Im Fußball boten die Spiele zwischen Deutschland und der Niederlande bei EM und WM einige prestigeträchtige Duelle. Beim Handball ist der Klassiker eine Prämiere auf der großen Bühne - mit eindeutiger Favoritenlage.
Am Donnerstag um 18:15 Uhr ist es soweit: Mit dem Anpfiff der Partie des DHB-Teams gegen die Oranjemänner beginnt für Deutschland die Jagd nach der EM-Krone. Die Niederlande scheint dabei der ideale Auftaktgegner.
Rollen sind klar verteilt
Denn der Start in ein Turnier ist aufgrund verschiedener Unwägbarkeiten immer kompliziert. Als Favorit darf man sich keinen Ausrutscher erlauben, sonst ist der Druck von Beginn an extrem hoch. Da ist es durchaus hilfreich, wenn man im ersten Spiel auf einen vermeintlich schwächeren Gegner trifft.
Und da scheint der EM-Neuling aus den Niederlanden gerade im richtigen Moment zu kommen. Während die Frauen in den vergangenen Jahren Top-Platzierungen en masse einheimsten und im Dezember sogar WM-Gold bejubelten, fristet der Männer-Handball in den Niederlanden ein Schattendasein. Der europäische Nachbar qualifizierte sich gerade so als Dritter der Qualifikationsgruppe hinter Lettland und Slowenien für das Großereignis. Trotzdem wollen sie die Deutschen ärgern.
"Brauchen 120 Prozent"
"Die Deutschen können Europameister werden. Wenn sie gegen uns 90 und wir 100 Prozent abrufen, werden sie gewinnen. Um eine Chance zu haben, müssten wir bei 120 und die Deutschen bei 70 Prozent landen", sagte der niederländische Nationalspieler Fabian van Olphen gegenüber der Mannheimer Morgen. Der Routinier, der in der Bundesliga für den TBV Lemgo-Lippe spielt, sollte den jungen Rückraum führen. Doch zumindest zu Beginn muss der 38-Jährige aufgrund einer Knieverletzung erstmal passen.
Deswegen müssen die Youngsters im Rückraum, wie van Olphens Teamkollege Dani Baijens oder Niels Versteijnen (SG Flensburg-Handewitt), die Verantwortung übernehmen. Sie sind zwei der sieben Bundesliga-Akteure in Kader des Außenseiters. Beide sind zweifelsohne Talente, aber es fehlt noch zum Top-Niveau. Dementsprechend werden die Niederländer versuchen, das Spiel auf ihre beiden starken Außen Jeffrey Boomhouwer (Bergischer HC) und Bobby Schagen (Lemgo-Lippe) zu fokussieren.
Hanning selbstbewusst
DHB-Vizepräsident Bob Hanning gibt deswegen klar zu verstehen: "Die Niederländer sind nicht gefährlich, wenn wir die gleichen Emotionen in das Spiel reinstecken wie sie. Wir sind auf allen Positionen besser besetzt." Trotzdem darf man den Gegner selbstverständlich nicht unterschätzen. "Wenn du nicht kämpfst und keine Präsenz hast, ist es natürlich gegen jede Mannschaft schwer", so Hanning weiter.
Vor allem gilt es, mit dem teilweise neustrukturierten Rückraum sich einzuspielen. Für Mittelmann Marian Michalczik und Linkshänder David Schmidt ist es das erste Spiel auf der großen Bühne. Julius Kühn strotzte zuletzt mit seinen Würfen in den Testspielen nicht unbedingt vor Sicherheit. Alle drei könnten den Auftakt gegen die Niederlande nutzen, um Selbstbewusstsein zu tanken. Und das dann ins wichtige Spiel am Samstag gegen Spanien mitnehmen.