In seiner langjährigen sportlichen Heimat will Alfred Gislason mit dem DHB-Team den Grundstein für die WM-Teilnahme legen. In den Playoffs gegen die Färöer steht viel auf dem Spiel.
Das eingekesselte Spielfeld, die steilen Tribünen, der kuschelige Kabinentrakt. Alfred Gislason kennt im Kieler Handball-Tempel jeden Winkel. Und doch kribbelt es beim Bundestrainer ganz gewaltig, wenn er am Mittwoch (18:15 Uhr/Sport1) mit Deutschlands Handballern in sein altes Wohnzimmer zurückkehrt.
Gislason freut sich auf Rückkehr nach Kiel
Er verspüre eine "sehr große Vorfreude, endlich mal wieder hier in der Halle aufzulaufen", sagte Gislason am Dienstag mit Blick auf das so wichtige Playoff-Hinspiel in der WM-Qualifikation gegen die Färöer. Das Gefühl "unten auf der Platte ist etwas ganz Besonderes".
Einer Gefühlsduselei wird der Isländer in den Partien gegen den krassen Außenseiter (Rückspiel am Samstag in Torshavn) aber ganz sicher nicht verfallen. Nach der Ankunft am Sonntag besuchte Gislason, der den THW Kiel in elf Jahren bis 2019 zu 20 (!) Titeln geführt hatte, kurz seine Tochter - seitdem sei er "voll fokussiert auf das, was wir vorhaben". Was das ist? "Wir müssen zu Hause gut spielen und natürlich gewinnen."
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Duell mit Färöer: Kleiner Gegner, großer Druck
Auch DHB-Kapitän Johannes Golla unterstrich im Gespräch mit Flensborg-Avis die Zielvorgabe für das Hinspiel: "Wir wollen eine gute Ausgangsposition schaffen, weil man nicht weiß, was einen dort erwartet." Auf dem Papier sei sein Team "der haushohe Favorit", so Golla, aber Gislason habe schon vor Wochen davor gewarnt, "dass die Färöer nicht zu unterschätzen sind". Kleiner Gegner, großer Druck: Für Golla und Co. geht es in den beiden K.o.-Duellen ums Ganze.
Gislason spürt die Last der Erwartungen, er weiß um die Dringlichkeit seiner Mission. Eine Weltmeisterschaft ohne Deutschland? Undenkbar! Zumal es für das DHB-Team bei den letzten Turnieren aus unterschiedlichsten Gründen nicht nach Plan lief.
Sechs Jahre nach den letzten ganz großen Siegen (EM-Triumph und Olympia-Bronze 2016) lechzt der deutsche Handball nach neuen Erfolgen. Gehobenes Mittelmaß ist im weltweit mitgliederstärksten Handball-Verband auf Dauer nicht zu verkaufen. Es ist müßig zu erwähnen, dass ein Scheitern gegen den nordatlantischen Inselstaat nicht vermittelbar wäre.
Gislason zu personellen Umstellungen gezwungen
Einen sanften Druck gibt es deshalb auch seitens der Liga. Man dürfe den Gegner mit seinen dänischen Wurzeln "nicht unterschätzen", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem SID: "Trotzdem die ganz klare Botschaft: Die müssen wir natürlich schlagen." Die Qualifikation für die WM-Endrunde im Januar 2023 in Polen und Schweden sei "auch deshalb wichtig, weil dort die Wurzeln für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen gelegt werden".
Um die Favoritenrolle gibt es vor dem ungleichen Duell keine Diskussionen, sie sei laut DHB-Sportvorstand Axel Kromer "nicht wegzudiskutieren". Daran ändern auch Gislasons kurzfristig erzwungene Personalrochaden nichts. Wegen der Verletzungen von Timo Kastening, Sebastian Heymann und Fabian Wiede werden Tobias Reichmann (MT Melsungen) und Paul Drux (Füchse Berlin) in Kiel auflaufen.
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