Letzter Test bestanden, die Heim-WM kann kommen: Die deutschen Handballer haben ihre Generalprobe souverän gemeistert und mit einer Abwehr-Gala gegen Argentinien endgültig Lust auf ein neues Wintermärchen entfacht.
Vier Tage vor dem Turnierstart besiegte die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop den Panamerikameister mit 28:13 (9:6) und nahm Fahrt auf für den WM-Auftakt am Donnerstag gegen ein vereintes Team Korea.
Bester deutscher Torschütze am Sonntag war erneut Kapitän Uwe Gensheimer mit acht Treffern. In WM-Form präsentierte sich vor allem die Abwehr um den bärenstarken Torhüter Andreas Wolff. Luft nach oben offenbarte hingegen die Offensive, der es im ersten Abschnitt noch an Durchschlagskraft aus der zweiten Reihe fehlte.
Zuschauer verabschieden Team mit Applaus
Die 9473 Zuschauer in der Kieler Sparkassen-Arena verabschiedeten die DHB-Auswahl mit der Welle und viel Applaus gen Berlin, wo das Team am Dienstag mit 16 Spielern eintrifft.
Nicht dabei in der Hauptstadt sind zunächst Europameister Tobias Reichmann (Melsungen) und Tim Suton (Lemgo), sie waren von Coach Prokop am Sonntag bereits vor der Partie aus dem WM-Aufgebot gestrichen worden. Eine vor allem im Fall von Rechtsaußen Reichmann harte Entscheidung. Er war beim sensationellen Titelgewinn bei der EM 2016 bester deutscher Torschütze und landete mit 46 Treffern aus acht Spielen auf Rang zwei der Torschützenliste des Turniers. Zudem wurde er ins All-Star-Team der EM gewählt.
"Es gibt kein richtig oder falsch in dieser Entscheidung", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning dem SID. Die Nichtberücksichtigung Reichmanns tue ihm "persönlich sehr leid, weil ich ein absoluter Fan von ihm bin und ihn extrem mag". Hanning betonte aber, dass der WM-Zug für ihn wie auch für Suton noch nicht abgefahren sei und es im Laufe eines Turniers zuletzt immer Wechsel gegeben habe. Während der WM kann Prokop bis zu drei Wechsel mit Spielern vornehmen, die zum erweiterten 28er-Kader gehören.
Holpriger Beginn
Der Rahmen in Kiel stimmte, doch das deutsche Team benötigte seine Zeit, um ins Rollen zu kommen. Schwache Abschlüsse, Fehlpässe, technische Probleme: Im gebundenen Angriffsspiel hakte es im ersten Abschnitt gewaltig. Dass Deutschland trotz lediglich drei eigener Treffer nach 18 Minuten nicht höher als 3:5 zurücklag, war vor allem Keeper Wolff und der von Abwehrchef Finn Lemke dirigierten Defensive zu verdanken. Die zahlreichen Ballgewinne sorgten schließlich auch dafür, dass es am Ende doch mit einer Führung in die Pause ging.
Im zweiten Durchgang zog der DHB-Express dann an. Vor allem die Einwechslungen von Steffen Fäth und Neuling Franz Semper brachten reichlich Schwung, so dass Deutschland schnell auf 17:8 davonzog. Und auch Silvio Heinevetter, bei der WM die Nummer zwei im deutschen Tor, brachte sich in der Schlussphase auf Turnier-Temperatur. (sid)