Handball WM: Stefan Kretzschmar & Axel Kromer exklusiv bei Sky zum WM-Kader

Kretzschmar schätzt WM-Kader ein & spricht über DHB-Ziele

Im Exklusiv-Interview mit Sky spricht Handball-Experte Stefan Kretzschmar über den WM-Kader von Alfred Gislason, die Absagenflut, die Ziele des DHB-Teams und vieles mehr.

Stefan Kretzschmar und Axel Kromer haben exklusiv bei Sky über die DHB-WM-Kaderbekanntgabe und die Ziele bei der WM im Januar gesprochen. Die Aussagen.

Sky-Experte Stefan Kretzschmar über …

… den Kader der deutschen Nationalmannschaft für die Handball-WM 2023:

"Es ist natürlich das logische Aufgebot, was sich aus dem 35er-Kader auch in Anbetracht der Formkurve der Spieler aus den letzten Wochen ergibt. Fangen wir bei den Torhütern an: Andreas Wolff und Joel Birlehm. Das ist natürlich auch der Form von Joel Belem geschuldet. In den letzten Spielen überragende Leistungen für die Rhein-Neckar Löwen. Ich glaube, Alfred Gisalson hat schon auch nach Qualität aufgestellt. Und nicht zu unterschätzen: Die Spieler, die vielleicht am besten miteinander harmonieren. Ich glaube, dass man als Bundestrainer jetzt nicht unbedingt ein Konzept-Trainer sein muss, sondern eine Art Teammanager, der die besten Spieler zusammenführt, sie bei Laune hält und das Bestmögliche rausholt. Und ich glaube, unter der Prämisse hat er Birlehm tatsächlich nominiert, weil er momentan vielleicht der Beste in Deutschland ist."

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… das Fehlen von Julius Kühn:

"Auf der einen Seite muss man natürlich die besten Spieler holen, auf der anderen Seite steht ein Mörder-Turnier an. Da muss jeder natürlich auch nahezu 100 Prozent fit sein, um dieses Turnier spielen zu können. Das ist bei Julius noch nicht gegeben nach der langen Verletzung. Er hat jetzt bei Melsungen vorwiegend Abwehr gespielt. Ungewöhnlich für Julius Kühn, der eigentlich im Angriff Stratege und eine Wurf-Maschine ist. Er ist noch nicht auf dem Stand, auf den ihn Alfred Gislason braucht. Und zum Glück haben wir ja auch genug Alternativen. Wenn wir immer darüber reden, wer nicht dabei ist, dann bedeutet das gleichzeitig auch immer, dass wir genug Leute haben, die die Qualität haben, dabei zu sein. Und deswegen ist für mich das auch nachvollziehbar, dass Julius nicht dabei ist, weil er noch nicht auf dem körperlichen Niveau ist, was es für eine Weltmeisterschaft braucht."

… die Mischung aus Jugend und Erfahrung im Team:

"Du brauchst beides. Du brauchst für so ein wichtiges Turnier wie die Weltmeisterschaft auch erfahrene Leute, die schon mal dabei waren. Die wissen, wovon sie reden. Die können die jungen Spieler dann auch mitnehmen, an die Hand nehmen, Ratschläge geben. Patrick Groetzki zum Beispiel ist völlig zu Recht in der Nationalmannschaft. Er ist in einer überragenden Verfassung. Genauso wie Juri Knorr, der im gleichen Team ist, die Rhein-Neckar Löwen. Und die Erfolgswelle der Rhein-Neckar Löwen in diesem Jahr hängt natürlich auch mit der Entwicklung von Juri zusammen, der in erster Linie Verantwortung übernimmt und das in jungen Jahren. Das ist auch ganz wichtig für Alfred Gislason."

