VfL Wolfsburg News: Florian Kohfeldt über Lukas Nmecha & die Wölfe

Kohfeldt: "Sollten Nmecha nicht zum Heilsbringer machen"

Von Sky Sport

Image: Wolfsburgs Trainer Florian Kohfeldt im exklusiven Interview mit Sky.

Florian Kohfeldt hat den VfL Wolfsburg wieder in die Erfolgsspur zurück geführt. Sky Sport hat den Trainer der Wölfe exklusiv über Störfaktoren, Shooting-Star Lukas Nmecha und seinen Masterplan befragt.

Sky Sport: Wenn man mitten in der Saison einen Trainerposten übernimmt, dann ist das meistens ein Beleg dafür, dass nicht alles rund gelaufen sein kann. Acht Pflichtspiele ohne Sieg sind ja auch die faktische Ausprägung dessen. Was sind die Probleme? Was sind die Schwierigkeiten, die Sie hier identifiziert haben, als Sie angekommen sind und die Sie als erstes anpacken mussten oder noch müssen?

Florian Kohfeldt: Ich würde das, ehrlicherweise trotz der Fragestellung, die natürlich berechtigt ist, ein bisschen anders formulieren. Was ich vorgefunden habe, ist eine sehr gesunde Mannschaft. Also die Hierarchie der Mannschaft stimmte von vornherein und auch die Mentalität der Mannschaft ist auf jeden Fall als sehr, sehr gut zu bezeichnen. Sie haben eine große Gier, Gier auf Erfolg. Sie sind bereit, dafür als Gruppe zu investieren und zu arbeiten. Mein Ansatz war das, was sie im letzten Jahr ausgezeichnet hat. Diese enorme defensive Stabilität, aber gleichzeitig auch Aggressivität, die vielleicht die letzten Wochen - und ich bitte das nullkommanull als Kritik zu verstehen - nicht mehr so zum Vorschein kam.

Es war der erste Ansatz, diese wieder in den Vordergrund zu bringen, aber auch parallel direkt vom ersten Trainingstag, offensive Lösungen anzubieten, die aber immer in Tempo-Aktionen münden, weil ich glaube, dass dieser Kader ein sehr dynamischer Kader ist und dass es für diese Mannschaft sehr gut passt, dass wir eine sehr temporeiche Mannschaft sein wollen. Was positiv ist, dass das eigentlich auch zu der Idee passt, wie ich gerne Fußball sehe. Von daher passte da glaube ich relativ viel zusammen. Nur es war jetzt nicht so, dass in der ersten Woche alle Dinge verändert wurden, sondern ich konnte wirklich auf vielen Dingen, die hier schon tief verankert sind, aufbauen und ich glaube, nur so war es möglich, dass wir direkt mit drei Siegen starten konnten.

Trainer Florian Kohfeldt über den Start beim VfL Wolfsburg. (Videolänge: 42 Sekunden)

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Sky Sport: Wenn man so eine Misserfolgslinie hat, dann ist das nicht förderlich für das Selbstvertrauen. Das hat man vielleicht auch ein bisschen gesehen, hier und da war ein bisschen Verunsicherung zu spüren. Man sagt dann so als Analytiker von außen immer so ein bisschen plakativ und fast plump: Jetzt muss der Neue in die Köpfe von den Spielern rein. Wie geht denn das überhaupt? Können Sie da sozusagen den Masterplan abhaken für mentale Unzulänglichkeiten? Oder wie läuft das in der Praxis?

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Kohfeldt: Nein, ich kann nicht sagen, ob das ein Masterplan ist. Ich kann sagen, wie wir es probiert haben. Erst einmal geht es um ganz viele Informationen. Da geht es nicht nur um die Mannschaft, es geht auch um das Zusammenleben insgesamt in der Kabine. Da ist der Staff enorm wichtig. Also nicht nur das Trainerteam, sondern auch der Staff. Ich glaube, es ergibt sehr, sehr viel Sinn, sich mal nicht nur in so einer Phase, sondern auch dauerhaft mal ab und zu mit dem Zeugwart zu unterhalten, wie die Stimmung ist und was los ist. Natürlich ist das Management sehr wichtig.

