Sky Experte Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne regelmäßig die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Diesmal spricht er über die Dominanz des THW Kiel und das Erfolgsgeheimnis von Filip Jicha.
Weiterhin ungeschlagen in der VELUX EHF Champions League, in der LIQUI MOLY HBL ein grandioser 38:26 (20:14)-Sieg gegen die MT Melsungen - für den THW Kiel läuft es derzeit. Wer kann den Rekordmeister stoppen? Das ist tatsächlich die Frage der Stunde. Das ist der THW, der an alte Zeiten erinnert, als sie die Meisterschaft sehr dominant gewonnen haben.
Stabilste und stärkste Mannschaft zurzeit
Die Zebras sind derzeit der Tabellenführer in ihrer Champions-League-Gruppe mit Auswärtssiegen in Skopje und Veszprem - überragend! Es wäre schon fast enttäuschend, wenn sie das Final 4 nicht erreichen würden. In der Liga wollen natürlich alle den THW schlagen, aber es scheint so, dass sie die stabilste und stärkste Mannschaft zurzeit sind.
Am Donnerstag steht das Spitzenspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen (ab 18:30 Uhr live auf Sky Sport 2 HD) an. Natürlich haben die Löwen eine Chance gegen den THW, das ist nominell gar keine Frage, aber die Kieler sind zurzeit besser drauf. Das ist eine andere Konstanz, eine andere Selbstverständlichkeit und offensichtlich auch ein anderer Teamgeist, der gerade in Kiel herrscht.
Perfekte Zusammenführung aller Faktoren
Vor jeder Saison wird der THW als der Favorit gehandelt und das seit Jahren, einfach weil der Rekordmeister auch die stärkste Ansammlung von Spielern hat. In dieser Saison muss man ehrlich sagen, dass der THW das Potenzial das er hat, voll ausschöpft. In erster Linie ist es das perfekte Zusammenführen aller Faktoren, die Kiel in ihrer individuellen Stärke immer auszeichnet.
Filip Jicha hat einige Stellschrauben verändert und man sieht schon seine Handschrift. Das Führungstrio mit dem Trainer, Geschäftsführer Viktor Szilagyi und Co-Trainer Christian Sprenger passt einfach menschlich zusammen. Die drei verstehen sich gut, die drei harmonieren und zeigen unheimlich viel Leidenschaft.
Viel Videostudium
Jicha ist ein sehr akribischer Arbeiter, der die Chance auch als die versteht, die sie ist. Er weiß es zu schätzen, was er dort für eine Möglichkeit bekommt hat, beim THW Kiel als seine erste Trainerstation zu arbeiten. Er betreibt unheimlich viel Videostudium, um sich optimal vorzubereiten und legt alles, was er hat in diese erste Trainerstation rein. Das finde ich sehr beachtlich und ich glaube, dass so etwas eine Mannschaft sieht und auch spürt und das Team ihm da auch bedingungslos folgt.
Er gibt jedem Spieler ausreichend Spielanteile, momentan ist niemand im Kader unzufrieden. Wenn man Spiele gewinnt, geben dir all deine Methoden recht. Das wird dann schnell als Erfolgs-DNA herauskristallisiert und als das begründet. Ich bin da aber immer zweigeteilter Meinung, in Spitzenspielen sollte man schon seine erste Sieben haben, die einem die Kastanien aus dem Feuer holt. Bei ihm ist das nicht so und das scheint zu funktionieren.
Jicha will "mehr Tiefe"
Der Coach hat schon 16 - 18 herausragende Spieler zur Verfügung. Wenn man sich mit ihm unterhält und ihn fragt, wo er sich kadertechnisch noch verbessern möchte, dann sagt er immer: "Mehr Tiefe". Aber es gibt jetzt keinen Spieler auf der Welt, wo man sagt, den muss der THW unbedingt haben.
Im nächsten Jahr kommt Sander Sagosen, der vielleicht zurzeit talentierteste Spieler auf dem Planeten. Da verstärken sich die Norddeutschen qualitativ, ansonsten geht es eben darum, noch mehr Möglichkeiten zum Wechseln zu haben. Und das macht Jicha zurzeit wirklich herausragend.