Aus der Traum: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat den Einzug ins EM-Halbfinale in Kroatien verpasst. Das Team um Bundestrainer Christian Prokop unterlag im entscheidenden Hauptrundenmatch gegen Vize-Europameister Spanien 27:31 (13:14).
"Es waren unerklärlich viele technische Fehler. Wir haben das Spiel innerhalb von fünf Minuten abgeschenkt. Das ist sehr bitter", sagte Prokop nach dem Match: "Es sind bei dem Turnier viele Sachen nicht am Optimum gelaufen."
Ebenso fassungslos war Bob Hanning. "Es ist schwer, Erklärungen zu finden. Das war nicht würdig, um ins Halbfinale einzuziehen", sagte der DHB-Vizepräsident Bob Hanning nach einer in der zweiten Halbzeit phasenweise desolaten Leistung: "Wir haben vom Halbfinale geträumt. Das war die Zielsetzung. Das tut besonders weh."
Gute Anfangsphase
In der Anfangsphase stand die Abwehr des DHB-Teams im Zusammenspiel mit Torhüter Andreas Wolff gut, im Angriff bestätigte Julius Kühn seinen Aufwärtstrend. Der Melsunger sorgte mit seinem dritten Treffer für eine 5:3-Führung (11.).
Gegen die äußerst offensiv agierende spanische Deckung fand der Olympia-Dritte zwar auch danach immer wieder Lösungen, die Chancenverwertung ließ aber zu wünschen übrig. Daher schaffte es das deutsche Team auch nicht, sich weiter abzusetzen.
Spanien fand nun immer öfter seinen bulligen Kreisläufer Julen Aguinagalde - meist das einzige Mittel des ehemaligen Weltmeisters gegen eine starke deutsche Defensive um Abwehrchef Finn Lemke. Dennoch lag die DHB-Auswahl fünf Minuten vor der Pause mit 10:12 zurück. "Wir machen zu wenig aus den Top-Chancen", kritisierte Prokop in einer Auszeit.
Dahmke für Gensheimer
Besonders der formschwache Kapitän Uwe Gensheimer und der rechte Rückraum mit Kai Häfner und Steffen Weinhold mussten sich diesen Schuh anziehen. "Wir müssen noch mehr unser Tempospiel nutzen. Da ist Spanien anfällig", sagte Gensheimer nach den ersten 30 Minuten.
Der Linksaußen durfte dabei zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht mehr mithelfen. Prokop brachte Rune Dahmke für Gensheimer. Der Kieler vergab beim Tempogegenstoß aber die große Chance zum 15:14 (33.).
Viele Ballverluste
Die Partie wurde nun hektischer, das deutsche Spiel immer fehlerhafter. Die Ballverluste häuften sich, beim 15:19 betrug der Rückstand erstmals vier Tore (41.). Prokop reagierte und brachte bei eigenem Angriff den siebten Feldspieler. Der Schuss ging nach hinten los. Nach drei Ballverlusten und drei Treffern der Spanier ins leere deutsche Tor stand es 15:22 (43.). Das deutsche Team kämpfte sich zwar noch einmal etwas heran (21:26/52.), doch am Ende herrschten beim Titelverteidiger nach einem enttäuschenden Turnier nur noch Frust und Enttäuschung.