Ich hatte sehr gute Gespräche mit Jörg (Schmadtke) und Marcel (Schäfer), auch über die Mannschaft, wie sie die Mannschaft sehen, das Trainerteam natürlich: Michael Frontzeck und Vincent (Heilmann), die auch in der Zeit davor dabei waren, ein Pascal Formann als Torwarttrainer, wo man einfach Informationen sammelt. Und dann bin ich in die Einzelgespräche gegangen. Dann habe ich versucht, Einzelgespräche zu führen, mit den Spielern, die für mich wichtige Gruppen innerhalb der Mannschaft repräsentieren. Das haben wir am ersten Tag gemacht und sind dann immer weiter in Richtung erste Ansprache gegangen. Und ich glaube schon, dass die erste Ansprache so einen Punkt setzt. Den Eindruck kann man nicht mehr verwischen. Die finde ich schon sehr, sehr wichtig.

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Sky Sport: Dass Sie mit Jörg, Marcel und Michael Frontzeck Gespräche geführt haben, das liegt auf der Hand. Haben Sie sozusagen selbst jetzt in der Folge noch Störfaktoren identifiziert, auf die die anderen vielleicht noch gar nicht gekommen sind, weil Sie ja auch noch ein bisschen die Sicht als Außenstehender mitgebracht haben?

Kohfeldt: Störfaktoren würde ich das nicht nennen, aber ich glaube schon, dass diese Kombination aus dem, wie ich die Mannschaft von außen gesehen habe, und wie meine ersten Eindrücke waren und die Sicht der anderen dazu geführt hat, dass wir vielleicht auch die ein oder andere Lösung zusammen gefunden haben, auf die man vorher sonst nicht gekommen wäre. Das glaube ich, kann ich schon sagen, aber ich würde es nicht als Störfaktor bezeichnen.

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Sky Sport: Wenn was nicht läuft, dann hängt das vielleicht mit dem Trainer zusammen, möglicherweise aber auch damit, dass nicht alle Spieler ihr Potenzial vollumfänglich abgerufen haben. Sind Sie auf selbstkritische Profis getroffen bei Ihren Einzelgesprächen?

Kohfeldt: Ja, unbedingt, weil ich glaube, das ist etwas, was sich auch jeder Trainer hinter die Ohren schreiben sollte und was auch einfach die Wahrheit ist. Das Wichtigste sind die Spieler, und zwar in jeder Phase. Im Erfolg definitiv und im Misserfolg sind sie auch die entscheidenden Akteure. Sie hatten die Selbstreflexion, dass man diese Intensität gegen den Ball, dass man davon reden kann, aber dass man es auch sehen muss. Das hat mir sehr gut gefallen. Das waren Gespräche, die trotz allem ein gewisses Selbstbewusstsein gezeigt haben, was mich gefreut hat. Denn ohne Selbstbewusstsein kann man nicht erfolgreich Fußball spielen. Sie haben aber auch klargemacht: Sie wollen jetzt auch zeigen, dass sie ein Stück weit in der Bringschuld sind und das hat mir gut gefallen.

Sky Sport: Bei Jörg Schmadtke laufen so ein paar Stereotypen mit und dabei gerät meiner Ansicht nach ein bisschen außer Acht, dass der eigentlich einen ausgezeichneten Humor hat, wie ich finde, den ich Ihnen mit allem gebotenen Respekt auch attestieren würde. Wie laufen die Gespräche derzeit ab? Sind sie da zu 100 Prozent vollumfänglich in der Sache drin, im Fokus auf die sportliche Entwicklung? Oder lachen Sie auch mal gemeinsam?

Kohfeldt: Beides, natürlich sehr inhaltlich und sehr viel auch im Austausch aktuell. Und das soll auch so bleiben. Aber ja, ich glaube, es gibt auch schon mal den einen oder anderen Spruch. Und dass gehört ja zu einem guten Verhältnis dazu, finde ich. Also wenn man jetzt den ganzen Tag nur konzentriert nach vorne gucken will, das würde auch nicht zu mir passen. Ich glaube, da ergänzen wir uns ganz gut.

