Mit teilweise versteinerten Gesichtern absolvierten die Spieler der deutschen Nationalmannschaft am Mittwochabend den Interview-Marathon im Bauch der Arena in Danzig. Zuvor hatte es für das Team von Bundestrainer Alfred Gislason eine Niederlage gegen Frankreich im WM-Viertelfinale gegeben.
Das 28:35 gegen den Olympiasieger und Rekordweltmeister verdeutlichte, dass der Weg in die Weltspitze zwar begonnen, aber noch nicht zu Ende gegangen ist.
"Es fühlt sich gerade scheiße an", brachte Patrick Groetzki seine Gefühle deutlich zum Ausdruck. Um allerdings direkt anschließen: "Wir haben ein gutes Turnier gespielt. Am Ende hat aber etwas gefehlt".
DHB-Team steigert sich von Spiel zu Spiel
Was der Routinier anspricht, hat diese WM deutlich gezeigt: Deutschland spielte in Polen eine starke Vor- und Hauptrunde, steigerte sich vom Spiel zu Spiel und entwickelte sich auf und neben der Platte. Als es am Ende aber gegen die Spitzenmannschaften wie eben Frankreich oder Norwegen ging, reichte die Qualität nicht über 60 Minuten.
"Wir haben gerade in der Abwehr nicht genug Tiefe im Kader", erklärte der Bundestrainer. Es fehlen im Vergleich zu den Spitzen-Nationen also Alternativen. Alternativen für die Spieler, die absolut überzeugt haben, wie zum Beispiel Johannes Golla.
Leistungsschwankungen bei den Hoffnungsträgern
Zugegeben: Der Kapitän hatte durchaus auch überschaubare Momente während der WM. Das ist allerdings auch kein Wunder, spielte der 25-Jährige doch so gut wie jedes Spiel in Abwehr und Angriff. Dasselbe gilt für seinen Partner im Mittelblock. Julian Köster. Der 22-Jährige übernahm bereits viel Verantwortung und bekam massig Spielzeit. Gut für die Entwicklung, schlecht für die Leistungsfähigkeit bei einem Turnier, bei dem alle zwei Tage gespielt wird.
Spieler mit ähnlichen Qualitäten sind auf dieser Position in Deutschland eher schwer zu finden. Trotzdem lieferte während dieser WM jeder Einzelne ab, aber eben auf unterschiedlichem Niveau. Wechseln die Top-Nationen wie Frankreich, ist das Leistungsträger-Gefälle nicht so groß.
Im Vergleich zu Top-Teams fehlt es in der Tiefe
Dieselbe Situation gibt es mit Blick auf die Weltspitze im Angriff. Juri Knorr spielte sich in Kattowitz und Danzig in den Vordergrund. Der Mittelmann hatte viele starke Szenen, aber auch Schwankungen in seinem Spiel - was im Übrigen völlig normal ist.
Auch die Halbpositionen sind im internationalen Vergleich gut, in der Breite aber nicht ausreichend besetzt. So fasste es der Bundestrainer nach dem Frankreich-Spiel so zusammen: "Sie konnten schon anders wechseln".
"Wir wollen unbedingt Fünfter werden"
Doch auch wenn am Tag nach dem Ausscheiden und den Erkenntnissen bei der Abreise nach Stockholm zu den Platzierungsspielen-, nächster Gegner ist am Freitag (ab 15.30 Uhr) Ägypten - allen noch die Knochen weh taten, ist das Ziel klar.
"Wir wollen unbedingt Fünfter werden", gab Patrick Groetzki das neue Ziel aus. Bei diesem Satz war auch bereits wieder ein leichtes Lächeln erkennbar. Dazu haben die Deutschen Handballer auch allen Grund, denn sie haben in Polen ein wirklich gutes Turnier gespielt und können auf das Erreichte stolz sein. Auf die Heim-WM im kommenden Jahr darf man sich jetzt schon freuen.