Generalprobe geglückt, die Heim-EM kann kommen: Deutschlands Handballer haben ihren letzten EM-Härtetest bestanden.
Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason besiegte Portugal bei ihrer Turnier-Generalprobe in Kiel mit 35:31 (20:15) und startet mit frischem Rückenwind in die am Mittwoch in Düsseldorf beginnende Europameisterschaft.
Spielmacher Juri Knorr avancierte mit sechs Treffern zum besten Torschützen im spielfreudigen deutschen Team. Zudem zeigte sich Torhüter Andreas Wolff vor 9113 Zuschauern mit etlichen spektakulären Paraden in EM-Form. Nachdem eine zwischenzeitliche Sieben-Tore-Führung in der zweiten Halbzeit auf einen Treffer geschmolzen war, musste es in der Schlussphase die vermeintliche Stammsieben richten.
Groetzki verletzt raus
Bangen muss die DHB-Auswahl allerdings um Patrick Groetzki. Der gerade erst von einer Fußverletzung genesene Linkshänder humpelte in der ersten Halbzeit vom Feld und steht für das bevorstehende Turnier auf der Kippe. Der 34 Jahre alte Groetzki ist mit 172 Länderspielen der erfahrenste Spieler im 18-köpfigen deutschen Aufgebot und soll bei der EM gemeinsam mit Timo Kastening das Gespann auf Rechtsaußen bilden.
Die DHB-Männer, die schon den ersten Test gegen die Portugiesen mit 34:33 gewonnen hatten, bestreiten am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr) vor mehr als 50.000 Zuschauern in der Düsseldorfer Fußballarena ihr EM-Auftaktspiel gegen die Schweiz. Weitere Gegner in der Vorrundengruppe A sind Nordmazedonien (14. Januar/20.30 Uhr/ZDF und Dyn) sowie Rekord-Weltmeister Frankreich (16. Januar/20.30 Uhr). Die beiden Erstplatzierten ziehen in die Hauptrunde ein.
"Ich hoffe, auf ein richtig gutes Spiel von uns", sagte Gislason vor der Partie am ARD-Mikrofon. Diese Hoffnung bestätigte sich im ersten Abschnitt nur bedingt. Zwar versprühten Knorr und Co. in der Offensive reichlich Spielwitz, zeigten flotte Ballstafetten, Variabilität und spektakuläre Abschlüsse.
Schwächen in der Defensive
Doch erneut hakte es zunächst in der Defensive. Immer wieder schafften es die Portugiesen mit langen Kreuzbewegungen, die deutsche Abwehrzentrale auseinanderzuziehen. Und so stand es nach 21 Minuten 12:12.
Wenig später verstummte die Arena dann kurzzeitig völlig. Als Groetzki ohne Gegnereinwirkung umknickte und anschließend von Teamkollegen gestützt vom Feld humpelte, hielt nicht bloß Gislason den Atem an. "Ach, du scheiße", kommentierte TV-Experte Johannes Bitter.
Das deutsche Team ließ sich von der Schrecksekunde allerdings nicht aus dem Konzept bringen - im Gegenteil. Weil Wolff im Tor nun einigen Paraden zeigte und die nun offensivere Deckungsformation zu Ballgewinnen kam, zog die DHB-Auswahl bis zur Pause davon. Als der Ex-Kieler Wolff kurz vor der Halbzeit quer über das Spielfeld zum zwischenzeitlichen 18:14 traf, fegte ein Jubelorkan durch die vollbesetzte Halle.
Viele Wechsel in Halbzeit zwei
Im zweiten Durchgang wechselte Gislason nun viel - was zunächst weder der Stimmung auf den Rängen noch der Leistung etwas anhaben konnte. Während Knorr, Wolff und Kapitän Johannes Golla geschont wurden, traten nun Rückraumspieler Sebastian Heymann und die U21-Weltmeister Nils Lichtlein, Justus Fischer und David Späth in Erscheinung.
Dennoch wurde die Partie noch einmal eng, weil Deutschland lange ohne eigenen Treffer blieb. Golla beendete beim 30:28 eine zehnminütige Torflaute. Gislason setzte zu diesem Zeitpunkt der Partie wieder auf seine Stammformation mit Wolff zwischen den Pfosten, Knorr auf der Mitte und Golla am Kreis. Auch Routinier Kai Häfner kam mit einigen Treffern in der Crunchtime eine Schlüsselrolle zu.