Schwere Tage für Alfred Gislason: Nach dem schlechtesten Saisonstart seit 15 Jahren steht der Trainer vom THW Kiel heftig in der Kritik - darüber hinaus macht ihm eine schmerzliche Operation zu schaffen.
Nach der Demütigung von Wetzlar zog der Kiel-Trainer die Notbremse. "Es ging einfach nicht mehr", sagte der Isländer, von Schmerzen geplagt. Ausgerechnet in der schwersten sportlichen Krise seit 15 Jahren setzt eine Bandscheiben-OP den in die Schusslinie geratenen Gislason außer Gefecht.
"Ich hatte gehofft, den Eingriff bis Januar verschieben zu können", sagte der 58-Jährige. Doch statt mit seiner Mannschaft zum Auswärtsspiel in der Champions League am Sonntag bei KS Vive Kielce zu fliegen und gegen die beißende Kritik anzukämpfen, muss Gislason wegen der "unumgänglichen" Operation das Bett hüten.
Kein Bekenntnis zum Trainer
Ob der langjährige Erfolgscoach überhaupt noch einmal auf die Trainerbank zurückkehrt, ist angesichts des schlechtesten Ligastarts seit 2002 ungewiss. Die Verantwortlichen gingen am Tag nach der Liga-Pleite jedenfalls erstmal auf Tauchstation.
"Wir reden jetzt intern", so die klare Botschaft der Klub-Bosse. Kein Kommentar, kein Statement zur aktuellen Lage. Und erst recht kein Bekenntnis zum schwer angeschlagenen Gislason.
Gislason nimmt Blamage auf seine Kappe
Nach der dritten Pleite im sechsten Ligaspiel sprach der zunehmend ratlos wirkende Trainer von einer "gewissen Resignation in der Mannschaft" und nahm das Debakel auf seine Kappe. "Vielleicht war das meine Schuld", sagte er niedergeschlagen.
In seinem zehnten Jahr auf der Kieler Bank findet der erfolgreichste Trainer der Klubgeschichte offensichtlich keinen Draht mehr zu seinem hochbezahlten Personal. Innerhalb des Teams wird seit Wochen über Aufstellung und Zusammenstellung der Mannschaft gemosert.
Ultimatum in der Liga
Nach Jahren des Umbruchs und zwei dritten Plätzen wollte der 20-malige deutsche Meister wieder angreifen, doch es ist kein Fortschritt zu erkennen. "Der Zug deutsche Meisterschaft ist abgefahren. Jetzt geht es darum, die Ehre des THW Kiel zu retten", sagte Ex-Weltmeister Christian Zeitz.
Viel Zeit für den Turnaround bleibt nicht. Nach zwei Champions-League-Spielen steht am 1. Oktober das Liga-Gastspiel bei den Rhein-Neckar Löwen (So., 15:00 Uhr live auf Sky) auf dem Programm. Verliert Kiel auch beim deutschen Meister, dürfte der Traum vom 21. Meistertitel endgültig vorbei sein.