Dänemarks Sportdirektor Peter Möller hat den Auftritt von FIFA-Präsident Gianni Infantino kurz vor dem Beginn der Fußball-WM in Katar scharf kritisiert.
"Als ich den FIFA-Präsidenten gestern gesehen habe, war ich schockiert. Und ich habe mich in dem Moment auch geschämt, ein Teil dieser Veranstaltung zu sein", sagte der frühere Nationalspieler der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag im WM-Quartier der Dänen in Al-Rayyan.
Wirft Infantino "Doppelmoral" vor
Bei einer Pressekonferenz in Doha hatte Infantino den Europäern am Vortag unter anderem eine "Doppelmoral" vorgeworfen, weil sie ständig die Menschenrechts-Situation im Land des WM-Gastgebers kritisieren würden. "Ich fand es beschämend. Das ist der Mann, der das Bild des Fußballs prägt und der eigentlich zeigen könnte, was Fußball bewirken kann", sagte Möller.
Konkret warf der frühere Profi des FC Kopenhagen und des FC Fulham der FIFA vor, kein ernsthaftes Interesse an einer Debatte über die Zustände in Katar zu haben und den Fußball auf diese Weise immer weiter von seinen Anhängern zu entfremden.
Dänemark versuchte Einfluss zu nehmen
"Ich kann nur für den dänischen Verband sprechen", sagte der 50-Jährige. "Wir haben vor dieser WM über Monate versucht, auch hinter den Kulissen Einfluss auf die FIFA und die Verhältnisse in Katar zu nehmen. Wir wollten hier mit der Aufschrift "Menschenrechte für alle" trainieren - die FIFA hat es abgelehnt. Wir haben schon vor Monaten angekündigt, mit der Regenbogen-Binde zu spielen - aber die FIFA äußert sich erst einen Tag vor WM-Beginn dazu."
Nach all seinen Erfahrungen rund um diese WM "mache ich mir ein bisschen Sorgen über die Zukunft der FIFA und des Fußballs im Allgemeinen", sagte Möller. "Du siehst immer mehr Leute - innerhalb und außerhalb des Fußball - die sagen: Ist das wirklich das, was wir wollen? Du siehst immer mehr Fans, die sich vom Fußball abwenden."
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Hoffen auf nachhaltige Veränderungen in Katar
Der frühere WM-Spieler glaubt auch nicht, dass die Austragung der Weltmeisterschaft in Katar nachhaltig etwas an der Menschen- und Arbeitsrechtslage in dem autokratisch geführten Land verbessern wird. "Glauben Sie, es ist durch die WM etwas besser geworden in Brasilien? Glauben Sie, es ist durch die WM etwas besser geworden in Südafrika?", sagte Möller. "Lasst uns sehen, was in Katar passiert, wenn die Scheinwerfer nicht mehr auf dieses Land gerichtet sind. Ich bin nicht überzeugt."
Die FIFA müsse Menschenrechts- und Umweltstandards künftig schon vor einem Bewerbungsverfahren zur Bedingung machen, forderte der Däne. "Die WM 2026 ist schon vergeben. Aber die Vergabe der WM 2030 wird ein großer Test für das gesamte Fußball-System, zu zeigen, dass sie irgendwas aus dieser WM gelernt haben", sagte Möller.
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