Sky Sport: Es ist aber schon auch irgendwie überliefert und wurde auch nicht mit hinterm Berg gehalten, dass Jörg Schmadtke, mit dem ein oder anderen Trainer irgendwie atmosphärisch aneinandergeraten ist. Haben Sie in den Gesprächen sich sozusagen genötigt gefühlt, exakt abzuprüfen, was der nicht will, worauf der keinen Bock hat, was für den sozusagen ein No-Go ist im Verhalten, um da vielleicht solche Situationen im Vorwege überhaupt gar nicht erst entstehen zu lassen?

Kohfeldt: Es gibt glaube ich zwei Faktoren dabei. Das eine ist, dass Jörg als Manager auch sehr häufig sehr lange mit seinen Trainern gearbeitet hat. Das muss man ehrlicherweise sagen. Das ist natürlich schon ein Fakt. Das sind die harten Fakten und die schaut man sich schon auch an. Ich, als aus meiner Sicht immer noch junger Trainer, bin da jemand, der auch mal ein bisschen Ruhe ausstrahlt, der vielleicht auch mal eine kritische Phase übersteht, der diese Ruhe vielleicht auch überträgt und nicht Druck eins zu eins weitergibt. Das fand ich so mal von außen betrachtet schon eine sehr gute Eigenschaft.

Und dann haben wir natürlich auch darüber geredet, wie wir unsere persönliche Zusammenarbeit im Trio, aber auch mit Marcel (Schäfer), der eine sehr wichtige Rolle spielt, wie wir die sehen. Und ich glaube, dass wir eine Basis haben, die für uns beide sehr wichtig ist. Wir sind aus meiner Sicht alle drei Menschen, denen es auch wichtig ist, sich auszutauschen. Die inhaltlich reden wollen. Und ich bin niemand, der sozusagen sagt, also hier ist die Kabine, hier ist mein Hoheitsgebiet, sondern das muss ein Austausch sein. Es muss nur transparent sein, damit man dann auch zu den bestmöglichen Lösungen kommt. Und natürlich haben wir das vorher besprochen, aber ich sehe da keinerlei Diskrepanzen. Und wie wir vorhin schon gesagt haben: Die ganz persönliche menschliche Ebene, die hat sehr, sehr schnell gepasst. Und dann war das eine gute Idee für die Zusammenarbeit oder eine gute Basis.

Sky Sport: Ihr Bild in Bremen war lange Zeit makellos, Ihr öffentliches Image. Natürlich gerät das, sagen wir mal, ein bisschen in die Unwucht, wenn man keinen Erfolg mehr hat. Sie sagen, es geht Ihnen nicht um Persönliches, sondern die Mannschaft, der Verein, der sportliche Erfolg steht im Vordergrund. Aber kann man das so ganz außer Acht lassen, dass man möglicherweise auch ein angekratztes Image wieder aufpolieren muss oder kann mit der Möglichkeit, die Sie hier haben?

Kohfeldt: Eine schwierige Frage. Ich glaube nicht. Ich glaube, es wäre unehrlich, wenn man sagen würde, in der Branche, in der wir arbeiten, dass man gar nicht auf sich selber guckt, das funktioniert nicht. Es funktioniert im Übrigen auch nicht in Zusammenarbeit mit der Mannschaft oder in der Zusammenarbeit in unserem Interview. Natürlich hat man da auch Gedanken zu. Aber ich glaube, sie dürfen nicht Überhand nehmen. Sondern das Entscheidende ist und war - und das kann ich, glaube ich, immer für mich guten Gewissens in Anspruch nehmen: Egal ob es in Bremen war oder ob es jetzt hier ist.

