Beim Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart ist die gute Laune zurückgekehrt. Danach hat es noch vor einer Woche nicht ausgesehen. Die Stuttgarter sind mit fünf Niederlagen in die neue Saison gestartet.
Eine Bilanz, die Trainer Roi Sanchez den Job gekostet hat. Diese Entwicklung hat sogar Geschäftsführer Jürgen Schweikardt überrascht, wie er am Sky-Mikrofon erklärt: "Es war wirklich so, dass wir geplant haben langfristig mit Roi zu arbeiten. Daran haben wir lange festgehalten. Wir hatten auch nicht vor, nach dem Gummersbach Spiel etwas zu ändern. Aber die Art und Weise, wie das Spiel gelaufen ist, die Verunsicherung hat uns sehr negativ überrascht. Wir haben dann in zwei Tagen viele Gespräche geführt und gesagt: Wir müssen jetzt was ändern, vor den wichtigen Spielen gegen den BHC und Lemgo."
Als schnelle Notfalllösung wurde Michael Schweikardt als Interimstrainer installiert. Der Bruder von Geschäftsführer Jürgen Schweikardt hat selbst beim TVB gespielt und arbeitet seitdem im Jugend- und Scoutingbereich des Vereins. Seine Bilanz zum Einstand: Zwei Siege aus zwei Spielen. "Wir sind überglücklich, dass wir unseren Befreiungsschlag landen konnten gegen Lemgo und den BHC", sagt Linksaußen Patrick Zieker gegenüber Sky.
"Micha hat neuen Schwung reingebracht. Er hat den richtigen Nerv jedes Spielers getroffen." Seine Beschreibung des Interimstrainers klingt wie ein Loblied: "Er ist ein sehr ruhiger Typ, was es angenehm macht, mit ihm zu arbeiten. Er hat auch seinen klaren Plan, wie er spielen möchte. Wir brauchen nicht drüber sprechen, dass es ihm am Handballsachverstand sicher nicht mangelt. Er geht sehr gut auf die Stärken jedes einzelnen Spielers ein. Er ist auch ein sehr witziger Typ, der immer wieder einen guten Spruch auf Lager hat."
Michael Schweikardt grübelt über Zukunft
Nach dem kommenden Spiel gegen Wetzlar will Geschäftsführer Jürgen Schweikardt mit der zuständigen Gesellschafterversammlung sprechen und einen neuen Trainer präsentieren. Könnte aus der Zwischenlösung Michael Schweikardt jetzt auch eine Dauerlösung werden?
"Nach zwei Siegen ist ja klar, dass dieses Thema kommt. Aber wir haben diese Option bisher nicht im Gesellschafterkreis besprochen. Die wird sicherlich aber auch mitdiskutiert." Gesprochen hat Jürgen Schweikardt mit seinem Bruder über diese Möglichkeit noch nicht. "Selbst mit Michael ist noch kein Gespräch geführt worden, ob das für ihn überhaupt eine Option ist und wie das aussehen könnte. Wir waren in so einer kritischen Situation und haben ihn ins eiskalte Wasser geworfen, das hat er bisher bravourös gemeistert. Diese Gespräche müssen wir noch führen."
Ganz ohne Beigeschmack wäre diese Entscheidung aber nicht. Immerhin sitzt mit Vater Günter ein enges Familienmitglied in der entscheidenden Gesellschafterversammlung. Eine Konstellation, die auch Michael Schweikardt selbst ins Grübeln bringt: "Um ehrlich zu sein, ist das mit ein Hauptgrund, was mich zum Überlegen bringt, ob ich das als Cheftrainer wirklich durchziehen würde. Die Fragestellung suggeriert auch immer ein bisschen: Der ist ja nur dort, weil der Vater und der Bruder auch da sind. Aber ich denke mit 16 Jahren Profi-Handball plus A-Lizenz und Trainererfahrung gibt es auch genug Argumente für meine Person als Trainer an sich. Schlussendlich müssen andere entscheiden, ob ich der richtige bin oder nicht, aber auch ich muss mir Gedanken machen, ob ich das so möchte."
Gedanken, die aber frühestens nach dem kommenden Spiel gegen Wetzlar beginnen werden. Bis dahin zählen für Michael Schweikardt nur die nächsten zwei Punkte.