Bis vor wenigen Wochen war Kolstad noch ein winziger Punkt auf der Handball-Landkarte. Keine großen Namen im Team und in der Liga maximal Mittelmaß. Doch das hat sich binnen weniger Tage geändert: Der Klub aus dem norwegischen Trondheim will die neue Handball-Macht in Europa werden.
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"Gemeinsam werden wir Norwegens härtestes Sporterlebnis schaffen. Kolstad wird das Ziel erreichen, bis 2024 der beste Handballverein Norwegens zu werden. Sowohl der Verein als auch die Spieler haben den Ehrgeiz, dass Kolstad Handball ein internationales Spitzenteam wird, das sich an der Spitze der Champions League behauptet" - mit dieser deutlichen Ansage kündigte Kolstads Manager Jostein Sivertsen das neue Großprojekt im internationalen Handball an.
Ziel bis 2024: Norwegens beste Mannschaft
Kolstad Idrettslag (IL), bis dato lediglich ein kleiner Fleck auf der Handball-Karte und gerade so Mittelmaß in der norwegischen Liga, hat Großes vor und will die europäische Spitze attackieren. Barcelona, Paris Saint-Germain, KC Veszprem oder Vive Kielce? Nein, die Supermacht der Zukunft soll aus Trondheim kommen.
Möglich ist das natürlich nur mit einer Sache: viel Geld. Ein Pool aus finanzstarken Sponsoren pumpt ordentlich Kohle in das norwegische Riesenprojekt, dabei soll der Lebensmittelkonzern Rema 1000 als Hauptsponsor fungieren. Mit dieser finanziellen Stärke ist Kolstad nicht wie andere Klubs von einem einzigen Mäzen abhängig.
Doch wie genau kann ein Klub, der aktuell in der Liga auf Rang neun liegt und noch nie norwegischer Meister war, sich genau dies als erstes Ziel setzen? Entscheidend ist natürlich, wer künftig das Kolstad-Trikot tragen wird. Gleich sechs dicke Fische hat sich der Verein aus dem Süden der Stadt Trondheim geangelt: Sander Sagosen (THW Kiel/ab 2023), Torbjörn Bergerud (GOG Gudme/ab 2022), Magnus Röd (SG Flensburg-Handewitt/ab 2023), Magnus Gullerud (SC Magdeburg/ab 2022), Janus Smarason (Frisch Auf! Göppingen/ab 2022) und Sigvaldi Gudjonsson (Vive Kielce/ab 2022). Vier Norweger, die sich bereits aus der Nationalmannschaft kennen und zwei Isländer - mit diesen sechs Statements wurde Ende Oktober in Trondheim eine neue Ära eingeleitet.
Zum Durchklicken: die Neuzugänge von Kolstad IL
Mit Sagosen steht und fällt das Mega-Projekt
Unter den Neuzugängen ragt vor allem einer heraus: Sander Sagosen, der auf dem Weg zum Welthandballer ist. Der aktuell beim THW Kiel unter Vertrag stehende Rückraum-Shooter soll die führende Säule und das Aushängeschild der neuen Supermacht werden. Mit dem gebürtigen Trondheimer, der bei Kolstad seine ersten Schritte in seiner Handball-Karriere machte, steht und fällt das Projekt - so zumindest die Ansage vor dem offiziellen Wechsel.
Die Entscheidung, seine Arbeitspapiere beim THW nicht zu verlängern, ist dem 26-Jährigen wohl nicht leicht gefallen, wie er bei der offiziellen Vorstellung betonte: "Ich möchte klarstellen, dass ich mich nicht gegen den THW Kiel, sondern für meine Familie und meine Heimat entschieden habe. Durch meinen Wechsel kann ich dann endlich wieder meinen Beruf als Profisportler mit der Familie kombinieren, sie regelmäßig sehen, mit ihr leben. Ich muss das einfach probieren." Zudem spielte wohl auch sein Vater Erlend eine große Rolle bei dem Wechsel. Dieser ist nämlich ein Mitglied im Trainerstab.
Szilagyi und Machulla bedauern Abgänge
"Wir akzeptieren die Entscheidung natürlich, auch wenn die Zusammenarbeit mit Sander langfristig angelegt war und eigentlich auch alles gepasst hat: die Atmosphäre in und um unsere Mannschaft, unser Plan für die Zukunft und auch das Finanzielle. Aber letztlich gab es dieses eine Argument, bei dem wir nicht mithalten konnten", bedauerte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi,
Auch die SG Flensburg-Handewitt sei bei Röd "sehr weit gegangen, um ihn von unserem Projekt zu überzeugen", hatte SG-Trainer Maik Machulla gegenüber Sky erzählt. "Ich persönlich finde das sehr schade, da ich ihn gerne weiterhin in der Mannschaft gehabt hätte. Die Liga braucht Typen wie Sander oder Magnus Röd."
Für die Profis eine "einmalige Gelegenheit"
Sportlich gesehen wird es für Sagosen und Co. zunächst ein Schritt zurück sein - doch dies scheinen alle bewusst in Kauf zu nehmen, um in Norwegen etwas Neues aufzubauen. Der ehemalige Flensburger Torwart Bergerud bezeichnete das Projekt sogar "als einmalige Gelegenheit" und ergänzt: "Wenn die Investition von Kolstad dazu beitragen kann, den norwegischen Handball noch mehr zu beleben und weitere Vereine dazu zu bringen, zu investieren, dann wäre es großartig, Teil des Anfangs einer solchen Entwicklung zu sein."
In Trondheim ist die Euphorie groß und greifbar. Gut möglich, dass sich angesichts der bislang getätigten Personalien weitere Spitzenkräfte dem Projekt anschließen, so dass dem norwegischen Klub auf dem Aufstieg zur Supermacht nicht mehr viel im Wege steht.
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