Sobald ich bei einem Verein bin, steht für mich das wir im Vordergrund und die Loyalität zu dem Verein und gemeinsam diese Sache voranzubringen. Und dann glaube ich, habe ich in Bremen sogar auch gezeigt, dass ich auch bereit bin, meine eigene Reputation, sage ich mal, ein Stück weit auch hinten anzustellen, damit wir sinnvoll in der Sache vorankommen. Das hat jetzt am Ende nicht perfekt geklappt, ganz klar, und da trage ich auch meinen Teil dazu bei. Aber ich glaube, das ist schon sehr, sehr wichtig, dass das wir im Vordergrund steht und das Persönliche, das kommt dann sowieso, wenn man erfolgreich ist und wenn man nicht erfolgreich ist, dann hat man es nicht verdient.

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Sky Sport: In Bremen waren Sie fest im Verein verankert, kannten jeden, wurden von jedem geschätzt. Das kann man glaube ich auch sagen und Sie hatten dann, als Sie als Cheftrainer übernommen haben, ja auch tatsächlich noch überragenden Erfolg. Da gehe ich davon aus, dass so was wie eine Autorität im Prinzip von alleine entsteht, dass man da gar nicht viel dran werkeln muss. Ist das jetzt, wo Sie als gestandener - sie sagen Sie sind ein junger Trainer - ich sage sie sind jetzt ein gestandener Trainer, der jetzt zu einem Champions-League-Teilnehmer kommt, auf eine andere Art und Weise notwendig, diese Autorität zu entwickeln? Braucht es dafür eine Strategie?

Kohfeldt: Es braucht keine Strategie. Ich glaube, Autorität entsteht über Fachlichkeit, innerliche Überzeugung und am Ende über stabile menschliche Beziehungen. Weil wenn man so will, waren in Bremen die stabilen menschlichen Beziehungen vor der Fachlichkeit und der Autorität da. Und hier ist vielleicht im ersten Blick die Fachlichkeit wichtiger. Im Umgang mit der Mannschaft Lösungen anzubieten, auch die richtigen Worte zu finden vielleicht. Und darüber dann auch, was mir sehr wichtig ist, eine gute menschliche Beziehung herzustellen, um dann das Paket sozusagen rund zu machen am Ende. Ich glaube, das ist eines der Dinge, auf die ich auch trotzdem sehr zufrieden zurückblicke. Dass ich glaube, dass die Beziehung der Menschen in Bremen, untereinander sozusagen, auch bis zum letzten Tag nicht gelitten hat und im Übrigen bis heute nicht gelitten hat. Denn das ist für mich die dauerhafte Basis von wirklichem Erfolg.

Sky Sport: In Bremen ist, sagen wir mal, der folkloristische Ansatz sehr wichtig. Aus dem entsteht auch viel. Das ist Kult, ein schwer belastetes Wort, aber sicherlich in dem Zusammenhang nicht ganz falsch. In Wolfsburg gibt es in der Hinsicht möglicherweise ein bisschen Nachholbedarf. Würden Sie sagen, Wolfsburg und der VfL könnten ein bisschen mehr "sexy" gebrauchen?

Kohfeldt: Nein. Also ich glaube, dass jeder, der letzte Woche Dienstagabend hier war, gegen Salzburg schon ein sehr attraktives Fußballspiel gesehen hat, mit einer tollen Atmosphäre. Und ich glaube, dass wir einen sehr entwicklungsfähigen Kader haben, der auch begeistern kann. Der VfL Wolfsburg ist schon so lange in der Bundesliga. Also da ist auch eine große Tradition jetzt schon dahinter. Von daher glaube ich, dürfen wir uns auch trauen zu sagen: 'Hey, wir sind auch ein attraktiver Verein und wir spielen guten Fußball und wer zu unseren Spielen kommt, der wird einen guten Nachmittag haben'. Von daher würde ich sagen, da ist vieles da. Vielleicht muss es in dem einen oder anderen Punkt noch etwas herausgestellt werden.

Sky Sport: Gerade weil der Kader so attraktiv, so dynamisch ist, wie Sie beschrieben haben, könnte man sich ja eigentlich vorstellen, dass das noch eine ganz andere Form der Wahrnehmung rechtfertigen würde?

