazor, in Stuttgart zu bleiben. "Wenn so ein Klub, der Champions League spielen kann, Interesse zeigt, dann ehrt mich das selbstverständlich. Aber für mich war es klar, dass ich beim VfB Stuttgart bleiben möchte, dass ich Teil dieser Entwicklung sein möchte, die dieser Verein gerade nimmt. Ich fühle mich hier sehr wohl und das ist für mich der ausschlaggebende Grund, warum ich hier bleiben möchte."
Türkei oder Deutschland?
Sein zukünftiger Weg könnte ihn trotzdem noch in die Türkei führen. Karazors Eltern sind von dort nach Deutschland ausgewandert, er selbst ist in Essen geboren. Daher ist der Mittelfeldspieler für beide Nationalmannschaften spielberechtigt. Für welches Land er spielen will? Diese Entscheidung überlässt er anderen:
"Jeder Fußballer hat das Ziel, mal für die Nationalmannschaft zu spielen. Ich könnte niemals entscheiden, ob ich die deutsche oder die türkische wählen würde. Meine Eltern kommen aus der Türkei, aber ich bin hier aufgewachsen. Ich habe hier alles, was ich mir je hätte erträumen können. Und deshalb habe ich einfach für mich selbst gesagt: Die, die mich zuerst einladen, da würde ich dann auch hingehen."
Kontakt zum türkischen Nationaltrainer Stefan Kuntz gab es schon, eine Einladung ins Nationalteam bisher noch nicht. Doch das könnte sich nach dem Abgang von Wataru Endo ändern. Die Anforderungen an Atakan Karazor werden größer. Die öffentliche Wahrnehmung aber auch.
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