WM 2022: So lief die Götze-Rückkehr ins DFB-Team

Charmeoffensive von Flick: So lief die Götze-Rückkehr

Von Sven Westerschulze

Bundestrainer Hansi Flick zu Mario Götze.

Es war eine große Überraschung, als Mario Götze am vergangenen Donnerstag auf den Bildschirmen im DFB-Campus auftauchte. Auf jenen Bildschirmen, auf denen Hansi Flick an jenem Tag seinen WM-Kader präsentierte.

Neben DFB-Debütant Niclas Füllkrug war Götze dabei der einzige der 26 Akteure, der bei der Präsentation nicht im DFB-Dress, sondern im Trikot seines Klubs Eintracht Frankfurt erstrahlte. Ein Indiz dafür, wie kurzfristig der Weltmeister von 2014 seinen Platz im finalen WM-Kader einnahm. Nach Sky Informationen entschied sich die Berufung Götzes erst wenige Tage zuvor.

Der Bundestrainer bastelte dabei heimlich am Götze-Coup. Auf der vorläufigen 55er-Liste, die Flick im Oktober bei der FIFA melden musste, stand Götze zwar. Aber: In der WhatsApp-Gruppe, in der Flick in der Folge einen (Groß-)Teil der Spieler versammelte, die für den finalen WM-Kader infrage kamen, war der Frankfurter dagegen nicht zu finden.

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Flick suchte Gespräch mit Götze

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Richtig Fahrt nahm dessen Nominierung erst vergangene Woche auf. Flick suchte das Gespräch mit Götze und machte ihm deutlich, dass er in seiner aktuellen Form, mit seiner enormen Qualität und mit seiner Turniererfahrung von großem Wert für die Nationalmannschaft in Katar sei. Die Botschaft: Wir brauchen dich! Götze fühlte sich von Flicks Charmeoffensive geschmeichelt - und sagte am Ende zu!

Bis vor wenigen Wochen hatte der 30-Jährige sich nur am Rande mit dem Turnier in Katar befasst. Verständlich, denn sein bis dato letztes Länderspiel bestritt Götze am 14. November 2017 beim 2:2 gegen Frankreich.

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Auch bei der letzten Länderspielperiode im September verzichtete Flick auf eine Nominierung des Offensivstars, der seit seinem Wechsel zu Eintracht Frankfurt im Sommer in der Bundesliga wieder aufblüht. Eine kurzfristige Nachnominierung, mit der Flick auf den Ausfall von Julian Brandt reagieren wollte, lehnte der bereits mit seiner Familie im Kurzurlaub weilende Götze ab.

Die deutsche Mannschaft absolviert am Mittwochabend ihre Generalprobe vor der WM 2022 in Katar gegen den Oman. Dabei stellt sich die Frage an Sky Reporter Uli Köhler vor Ort: Wen wird Bundestrainer Hansi Flick schonen und wer darf spielen?

Götze liefert ab

Für die Eintracht lieferte er weiter konstant Top-Leistungen ab und hatte großen Anteil daran, dass die SGE in der Champions League den Einzug ins Achtelfinale schaffte. In 23 von 24 Pflichtspielen kam er zum Einsatz, 21 Mal stand er in der Startelf.

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Götze zeigte, dass er auf höchstem Niveau im Drei-Tages-Rhythmus liefern kann - das registrierte auch Flick. Über Götzes Fähigkeiten sagt er: "Mario hat enorme Qualitäten im letzten Drittel und einen starken ersten Kontakt. Er kann seine Mitspieler gut in Szene setzen, deswegen sehe ich ihn nicht als Mittelstürmer, sondern dahinter."

Im Offensivzentrum kann Götze dem Team mit seiner nach wie vor hervorragenden Technik und seinem bestechenden Passspiel selbst auf engstem Raum eine Menge geben. Doch die (öffentlichen) Erwartungen an ihn sind aufgrund seiner Verdienste für die Nationalmannschaft natürlich extrem groß.

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Götze "wirkt gereift und gelöst"

Dass sein DFB-Comeback nach über fünf Jahren nun ausgerechnet auf das Turnier fällt, bei dem er mit dem Siegtor im Finale 2014 und dem damit verbundenen WM-Triumph seinen größten Karriereerfolg feierte, macht Götzes Bürde nicht geringer.

Doch mit der Verantwortung und dem Druck kann der Ex-Dortmunder umgehen. "Er wirkt gereift und gelöst", sagt Flick über den wohl überraschendsten Profi in seinem WM-Kader.

Dass Götze, der während der WM die Rückennummer 11 tragen wird, nicht lange braucht, um sich in einer neuen Mannschaft zurechtfinden, zeigte er bereits in Frankfurt. Diesmal wird es für ihn nicht darum gehen, der Welt zu zeigen, dass er besser als Lionel Messi ist, sondern dass er immer noch Einfluss auf den Erfolg der deutschen Nationalmannschaft haben kann. Götze ist gereift, gelöst - und bereit.

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