Kohfeldt: Ja, aber das liegt an uns. Also da sollte man, glaube ich, nicht klagen. Sondern das liegt an uns, wenn wir dauerhaft wirklich attraktiven Fußball spielen, was wir jetzt auch in der letzten Woche nicht durchgehend gemacht haben. Da muss man auch ehrlich sein. Also die erste Halbzeit gegen Augsburg war gut bis sehr gut aus meiner Sicht. Die zweite Halbzeit war jetzt auch nicht so wahnsinnig attraktiver Fußball, sondern die Verpflichtung liegt bei uns, dass wir über diese Leidenschaft, die wir transportieren wollen, über dieses Tempo in unserem Spiel, dass wir diese Begeisterung entfachen. Und dabei glaube ich, und dafür ist dieser Standort aus meiner Sicht prädestiniert, auch eine gewisse Nähe zulassen.

Sky Sport: Beim Kader erkennt man, dass da eine Idee dahinter steckt. Man erkennt seit Marcel und Jörg das machen, für meinen Geschmack zumindest, dass da ein guter Plan entwickelt worden ist, der auch sehr stringent verfolgt wird. Zudem gibt es ja auch noch einen gewissen finanziellen Background. Würden Sie sagen, dass es sich der VfL eigentlich zum Anspruch machen sollte, sich eher kurz- als mittelfristig auf Augenhöhe mit Mannschaften wie Leipzig oder auch Dortmund zu befinden?

Kohfeldt: Ich glaube, Jörg und Marcel haben die letzten Jahre sehr, sehr gute Strukturen aufgebaut. Ich habe vorhin über die Hierarchie gesprochen. Das ist ein sehr gesunder Kader, der sehr, sehr gut aufgebaut ist, aus meiner Sicht mit noch viel Potenzial im Kader. Aber ich halte wenig davon, sich in den direkten Vergleich zu anderen Mannschaft außerhalb des Spielfeldes zu begeben. Unser Anspruch sollte sein, dauerhaft um die europäischen Plätze mitzuspielen. Und ich finde, dass Jörg und Marcel dafür die Rahmenbedingungen auf jeden Fall geschaffen haben.

Sky Sport: Lukas Nmecha, der auch direkt zur Nationalmannschaft eingeladen wurde, ist ein spannender Typ. Er macht seit einiger Zeit auf sich aufmerksam. Seit Sie da sind, ist er irgendwie auch noch ein bisschen präsenter. Haben Sie spezielle Maßnahmen ergriffen, um den noch ein bisschen befreiter aufspielen zu lassen?

Kohfeldt: Ich muss ehrlicherweise sagen, dass er über seine Art im Mannschaftstraining und wie er sich präsentiert hat, einfach sich vom ersten Tag so präsentiert hat, dass er eigentlich erst mal kein Weg an ihm vorbei ging. Jetzt für die Startelf und für die Spiele. Das hat er dann auch in den Spielen bestätigt. Und er muss es weiter bestätigen, weil ich glaube, die größte Qualität bei jungen Spielern ist dann irgendwann Konstanz zu erreichen. Wenn er die schafft auf dem Niveau, dann ist er glaube ich auch dauerhaft jemand, der in den Kreis der Nationalmannschaft gehört und der für den VfL Wolfsburg ein prägender Spieler sein kann.

Aber ganz spezielle Punkte in den ersten Tagen, also fünf Einzelgespräche oder sowas, haben wir nicht geführt. Er hat relativ, aus meiner Sicht, klare Ideen bekommen, wie er sich taktisch zu verhalten hat, hat die sehr gut umgesetzt. Und dass er dann drei Tore macht, wir müssen ehrlich sein, das ist dann auch ein Stück weit Glück in diesen Momenten. Aber wir hoffen mal, dass wir das etablieren können. Das würde mich sehr freuen.