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… die Absagen für die WM:

"Ich will jetzt nicht mehr über die guten alten Zeiten reden. Aber in unserer Generation wäre das nicht in Frage gekommen, dass man für die Nationalmannschaft absagt. Das war aber auch ein eingeschworener Haufen. Wir waren natürlich auch alle befreundet. Das war eine andere Zeit. Wenn man jetzt die Mentalität der anderen Nationen miteinander vergleicht, was Alfred Gislason tut, dann stimmt das wohl schon. Auch, dass die Skandinavier oder auch die Spieler vom Balkan niemals Nationalmannschaft absagen würden. Das hat viel damit zu tun, dass sie eine sehr hohe Identifikation für Ihr Land haben. Aber, und das ist der Unterschied, unsere Spieler spielen ja in der Bundesliga. Das heißt, sie spielen zuhause. Für Skandinavier bedeutet das natürlich immer, dass sie nach Hause und zu ihren Familien kommen. Das ist schon ein großer Unterschied. Und Spieler in einem gewissen Alter überlegen sich tatsächlich ein, zweimal, ob sie dann noch Nationalmannschaft spielen oder die Karriere im Verein vorziehen. Das sind Gedanken, die machen sich Spieler anderer Nationen nicht. Aber der DHB muss sich hinterfragen: Wie kann man das attraktiver gestalten? Man muss da einfach umdenken, dass es eben nicht eine Selbstverständlichkeit ist, dass man automatisch zur Nationalmannschaft kommt, sondern dass man die Attraktivität des Trainingslagers erhöht, dass man als Mann vielleicht auch mal mit den Familien eine Reise im Sommer macht als Teambuilding-Maßnahme."

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Vor der Kaderbekanntgabe hatten im Vorfeld viele Spieler dem Bundestrainer abgesagt. Für Alfred Gislason nicht nachvollziehbar. Auch für Sky Experte Stefan Kretzschmar und seine Generation wäre das damals nicht in Frage gekommen.

… die sportliche Perspektive und den Anspruch der Nationalmannschaft an sich selbst:

"Wir müssen von der Mentalität wegkommen, zu einem Turnier zu fahren mit der Einstellung: Hoffentlich verlieren wir nicht. Das ist mir bei vorherigen Turnieren schon häufiger aufgefallen, dass bei uns der Druck sehr hoch ist. Wir haben sehr viele Experten aus den alten Generationen, die der neuen Generation extrem auf die Nerven gehen. Ich weiß das alles, ich kenne natürlich auch die Ressentiments der aktuellen Spieler gegenüber uns, der alten Generation und so weiter. Das muss man aber eher als Motivation sehen und eine Mentalität entwickeln, um was zu gewinnen. Wir haben die Möglichkeit, mit dem Talent, das wir haben, durchaus vorne zu landen. Ich will jetzt gar nicht von Medaillen sprechen. Das wäre eher falsch in der Herangehensweise, dazu sind andere Nationen einfach zu stark meiner Meinung nach. Wir haben auch Weltklasse in unseren Reihen. Das muss sich schon auch ändern und man muss auch schon daran glauben, dass man etwas Außergewöhnliches erreichen kann. Aber wie man es macht, macht man es falsch. Wenn du sagst, du willst Weltmeister werden bei der WM 2019 im eigenen Land, dann kannst du dafür auf die Mütze bekommen, dass du das Ziel zu hoch formulierst. Ich bin überhaupt kein Freund davon, dass man Ziele zu gering definiert, weil so hoch, wie man denkt, so hoch wird man auch nur springen. Man kann intern deutlich höhere Ziele formulieren. Aber man muss vorsichtig in der Öffentlichkeit sein, weil man daran natürlich dann auch gemessen wird."

Welche Ziele hat die deutsche Nationalmannschaft bei der Handball-WM im Januar? Sky Experte Stefan Kretzschmar findet, dass das Team die Ziele möglichst hochhalten sollte.

DHB-Vorstand Sport Axel Kromer über …

… die Entscheidung nur zwei Torhüter zu nominieren:

"Wir sind ja in Polen in der Vor- und Hauptrunde und haben da natürlich auch eine kurze Nachreise. Mit zwei Torhütern am Spiel teilzunehmen ist das Normalste. Wir haben selten zwei Ersatzkeeper auf der Bank sitzen. Wenn jemand sich verletzen sollte, dann kann man auch nachnominieren. Das ist im Handball gut denkbar. Und deswegen zwei Torhüter."

