Nach dem Umbruch galt die SG Flensburg-Handewitt im Kampf um die Meisterschaft bestenfalls als Außenseiter, doch nach dem eindrucksvollen Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen ist die erfolgreiche Titelverteidigung ganz nah.
Das Topsiel am Ostersonntag hielt das, was es versprach: In einer spannenden Partie ging die SG Flensburg-Handewitt in Mannheim gegen die Rhein-Neckar Löwen als Sieger vom Platz. Nach einem spannenden 26:23 (12:8) schraubt die SG nun ihr Punktekonto weiterhin hoch auf 52:2 Zähler und hat nun weiterhin vier Punkte Vorsprung auf Verfolger Kiel.
Buric bricht Schweigegelübde
Die Jubeltänze nach Abpfiff waren titelreif, die österliche Handball-Gala meisterlich - doch von einer Vorentscheidung im Kampf um die Schale wollte bei den Flensburger niemand etwas wissen. Zumindest fast niemand: Denn während sich Holger Glandorf und seine Teamkollegen strikt ans selbst auferlegte Schweigegelübde hielten, preschte ausgerechnet Matchwinner Benjamin Buric vor. "Wir sind zu 80 Prozent Deutscher Meister", jubelte Flensburgs Keeper, vollgepumpt mit Adrenalin.
Trainer Maik Machulla, wenige Meter entfernt am Mikrofon, hörte die Aussagen des Bosniers und schaute, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. "Wer Buric kennt, der weiß: Er ist immer sehr schnell mit dem Mundwerk", sagte der Coach mit ernster Miene. Dann huschte ein Grinsen über sein Gesicht: "Er ist noch jung und muss noch lernen. Da reden wir gleich nochmal in Ruhe drüber." Schließlich sei "noch gar nichts entschieden".
"Ich schaue nicht auf die Tabelle"
Doch norddeutsches Understatement hin oder her - auch der Trainer wusste nach dem Auswärtscoup: Vier Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen THW Kiel sind angesichts noch sieben ausstehender Spiele ein riesiges Pfund, der souveräne Erfolg bei den Löwen war ein großer Schritt. Dank der Big Points in Mannheim können sich die Flensburger nun sogar eine Niederlage beim Topspiel in Kiel am 12. Mai erlauben.
"Ich schaue seit vielen Jahren nicht auf die Tabelle", beteuerte Meistermacher Machulla. Natürlich sei er "sehr stolz" auf sein Team, das im 27. Ligaspiel Sieg Nummer 26 feierte. Doch er warnte: "Es ist brutal in der Bundesliga, denn alle wollen uns schlagen, jeder will Punkte sammeln. Deshalb muss man überall wach sein."
Machulla - Nachfolger der Flensburg-Ikone Ljubomir Vranjes - holte in der vergangenen Saison auf Anhieb den Titel, dieser blieb seinem Vorgänger in elf Jahren bei der SG verwehrt. Doch in diesen Stunden es Triumphs erinnert Machulla auch an den Saisonstart. "Ich werde nie vergessen, wo wir herkommen und welche Ansprüche wir Anfang der Saison hatten", sagte der 42-Jährige.
An die Titelverteidigung hat niemand geglaubt
Tatsächlich waren die Erwartungen im vergangenen Sommer angesichts der prominenten Abgänge von Stars wie Spielmacher Thomas Mogensen, Weltklasse-Keeper Mattias Andersson oder Jacob Heinl eher gering. An eine Fortsetzung des Handball-Hochs im Norden glaubte kaum jemand.
Nun, acht Monate später, greift die SG auch in der Champions League nach den Sternen. Mit dem Rückenwind des Löwen-Coups wollen die Nordlichter im Viertelfinal-Hinspiel gegen Telekom Veszprem am Mittwoch ( 19 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport 3HD) die Basis für die Final-Four-Teilnahme legen.