Das aufrichtige Lob von VfB-"Killer" Antonio Rüdiger machte den Ärger von Deniz Undav nur noch größer, und auch seine Ehefrau Tanja konnte den verhinderten Stuttgarter Helden nicht trösten.
"Sie hat gemerkt, dass ich enttäuscht und sauer bin", sagte der Nationalstürmer dem SID nach dem kurzen Videotelefonat im Bauch des Fußball-Tempels Bernabeu, den er mit seinem ersten Champions-League-Treffer mächtig ins Wanken gebracht hatte.
Doch so sehr Undav und die tapferen Schwaben bei ihrer Rückkehr auf die größte Bühne auch rüttelten und schüttelten - am Ende war Real Madrid eben mal wieder "das schlechteste unbesiegbare Team der Welt", wie Marca, das Hausblatt der Königlichen, treffend zusammenfasste. "Ein typisches Madrid-Spiel", ächzte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß. Seine mutige Elf hatte den Titelverteidiger am Rande einer Niederlage, nach Undavs Tor (68.) sah es wenigstens nach einem wertvollen Punkt aus - Auftritt Rüdiger.
Knackpunkt ist das Standard-Tor
Dessen "scheiß Standard-Tor" (Undav) zum späten 1:2 (83.) war der Knackpunkt beim 1:3 (0:0) der Stuttgarter in Madrid. Danach habe er "ein bisschen gequatscht" mit dem DFB-Kollegen, berichtete Undav, "er hat gesagt: Ihr habt 'ne geile Mannschaft, spielt guten Fußball und könnt stolz auf euch sein!" Aber klar: "Was kannst du dir davon kaufen? Nix!"
VfB-Schlussmann Alexander Nübel sagte nach dem Spiel über das zweite und dritte Gegentor bei Sky Sport Austria: "Bei der Ecke muss ich nicht rauskommen, das sieht etwas unglücklich aus. Beim dritten Gegentor lege ich mir den Ball selbst rein. Schwierig für mich, ich falle sehr lange. Dann denke ich, dass der Ball tief gespielt wird - Endrick schießt selbst. Sieht unglücklich aus, aber es geht weiter."
Die drei Punkte zum Start in die neue Liga-Phase "hätten geschmeckt", haderte Undav. Beim Mitternachtsbankett im noblen Teamhotel Eurostars Suites Mirasierra gab es stattdessen Erdbeer-Gazpacho, Birnen-Gorgonzola-Ravioli und Iberisches Schweinefilet. Undav und Co. wurden dort von Klublegenden wie Guido Buchwald oder Dieter Hoeneß mit Stehenden Ovationen begeistert empfangen, von den Bossen gab es viel Lob und warme Worte.
"Ihr habt gezeigt, dass wir zurecht in der Champions League spielen. Das war ein hervorragender, mutiger, selbstbewusster Auftritt!", rief Präsident Dietmar Allgaier. Vorstandschef Alexander Wehrle ergänzte stolz: "Es ist tatsächlich real, dass ihr mindestens auf Augenhöhe wart mit dem Rekord-Champions-League-Sieger!"
"Unvergesslicher Abend" für Hoeneß
Fast beseelt berichtete er von einem Gespräch mit dem großen Raul, der "selten erlebt" habe, dass ein Gegner in seinem "Wohnzimmer" so viele Chancen hatte. "Ich weiß, es kotzt euch an, dass ihr euch nicht belohnt habt für dieses sensationelle Spiel", meinte Wehrle und empfahl der Mannschaft: "Nehmt das mit - vor allen Dingen für die Bundesliga!" Königsklassen-Finalist Dortmund, am Sonntag (17.30 Uhr) nächster Gegner, werde sich sicher "Gedanken machen", wie dieser VfB zu stoppen ist.
Doch auch in den Stuttgarter Köpfen ratterte es nach diesem nicht nur für Trainer Hoeneß "unvergesslichen Abend". Sportvorstand Fabian Wohlgemuth bescheinigte den Spielern zwar zurecht den "nächsten Entwicklungsschritt" auf höchstem Niveau. Doch nicht nur Undav beharrte auf dem einen, "Riesenpunkt": Der Chancenverwertung. "Wir müssen kaltschnäuziger sein", forderte er.
Schon gegen Dortmund, aber auch in den weiteren Europacup-Duellen zunächst mit Sparta Prag am 1. Oktober und später mit weiteren Größen wie Juventus Turin oder Paris Saint-Germain. "Wir wissen, wir sind noch nicht am Zenit", sagte Undav, "wir können noch so viel besser werden."
Und das war dann doch: ein Trost.
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