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DHB-Sportvorstand Axel Kromer spricht im Exklusiv-Interview mit Sky über die bunte Mischung im DHB-Kader aus Alt und Jung, warum Alfred Gislason nur zwei Torhüter zur WM mitnimmt und über die Ziele beim Turnier in Polen und Schweden.

… die Mischung aus Jugend und Erfahrung:

"Wir haben ein paar Spieler dabei, die schon 100 Länderspiele und mehr gemacht haben. Mit Paul Drux, Kai Häfner, Patrick Groetzki und auch Andreas Wolff sind sehr erfahrene Spieler dabei. Und wir haben auch erst im letzten Januar bei der EM in der Slowakei vielen Spielern ein bisschen Erfahrung zukommen lassen - und in dem Fall auch müssen wegen der vielen Corona-Erkrankungen - sodass wir alle schon ein bisschen auf Routine zurückgreifen können, die uns auch in der Vergangenheit gefehlt hat. Wir brauchen einfach wieder Spieler, die auf einen gewissen Erfahrungswert zurückschauen können, um eben auch die Ruhe zu halten, wenn es mal wirklich knapp wird."

Die Mischung macht's: Bundestrainer Alfred Gislason hat sich für einen jungen, aber auch erfahrenen Kader für die WM im Januar entschieden. DHB-Sportvorstand Axel Kromer ist damit sehr zufrieden.

… die Schwierigkeit mancher Entscheidungen:

"Die Situation im Tor war sicherlich sehr schwierig, weil Till Klimpke auch bei der EM in der Slowakei wirklich gute Leistung gezeigt hat. Und dann ist es so, dass wir mit Marcel Schiller einen Spieler haben, der in letzter Zeit immer dabei gewesen ist auf Linksaußen, der jetzt aber eine Verletzung hinter sich hat. Aber das ist auch eine Abwägung: Welches Opfer bringe ich, wenn ich jemanden nicht mitnehme? Welches Risiko gehe ich ein, wenn ich jemanden, der vielleicht erst in den letzten Wochen ein wenig Belastung ertragen konnte, mit zum Turnier nehme? Und da ist die Entscheidung so gefallen, dass sich Alfred Gislason und sein Team für Rune Dahmke entschieden haben, der beim THW Kiel seit vielen Jahren auf Linksaußen eine ganz solide und wichtige Aufgabe in der Abwehr wie im Angriff spielt und deswegen auch eine nachvollziehbare Entscheidung."

DHB-Sportvorstand Axel Kromer äußert sich zur Absagenflut einiger Spieler vor der Kaderbekanntgabe von Bundestrainer Alfred Gislason.

… die sportliche Zielsetzung für die WM:

"Es ist so, dass wir ja erst am 2. Januar zusammenkommen. Und dann werden wir mit dem Team gemeinsam erst mal arbeiten und dann schauen, in welche Richtung das läuft. Klar ist das eine Vorrunden-Gruppe, die wir überstehen müssen und sollten. Wir spielen gegen Katar, Serbien und Algerien, da wollen wir durchkommen. Und die Hauptrunde ist dann sicherlich auch noch mal ein Schritt mehr. Aber auch da muss natürlich für uns weiterhin der Fokus bleiben, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Wir gehören nicht zu den Mannschaften, die vielleicht andere Nationen als Topfavorit formulieren. Aber wir werden niemals in irgendein Spiel gehen und sagen: 'Da haben wir sowieso keine Chance'. Wir werden bei jedem Spiel daran glauben und dafür arbeiten, dass wir am Ende ein Tor mehr haben als der Gegner."

Welche Ziele hat das DHB-Team bei der WM in Januar? Sportvorstand Axel Kromer: spricht bei Sky über die Vorgaben, nennt aber noch kein konkretes Ziel.

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