Wolfsburg-Trainer Florian Kohfeldt warnt vor zu hohen Erwartungen an Lukas Nmecha. (Videolänge: 35 Sekunden)

Sky Sport: Es ist seit Jahren eine Diskussion, dass wir eigentlich in der deutschen Nationalmannschaft einen Spielertypen bräuchten wie Wout Weghorst, sage ich mal. Nun kommt aus Wolfsburg einer, der zumindest ähnliche Qualitäten hat und außerdem noch, sie haben es ganz anschaulich beschrieben, in die Zwischenräume kommt, sich dort gut bewegt, die tiefen Läufe auch gewinnbringend, anwenden kann. Ist das der Stürmer der Zukunft, der diesen Mangel, der doch lange Zeit beklagt worden ist, irgendwie befriedigt?

Kohfeldt: Ja, ich will ihm jetzt diesen Rucksack nicht zu früh und zu schnell aufpacken. Wir sollten da auch mit ihm vorsichtig umgehen, aber auch nicht zu zurückhaltend. Lukas hat auf dem Niveau Champions League bewiesen, dass er mithalten kann und viel höher geht es da nicht mehr vom Niveau her. Und ich sage es nochmal: Seine Aufgabe ist - und da erlebe ich ihn aber auch so - sehr klar zu bleiben, weiter fokussiert zu arbeiten, auch auf seinen Körper zu achten und Konstanz in seine Leistung zu bringen. Trotzdem sollten wir jetzt vorsichtig sein und ihn nicht zum Heilsbringer postulieren.

Sky Sport: Junger Typ, da muss man doch noch ein bisschen aufpassen, wie sich das gedanklich so entwickelt. Das gehört auch zum Gesamtpaket. Ist er stabil, was seine mentale Konzentration anbelangt?

Kohfeldt: Ja, unbedingt. Also wie gesagt, auch sehr akribisch, was seinen Körper angeht. Vor- und Nachbereitung von Trainingseinheiten, da ist alles auf einem sehr guten Niveau.

Sky Sport: Abschließend Florian, jetzt gerade hier vor der Haustür ist der DFB. Die haben einen kapitales Problem durch die Corona-Fälle, die dort aufgetreten sind bzw. durch den Corona-Fall, der ein paar Folgeerscheinungen nach sich zieht. Die Inzidenz-Zahlen explodieren momentan wieder auf eine bedrohliche Art und Weise könnte man sagen. Sind Sie besorgt, was die Gesamtsituation anbelangt?

Kohfeldt: Ich weiß nicht, ob es mir zusteht, sich da wirklich zu äußern. Ich glaube, dass sind Themen der Politik und nicht meine Themen. Klar ist es schon wieder eine Phase, wo eine deutlich erhöhte Wachsamkeit auch bei mir persönlich ist, im Vergleich zu der Situation im Sommer, wo man ja das Gefühl hatte durch die Impfungen - ich persönlich bin ich auch geimpft - dass man da ein Stück mehr Freiheit wiedererlangt hat.

Jetzt beschleicht einen schon wieder ein komisches Gefühl, wo man gehofft hatte, dass man da vielleicht dieses Jahr drumherum kommt. Aber nach wie vor hoffe ich und alle Aussagen, die ich wahrnehme ist, dass es jetzt noch mal eventuell auch wirklich eine etwas schwierigere Phase wird in den nächsten Wochen und Monaten und dass wir da noch mal durchgehen müssen. Aber dass man dann trotzdem auch guter Hoffnung sein kann, dass man spätestens im nächsten Frühjahr wieder in ein normales Leben zurückkehren kann.

Wolfsburg-Trainer Florian Kohfeldt über die Corona-Situation. (Videolänge: 41 Sekunden)

Sky Sport: Jeder kann selbst entscheiden, ob er sich impfen lassen möchte oder nicht. Befürchten Sie, dass das auch auf Ihren Kader Einfluss nehmen könnte? Dass möglicherweise, das weiß ich nicht, nicht jeder im Kader geimpft ist, dass sie sportliche Konsequenzen ertragen müssten?

Kohfeldt: Ich glaube, das ist eine wirklich schwierige Diskussion, aus der ich mich ehrlicherweise raushalten möchte. Ich kann nur sagen: Ich, ich bin geimpft und das mit voller Überzeugung. Und alle anderen Themen stehen mir wenig an, mich dazu zu äußern.

Das Interview führte Sven Töllner

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